OT: Zombi 3
HORROR: Italien, 1988
Regie: Lucio Fulci, Bruno Mattei, Claudio Fragasso
Darsteller: Deran Serafian, Beatrice Ring, Ottaviano Dell' Acqua, Massimo Vanni
Aus dem Militärlabor entfleucht ein hochgefährliches Virus und läutet die Apokalypse ein. Fürderhin jagen Zombies die in diesem Film nur unwesentlich intelligenteren lebenden Ex-Artgenossen durch die Botanik...
Da sagt nochmal einer was gegen 3D. Das 3D-Cover des dieser Tage von XT herausgebrachten Extended Cut von ZOMBI 3 (aka ZOMBIE 3) sieht mal wirklich schick aus. Natürlich ist der Film selbst nach wie vor nur in 2D zu sehen und wenn man ihn mit ernstzunehmenden Zombiefilmen vergleicht, ist er freilich auch in seiner längeren Fassung das kleine Fiasko, welches er schon immer gewesen ist. Freunde der Pestilenz dürfen sich aber freuen: Der Extended Cut bietet einen Prolog, der mit noch weiteren triefenden und aufplatzenden Eiterbeulen aufwartet; als gäbe es von diesen im normalen Feature nicht schon genug...
Anyway, ZOMBI 3 ist die Quasi-Fortsetzung zu Fulcis 10 Punkte-Gore-Klassiker WOODOO- SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES, welcher im Original bekanntermaßen ZOMBI 2 hieß. (Achtung! Jetzt wird's kompliziert: Einen ZOMBI 1 gibt es nicht und mit Fulcis ZOMBI 2 wollte man seinerzeit aus vermarktungstechnischen Gründen suggerieren, der Film wäre eine Fortsetzung zu Romeros überaus erfolgreichen DAWN OF THE DEAD, der wiederum im europäischen Raum zunächst als -Jetzt kommt des Rätsels Lösung!- ZOMBIE, bzw. ZOMBI vermarktet wurde. Um die Verwirrung komplett zu machen, folgten später noch die inhaltlich ebenfalls autarken ZOMBI 3 und 4. Wobei zumindest in Sachen Trash, Schlock und Unfug zwischen 3 und 4 wiederum eine kaum zu leugnende Seelenverwandtschaft besteht...)
Sowohl in den Credits als auch auf dem Cover steht nach wie vor Fulcis guter Name hinter dem "Regia di...". Dabei vermag niemand genau zu sagen, wieviel Fulci hier überhaupt drin steckt. Der Maestro hätte sich von einem Pickel auf dem Allerwertesten nämlich nicht vehementer distanzieren können, wie er es im Falle von ZOMBI 3 getan hat.
Der Legende nach hat er schon während der Dreharbeiten die Flinte ins Korn geworfen. Die Produzenten hingegen haben später erklärt, Fulci hätte aus gesundheitlichen Gründen den Regiestuhl geräumt. Der Maestro jedoch deutete an, dass er mit dem "nutzlosen Drehbuch" von Claudio Fragasso nichts anzufangen wußte. Alle Szenarien sind vorstellbar, denn erstens war Fulci zu diesem Zeitpunkt bereits schwer zuckerkrank und zweitens wirkt das Skript von Fragasso tatsächlich so, als hätte er es morgens zwischen fünf und halb sechs auf dem Klo geschrieben.
Die Story ist gekleidet im einfachsten Gewand. Eines, das von strunzdoofen Dialogen (welche wiederum durch die deutsche Billigstsynchronisation gar noch um einiges verdummfacht werden...) und einer schröcklich aufgesetzt wirkenden Öko-Botschaft zusätzlich zerfleddert wird.
Man munkelt, dass der Endschnitt lediglich 20 Minuten Material enthält, welches tatsächlich von Fulci stammt. Wahrscheinlicher ist, dass es sogar nur um die 5 Minuten sind. Der ganze große Rest sieht verdächtig nach Produzent und Drehbuchautor Claudio Fragasso aus. Und riecht nach Schützenhilfe dessen alten Spezis Bruno Mattei. Einem Mattei nicht in relativ formidabler THE OTHER HELL- oder REVOLTE IM FRAUENKNAST-Form, versteht sich, sondern einem Mattei in bescheidenem HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN-Mood...
Eine glaubhafte Version: Vom so eigentümlichem Maestro-Fulci-Zombie-Style, der dessen Splatterfilme vom erwähnten WOODOO bishin zur GEISTERSTADT DER ZOMBIES zu Klassikern ihrer Art machten, ist in ZOMBI 3 nicht viel zu spüren; die Schlampigkeit der Herren Fragasso und Mattei indes ist allgegenwärtig.
ZOMBI 3 ist fürwahr ein auffallend stupider Vertreter seiner Art. Ein Film, der von seiner fast ausnahmslos aus Schmierenkomödianten bestehenden Schauspielerriege nichts weiter verlangt, als planlos durch irgendwelche verwüstete Ferienresorts, verlassene Geisterdörfer, Häuserruinen, Bretterbuden oder einfach durch die Pampas zu irren, wo man von einer Zombieattacke in die nächste stolpert.
Ebenso wie die Handlung folgen auch die Zombies keiner Struktur: Mal schlurfen sie old-school-like durch die Gegend; dann wieder treten sie wie Mischungen aus Leichtathleten, Flummis und Karatekämpfern auf. Mal können sie sprechen, mal nicht. Außerdem sind sie wahre Meister des gepflegten Überraschungsangriffs. Wenn sie ihren arglosen Opfern auflauern, verstecken sie sich schon mal gerne in Strohhaufen; und einmal gar in einem Kühlschrank(!). Als Faustregel für diese 91 im Grunde repetitiven Minuten gilt außerdem: Kommt eine notdürftig zusammengezimmerte Bretterwand ins Bild, brechen dort im nächsten Augenblick garantiert irgendwelche Eiterfressen durch...
Die quasi in Endlosschleife ablaufenden Zombieangriffe werden nur gelegentlich durch Scharmützel mit Zombie-Vögeln (!), flugfähigen (!!) Zombieköpfen (!!!) oder den obligatorischen (frisch aus THE CRAZIES geklauten) Säuberungskommandos aufgelockert. Das geht solange, bis nur noch zwei Rumpeldarsteller übrig sind und der mit einem schrecklichen Song untermalte Abspann den Feingeist erlöst. (Wobei der Score von Stefano {QUELLA VILLA IN FONDO A PARCO} Mainetti eigentlich recht knackig ins Ohr geht. Hörproben diesbezüglich gibt's im Trailer...)
Verglichen mit Romeros Marksteinen oder den Zombiefilm-Evangelien eines Lucio Fulci (die da natürlich WOODOO, EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL, GEISTERSTADT DER ZOMBIES und DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER heißen) ist ZOMBI 3 natürlich ein grottiger Film, der in Marianengrabentiefe unter der Würde der vorgenannten Klassiker vegetiert.
Andererseits ist nicht zu leugnen, dass der Trash-resistente Freund des abstrusen Zombieschlocks durchaus Unterhaltungswert aus dem blut- und eitertriefenden Unfug ziehen könnte. Denn ZOMBI 3 nimmt nach einer anfänglichen, noch lachhaften Schießerei (mit unsichtbaren Einschußlöchern) mit einer schön in Nahaufnahme gezeigten Selbstamputation einer infizierten Hand dann tatsächlich Gore'n'Fester-Fahrt auf. Die immer wieder eingestreuten mal himmelschreiend doofen, mal einfach nur köstlichen Absurdidäten sowie die vielen kruden Spezialeffekte lassen dann tatsächlich so etwas wie Kurzweil aufkommen.
Nicht auszuschließen, dass man an guten (oder bekifften) Tagen, ob eines von zwei Protagonisten anläßlich der schweren Verletzung einer Gefährtin geführten Dialogs wie diesem ("Sie ist schwerverletzt. Sie muss dringend in ein Krankenhaus!" - "Hier gibt es kein Krankenhaus!" - "Aber ein Hotel! Bringen wir sie dorthin!") dann nicht weinen, sondern sogar ein kleinbisschen schmunzeln muss. Und vielleicht offenbart sich in diesen feucht-fröhlichen Stunden dann auch das Verständnis dafür, dass man in einem verlassenen Hotel (and in the hour of need) durchaus auf eine prall mit Maschinengewehren und Handgranaten gefüllte Militärwaffenkammer stoßen kann...
Wenn noch Bier übrig ist, empfiehlt sich, gleich mit dem noch schlockigeren, stupideren Trashfest OLTRE LA MORTE (aka ZOMBIE 4 - AFTER DEATH) weiterzumachen. In diesem Sinne: "Wie kommen Sie dazu, den infektiösen Leichnam zu verbrennen?" - "Das Problem musste aus der Welt!" - "Aus der Welt? Haben Sie noch nie gehört, dass Aschepartikel, die in die Luft geschleudert werden, wieder auf die Erde zurückfallen können?" - "Das ist doch Blödsinn! Science Fiction!"
Jetzt muss ich schmunzeln. Blödsinn. Science Fiction. Wie wahr!
Auch wenn ZOMBI 3 immer noch Lucio Fulci zugeschrieben wird; die Legende erzählt, dass der Maestro nach etwa 15 Minuten Reißaus vom Set genommen hat. Entnervt vom dumpf-, stumpf- und unsinnigen Schlock, der da Schwarz auf Weiß im etwa zehn DIN A5-Seiten umfassenden Drehbuch des berüchtigten Claudio Fragasso geschrieben stand. Nachdem er sich tapfer durch Drehbuchvorgaben wie diese (Rumpeldarsteller A wird von links von drei eitertriefenden Zombies attackiert...- Rumpeldarstellerin B wird von oben von fünf eitertriefenden Zombiehänden aus dem Bild gezogen...-Zombievogelangriff von allen Seiten...- Als Rumpeldarsteller Z den Kühlschrank öffnet, fliegt ihm ein abgetrennter Zombiekopf entgegen und beißt ihm in die Kehle...) gekämpft (und einen Bruchteil davon sogar gedreht) hatte, musste selbst die große, alte Koryphäe des italienischen Zombiefilms resignieren. Sein Trash-und Eiterfest musste Fragasso notgedrungen selbst fertigstellen, wobei er auf die Schützenhilfe von Bruno (DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN) Mattei bauen konnte. Als ernstzunehmender Genrebeitrag ist ZOMBI 3 freilich eine Katastrophe; als billiges, abstruses Zombiefilmspektakel hat das Ganze unter den richtigen Voraussetzungen (Hirn im Standby-Modus, viel Bier, Kumpels mit Humor an der Seite) allerdings einen nicht unbeträchtlichen Unterhaltungswert. Und vor allem: Trockennebel galore!