EASTERN: JPN, 2003
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Tadanobu Asano, Michiyo Ookusu
Zatoichi kommt auf seiner Wanderung in ein Dorf, in dem sich zwei rivalisierende Gangsterbanden die Macht teilen. Als Zatoichi sich mit einem Spieler anfreundet und mit ihm in der ansässigen Spielunke besucht, teilt der heftig aus, als er bemerkt, dass das Haus schummelt. Die Gangsterbanden werden auf ihn aufmerksam. Weiters suchen zwei junge Geishas nach dem Mörder ihrer Eltern und ein hartgesottener Ronin ist auf der Suche nach Aufträgen um Geld für die Behandlung seiner kranken Frau zu verdienen.
KRITIK:Takeshi Kitano gehört längst zu den wenigen japanischen Meisterregisseuren der Gegenwart. Zwanzig Jahre im Geschäft und noch lange kein altes Eisen geworden. Wie frisch und zeitgemäß er diese Samuraigroteske um den legendären japanischen Kulthelden "Zatoichi" inszeniert, ist bewundernswert.
Dass er diesen blinden Samurai auch noch selber spielt, umso mehr. Ein mönchsartiger, gebrochener, schweigsamer Blondschopf (!), Kitano selbstironisch und albern wie man ihn kennt. Hier und da erinnert mich das Allroundtalent Kitano an den von mir heißgeliebten Roman Polanski. In Sachen Humor können sich die beiden schmunzelnd das Wasser reichen! Der Film bietet reinste Unterhaltung, ist schrill und skurril, dann wieder elegisch und brutal ohne aber eine seltsame Authentizität und Originalität zu verlieren.
Es gibt wunderbar unerwartete Momente der Komik, seltsam porträtierende Rückblenden, wunderbar-pfiffige Aufnahmen, eine Zen-artig ruhig gleitende Kamera und liebevoll ins Szene gesetzte Schauplätze: Karg, düster und kalt, wie die Kaiserzeit Japans gewesen sein könnte oder war, ein vorherrschendes Braun in strikter, reduzierter Architektur.
Der Soundtrack findet in seiner seltsamen Mischung aus (Industrial ?-) Electrosound und Percussionrythmen unkonventionell zur Stimmung der Szene, meist bedrohlich in den beinharten Kampfszenen. Diese sind ebenso großartig choreographiert und inszeniert, wie die knappen, aber atmosphärischen Dialoge: Alles auf den Punkt gebracht, kein unnötiger Lärm (Zatoichi erledigt seine Gegner meist mit nur einem Streich).
Die Story bietet natürlich Altbewährtes, steht aber nicht unbedingt im Mittelpunkt. Die fabelhafte Erzählweise umso mehr. Wer man nicht gewillt ist der Story geduldig zu folgen und auf turbulente minutenlange Action zu verzichten, könnte Gefahr laufen, gelangweilt zu werden. Wenn man so will, hat der Film einen "lethargischen Flow".
Noch zu überraschende Samurai- und Easternfans finden hier ein prächtiges Juwel. In dem Film steckt unendlich viel mehr, das man vielleicht erst wahrnimmt, wenn man sich mit japanischer Kultur und Geschichte (wie auch Kitano) auseinander gesetzt hat. Eine Meisterleistung des Regisseurs. Historischer Stoff für die Neugeneration. Natürlich wiedererkennungs-tauglich. Showdown wie auch das festliche Finish werden überraschen. Kitano macht's wie erwartet, wie man's nicht erwartet. Domo Arrigato Kitano San!
Absoluter Kult! Takeshi Kitanos Zatoichi ist ein Samuraifilm nach alten Maßstäben, modern verpackt, komisch, anspruchsvoll und sogleich unterhaltsam. Ein zeitgemäßer Spät-Eastern!