KATASTROPHENDRAMA: USA/ CAN, 2009
Regie: Ronald Emmerich
Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Woody Harrelson, Oliver Platt, Thandie Newton, Danny Glover, Chiwetel Ejiofor
Die Welt geht wiedermal unter. Diesmal erwärmt sich der Erdkern so stark, dass die Kontinentalplatten zu driften anfangen. Oder so ähnlich. Und wiedermal bekommen wir einen repräsentativen Querschnitt der amerikanischen Oberschicht und deren Sicht der Dinge...
KRITIK:So weit, so gut. Tadelloser Beginn. Wissenschaftler aus Indien entdeckt bevorstehenden Weltuntergang, Weißes Haus wird alarmiert. Mit ihm befreundeter, afroamerikanischer Wissenschaftler Chiwetel Ejiofor steigt sofort in höchste Kreise auf. Daneben John Cusack als erfolgsloser Schriftsteller und Chauffeur von fetten Oligarchenzwillingen, der mit seinen Kindern einen Ausflug macht, bevor sie wieder im Mama Amanda Peets Schoß heimkehren und deren Porschechirurgenneogatten.
Dann gibt es noch den verrückten Verschwörungstheoretiker Woody Harrelson, der bewaffnet mit mobilem Radiosender das Ende der Welt als Erster ankündigt. US- Präsident Danny Glovers Tochter ist Kunstexpertin Thandie Newton, die den Inhalt des Louvres und Konsorten in Sicherheit bringt und sein Wissenschaftssprecher der erfrischend skrupellose Oliver Platt, der einen Rettungsplan hat und nebenbei Vorgesetzter von Chiwetel Ejiofor ist. Somit schließt sich der Kreis.
Okay, wirklich okay. Nette Charaktere. Echte Menschen, keine obercoolen Kampfmaschinen, das mag ich. Echte Probleme: Gescheiterte Existenz, Weltuntergang. Das kommt in den besten Familien vor.
Ein paar Anspielungen hier (deutsche Kanzlerin, Queen, Governator Arnie...), eine pseudowissenschaftliche Aussage da. Sogar ein bissi Systemkritik, etwa wie die Überlebenden ausgewählt werden, nämlich nicht nach genetischer sondern nach finanzieller Disposition. Und wer mit der Wahrheit ans Licht will, wird sich bald in ewiger Dunkelheit wiederfinden.
Dann plötzlich die obligate Einsicht: "Wir dachten wir hätten mehr Zeit". Die Erde wackelt, bricht auf. Ein Riss in L.A., dann geht die ganze Stadt unter und unser Held John Cusack schafft es in allerletzter Sekunde, also wirklich bevor ihm sprichwörtlich und real der Boden unter den Füßen weggezogen wird, mit einem Flugzeug die Seinen fürs erste zu retten.
Spektakulär. Spannend. Sympathische Charaktere, die ernst genommen werden, hab ich schon erwähnt, oder? Und ein Hobbyfilmkritiker, der die Stirn runzelt. Was haben nur alle anderen Hobby- oder Profifilmkritiker gegen den neuen Emmerich. Das er nach denselben Mustern wie The Day after Tomorrow und Independence Day funktionieren würde, wussten doch eh alle vorher, darüber braucht man sich echt nicht aufzuregen. Der Film ist unterhaltsam, mitreißend und die Spezialeffekte einfach atemberaubend. Ja wirklich, schon wieder ein klares: "Alles zuvor gesehene wird in den Schatten gestellt". Wow, dieser Film wird mir gefallen.
Sprach's und sah die zweite Hälfte...
In seiner ersten Hälfte solider, jedoch in der zweiten Hälfte grottenschlechter Katastrophenfilm, der durch übertriebene Rettungen in letzter Sekunde im Minutentakt völlig übertreibt und ab dem letzten Drittel nur noch ermüdet, weil von einer augesetzten, sinnlosen, nichttorydienlichen Actionszene zur nächsten hetzend. Die Charaktere anfangs noch ganz interessant, nutzen den Weltuntergang ausgiebig um ihre persönlichen Probleme zu lösen und ihren geheimen Wünsche zu erfüllen, sodass jede südamerikanische Telenovela sich vor diesem triefendem Kitsch und verbotener Unsinnigkeit fremdschämen würde. Im Grunde sehnt man sich nur noch das Ende herbei, aber leider verklemmt sich hier ein Fuß, da kommt plötzlich einen Flutwelle und dort küssen sich alte Liebende, die eine Sekunde vorher ihre aktuellen Partner verloren haben, und dazwischen plärren Gutmenschen (verdammt, jetzt benutzte ich das Wort auch schon) irgendwas von Menschlichkeit. Emmerich meint es sicher nur gut. Aber trotzdem sterben die bösen, egoistischen, nicht-amerikanischen und nicht so schönen Menschen alle, damit die guten, schönen amerikanischen Menschen überleben können.
Afroamerikaner zählen übrigens inzwischen zu den Guten und Schönen. Immerhin. Danke Obama.