DRAMA/KOMÖDIE: USA, 2009
Regie: Joel und Ethan Coen
Darsteller: Simon Helberg, Richard Kind, Adam Arkin
Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Oberhaupt der Familie Gopnik: Die streitsüchtigen Kinder befetzen sich, der labile Onkel verspielt das letzte Geld, die untreue Ehefrau will die Scheidung. Doch das ist erst der Anfang: Von einem koreanischen Studenten erpresst, von windigen Anwälten betrogen und von lästigen Telefon-Plattenverkäufern genervt, sucht Larry Trost und Rat beim Rabbiner. Doch dort hört er Geschichten, die ihm auch nicht weiter helfen
KRITIK:Ein cineastisches Naturgesetz besagt, dass nur jeder zweite Coen-Film wirklich rockt. Auf das völlig unnötige Tom Hanks-Vehikel LADYKILLERS folgte der brillante NO COUNTRY FOR OLD MEN. Danach kam der eher maue Spionage-Slapstick BURN AFTER READING. Hohe Erwartungshaltung also für A SERIOUS MAN, dem laut Vorabkritiken "persönlichsten" und "ernsthaftesten" Coen-Film ever.
Es stimmt: Die Lacher sind tatsächlich sehr spärlich gesäht; die Herrschaften gehen mit einem für ihre Verhältnisse beinahe heiligem Ernst zu Werke. Doch der Reihe nach.
Die Geschichte spielt im Jahr des Herrn 1967. "If you want somebody to love", singen Jeffersons Airplane im Kopfhörer des jungen Danny Gopnik, der sich im Bar Mitzwa-Unterricht langweilt und sich mehr für verbotene Zigaretten als für Tora-Sprüche interessiert. Indes mehren sich die Hiobsbotschaften. Vater Larry will den Zusammenbruch seiner Existenz nicht kampflos hinnehmen. Doch auch der Rabbi kann nicht so recht erklären, warum Haschem all das Unglück zulässt. Und was hat es mit den hebräischen Buchstaben im Mund eines Goi auf sich?
Kurzer Einwurf: Zum besseren Verständnis der Geschichte kann es nicht schaden, den Wikipedia-Links im letzten Absatz zu folgen. FILMTIPPS.at hat ja bekanntlich einen Bildungsauftrag, den wir ernst nehmen ;-)
Man merkt schon: Die Coens werfen hier einen nostalgisch gefärbten Blick zurück in ihre Jugend in einer jüdisch geprägten Vorstadt ihrer Heimat Minnesota. Ja, der Film handelt auch von Religion - aber selbstverständlich ohne in irgendeiner Weise zu frömmeln oder gar suspekte Botschaften ans Publikum zu bringen. Im Gegenteil: Mit der bekifften Bar Mitzwa-Szene und den haarsträubenden Nonsens-Geschichten, den die Rabbis von sich geben, dürften sich die Brüder in gottesfürchtigen Kreisen keine Freunde machen.
Bleibt noch zu sagen, dass diese kleine, pechschwarze Tragikomödie keine Gefangenen nimmt: Nach einem verhaltenen Start wächst sich A SERIOUS MAN zu einer Erzählung von beinahe alttestamentarischer Härte aus. Im letzten Drittel wird einem sukzessive der Boden unter den Füßen weggezogen, und die grimmige Schlusspointe ist definitiv nicht zum Lachen. Aber seht selbst ...
Grimmiger und härter noch als NO COUNTRY FOR OLD MEN: Die Coens haben sich selbst übertroffen in dieser tragischen, pechschwarzen Schicksals-Geschichte, die die meisten Lacher im Keim erstickt. Respekt, Jungs, langsam werdet ihr erwachsen. Oder zumindest ein wenig ernsthaft. Gut so.