KOMÖDIE: USA, 2004
Regie: John Waters
Darsteller: Tracey Ullman, Johnny Knoxville, Selma Blair, Chris Isaak
Sylvia Stickels (Tracey Ullman) ein Desperate Housewife zu nennen wäre eine schlimme Untertreibung.
Sex kennt die stressgeplagte Frau nur noch von den Geräuschen,
die ihr Ehemann von sich gibt, wenn er sich mit einschlägigen Magazinen auf die Toilette zurückzieht,
während Töchterchen Caprice als Busenwunder durch die örtlichen Stripclubs tingelt.
Doch nicht nur in der eigenen Familie bemerkt Sylvia einen zunehmenden Hang zur sexuellen Perversion.
Auch die Nachbarschaft fällt durch sexuelle Ausschweifungen auf. Und dann passiert es: Nach einem bizarren Verkehrsunfall wächst auch Sylvias sexueller Hunger ins Unermessliche. Wie gut, dass der charismatische Sex-Guru Ray Ray (Johnny Knoxville) in der Stadt seine Zelte aufgeschlagen hat. Doch eine Anti-Sex-Bürgerwehr ist rasch gegründet ..
Endlich - der lang ersehnte neue Film von John Waters ist auf DVD erschienen.
Der legendäre Regisseur aus Baltimore, den Fans ehrfurchtsvoll "Pope of Trash" oder "King of Puke" nennen,
bewegt sich nach einer Reihe relativ gemäßigter Filme ("Pecker", "Serial Mom") wieder back to the roots ...
In "A Dirty Shame" befasst sich Waters mit dem weiten Feld der sogenannten sexuellen Perversionen.
Falls ihr, werte Leser, der Meinung seid, bereits genug über dieses spannende Thema zu wissen, dann lasst Euch bitte von John Waters eines Besseren belehren. Die - ahem - eigenwilligen sexuellen Vorlieben, die in "A Dirty Shame" zelebriert werden, lesen sich nämlich wie ein who is who aus dem Lexikon der Perversionen.
Oder habt ihr schon von den Freuden des "Sploshing", der "Mysophilie", von "Upper Deckers", "Römischen Duschen" oder "Brauner Sahne" gehört?
Nein. Ich nämlich auch nicht. Aber keine Angst, im übrigens ziemlich lustigen Making Of wird das alles sehr genau erklärt.
Schön, und wie ist der Film jetzt wirklich? Witzig. Überdreht und einigermaßen bizarr.
Erfrischend unkonventionell und durchgeknallt. Zugegeben, stellenweise ein bissi dämlich.
Aber trotzdem sympathisch, fröhlich und lebenslustig. Ein echter John Waters eben.
Und in seiner Kernaussage - "Sex ist nicht böse, Herr Bush" - gesellschaftspolitisch nicht unbedingt das blödeste Statement.
Auf Handlung im herkömmlichen Sinn wird übrigens - wörtlich - geschissen (u.a. von David Hasselhoff in einem witzigen Gastauftritt).
Ach ja, die Schauspieler: Das verzweifelte Sex-Monster Sylvia Stickles wird gespielt von Tracy Ullman, Eightees-Nostalgikern vielleicht noch von ihrem Hit "Sunglasses" bekannt, ihren frustrierten Gatten gibt Schnulzensänger Chris Isaak ("Wicked Game"), und als unwiderstehlicher Sexgott war "Jackass"-Saubartel Johnny Knoxville gewiss nicht die schlechteste Wahl.
In diesem Sinne: "Let's go sexing!"
Ein neuer John Waters. Wer den Regisseur kennt und liebt, sieht sicherlich einen der besseren Filme dieses Jahres. Allen anderen sei diese wirklich tabulose Komödie als intelligentes (na ja :-) Kontrastprogramm zu American Pie und Konsorten empfohlen.