ACTION: USA, 2009
Regie: Ruben Fleischer
Darsteller: Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone, Bill Murray
Amerika in der nahen Zukunft: Die Vereinigten Staaten wurden offiziell in "Zombieland" umgetauft, aber eine wirkliche Öffentlichkeit gibt es ohnehin nicht mehr. Ein Virus hat nämlich die Hälfte der Bevölkerung in nach Menschenfleisch gierende Zombies verwandelt, wodurch von der anderen Hälfte auch nicht mehr viel übrig ist.
Einer der wenigen Überlebenden ist "Columbus" (Jesse Eisenberg), ein College-Student, der es mit seinen 33 goldenen Regeln (darunter: "Beware of bathrooms!" oder "Avoid strip clubs!") geschafft hat, die Zombie-Apokalypse im Grunde unbeschadet zu überstehen. Und das, obwohl seine erste Begegnung mit einem Untoten ausgerechnet seine attraktive Nachbarin war, die nach einer Bissverletzung beim sympathisch-naiven Loser Schutz suchte, diesen aber kurze Zeit später trotz aller Annäherungsversuche nur zum Fressen gern hatte.
Als Columbus auf seiner Reise nach, nun ja, Columbus im Bundesstaat Ohio auf den knallharten Möchtegern-Cowboy "Tallahassee" (Woody Harrelson) trifft, der eigentlich nur auf der Suche nach seinen geliebten "Twinkies" (eine Art Cremekuchen) ist, beschließt das ungleiche Paar, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Nicht ahnen konnten sie allerdings, dass das gefinkelte Schwesternduo "Wichita" (Emma Stone) und "Little Rock" (Abigail Breslin) selbst inmitten der Zombiehölle nicht an menschlicher Zusammenarbeit interessiert ist, sondern einen Rettungsversuch der beiden Männer gnadenlos ausnutzt, um deren Auto sowie Waffen zu stehlen. Nun müssen sich die beiden alleine bis in den Westen durchschlagen, wo angeblich noch andere Leute am Leben sein sollen - oder können sie die Mädels doch noch zur Vernunft bringen?
KRITIK:Ursprünglich war "Zombieland" als Serie gedacht und die erste Stunde des Films stellt mehr oder weniger auch nur den vorgesehenen Piloten dar. Da aber niemand Zombies im Hauptabendprogramm sehen wollte und die Männer mit dem großen Geld das Thema lieber weiterhin "feature film only" belassen wollte, entschloss sich das Team um Regisseur Ruben Fleischer und Drehbuchautor Paul Wernick, einen Kinofilm aus der Idee zu machen.
Aber auch ohne diese Hintergrundinformation merkt man dem Film stellenweise an, dass da ursprünglich noch einiges mehr kommen sollte. So zeigt einem der Film von den proklamierten 33 Regeln zum Überleben der Zombiekatastrophe im Endeffekt nur die Hälfte und nahezu ebenso wenig über die Hintergründe des Virusausbruches (die in typischen Zombiestreifen ja meist früher oder später ans Tageslicht treten). Auch die sehr amüsante Episode mit Zombie-Bill-Murray wirkt im Kontext ein wenig konstruiert und will nicht so recht in das Gesamtkonzept des Filmes passen. Und wieso sich die beiden Mädels einbilden, in einem kalifornischen Vergnügungspark vor den daraufhin in Massen herbeiströmenden Zombies sicher zu sein, wird dem Zuseher auch nicht wirklich klar gemacht.
Davon abgesehen ist "Zombieland" endlich das, was sich jeder Horror- und Actionfilmfan schon lange gewünscht hat: Eine echte Untoten-Komödie, deren Witz nicht nur darin liegt, Menschen möglichst billig und spektakulär zerfleischen zu lassen oder die mit Jokes und Effekten ausgestattet ist, die so schlecht sind, dass sie schon wieder amüsant wirken - nein, der Streifen ist wohl die perfekte Fusion von Comedy und Horrorflick und somit für Anhänger beider Genres gleich unterhaltsam.
Dies liegt vor allem am großartigen Cast, dessen vier Schauspieler die ganze Geschichte mühelos alleine tragen - der Rest besteht schließlich nur aus grunzenden und aus allen Löchern blutenden Zombies. Hierbei brilliert natürlich Woody Harrelson als mit texanischem Akzent ausgestatteter Redneck, aber auch Jesse Eisenberg beweist nach Adventureland einmal mehr, dass er die Rolle des etwas unbeholfenen-schüchternen, aber dafür umso liebenswerteren Teenies voll drauf hat. Der Vergleich mit einem neuen Michael Cera liegt einmal mehr nahe - auch, wenn sich der wahrscheinlich nicht auf einen Zombiefilm eingelassen hätte. Emma Stone spielt gekonnt die Rolle des kessen, aber durchtriebenen Highschool-Schwarms und Abigail Breslin als ihre Schwester eine Zwölfjährige, die trotz elterlichem Verlust mehr drauf hat als so mancher Erwachsener.
Was dem Film aber das Sahnehäubchen aufsetzt, sind zwei Dinge:
Zum einen der gnadenlose Einsatz des Stilmittels Gewalt, das dennoch nicht überzogen wirkt, sondern immer passend ist und dem, was einem die Szene vermitteln will, in seiner Intensität entspricht. Klar, Tallahassee übertreibt es ein wenig und verballert beim Zombiekillen wohl mehr Munition als vielleicht schlau wäre. Doch mal ehrlich, wer von uns würde nicht die Gelegenheit nutzen und in einer derart trostlosen Situation auch einmal richtig die Sau rauslassen? Die fiktive Jagd nach dem "Zombie kill of the week" ist dabei nur Resultat des Geisteszustands, in dem man sich inmitten einer Welt aus lebenden Toten befinden muss.
Zum anderen ist es das sympathische Wesen der Charaktere, die all dem Unglück zum Trotz versuchen, noch irgendwie menschlich zu bleiben, sich dabei aber deutlich - und nachvollziehbar - schwer tun. Natürlich ist in einer zerstörten und verseuchten Welt jeder auf sich alleine gestellt, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass jeder der Vier sich dennoch zumindest bemüht, ein bisschen was von dem zu erhalten, was die Menschen einst ausgemacht hat.
Eine fast schon philosophischer Schwenk für eine Zombie-Action-Komödie.
Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn "Zombieland" eine mehrere Folgen umfassende Serie geworden wäre - aber auch so weiß der Film deutlich zu unterhalten, ohne auf alte Klischees bauen zu müssen, und gibt dem Genre dadurch eine völlig neue Note. Definitiv kein Meisterwerk, definitiv aber einer der besten Actionstreifen, die das Kino der letzten paar Jahre hervorgebracht hat.