KOMÖDIE: DEUTSCHLAND, 1988
Regie: Holm Dressler
Darsteller: Michael Winslow, Thomas Gottschalk, Helmut Fischer, Deborah Shelton, David Hasselhoff
Die beiden Patentamtsmitarbeiter Frank und Xaver sollen eine Erfindung prüfen - eine waschechte Zeitmaschine. Schnell reift in ihnen der Plan damit in die Vergangenheit (1988) zu reisen um die Zeugung ihres unausstehlichen Chefs zu verhindern. Der Putzmann Ronny schließt sich ihrem Trip versehentlich an. Ein Abenteuer voller Zärtlichkeit und Chaos beginnt.
ZÄRTLICHE CHAOTEN ist nun nicht gerade ein Musterbeispiel deutscher Blödelexploitation-Kunst gewesen, sondern eher ein leicht peinliches, moralisch zumindest fragwürdiges Filmchen mit einem abgehalfterten "Hätte werden können"-Star und einem Thomas Gottschalk, der ohne Mike Krüger nicht genug Esprit entwickelt um wirklich zu überzeugen. Dem Kinopublikum der 80er hatte es aber scheinbar genug gefallen um einen zweiten Teil zu rechtfertigen, nämlich ZÄRTLICHE CHAOTEN II. Der hat mit dem ersten Teil außer dem Titel nichts gemein. Und irgendwie ist das auch gut so.
Diesmal geht es in die Zukunft, oder was die LISA Film anno 1988 dafür gehalten hat. Da gibt's dann blödelige Frisierhelme und Sandwichmaschinen und komische Autos, die schon damals nicht futuristisch ausgesehen haben dürften. Der größte Kniff der Geschichte ist aber, dass die Handlung mittels Zeitmaschine in die (filmische) Vergangenheit, sprich die damalige (reale) Gegenwart, verlegt wird - Zeitparadoxon, ick hör dir trapsen. Aber immerhin schon weit gedacht für 80er Blödel-Kost.
Durch den cleveren Gag konnten die spitzfindigen LISA-Film Produzenten jede Menge Geld sparen – wer weiß schon, wie viel Kohle Gottschalk für das Drehbuch einkassiert hatte. Zum einen, weil dadurch die Sets nicht groß dekoriert werden mussten, zum anderen weil die drei mit der Zeitmaschine – Winslow, Gottschalk und Fischer – die Klamotten aus den letzten LISA Film-Produktionen auftragen konnten. Sprich so ziemlich alles was selbst in den 80ern schon als Geschmacksverirrung gegolten haben dürfte – Highlight ist diesbezüglich eine unsinnig lange Modenshow mit den hässlichsten Klamotten diesseits von MACHO MAN.
Eben jene Sequenz ist auch exemplarisch für einen Großteil des Films, der aus lauter unnötigen Montagen besteht, die den Film unnötig in die Länge ziehen um irgendwie auf eine angemessene Laufzeit zu kommen. Mögen diese Montagen bei den SUPERNASEN-Filmen noch teilweise für guten Spaß gesorgt haben, sind sie hier teilweise einfach nur grausamst langweilig und nervtötend.
Auch davon abgesehen macht Gottschalks Drehbuch nicht viel aus der, zwar nicht neuen, aber potentiell doch spannenden Idee, die beiden Knalltüten Frank (Gottschalk) und Xaver (Fischer) die Existenz ihres Chefs vereiteln lassen zu wollen, bevor sie überhaupt beginnt. Irgendwie schon ganz schön perfide, wenn man so drüber nachdenkt. Aber wenn ich an den alkoholgeschwängerten Gangrape im ersten Teil denke, ist das hier noch halbwegs anständig – immerhin geht's nicht direkt um Mord, eher um post-pre-natale Abtreibung.
Es ist anzumerken, dass ein paar mehr Gags als beim ersten Teil tatsächlich ziehen und zumindest für Erheiterung sorgen, aber eine Weiterentwicklung oder Verbesserung möchte ich Gottschalk in seinem Schaffen als Drehbuchautor hier nicht bescheinigen. Zusammen mit Mike Krüger hatte das noch besser geklappt. Ein großes Hightlight von ZÄRTLICHE CHAOTEN II ist indes eine lustige Szene mit David Hasselhoff, der einen reichen Kerl gibt, der sich immer wieder zu schnell in Frauen verliebt und dadurch leicht unheimliche Züge bekommt. Ansonsten ist hier nicht viel zu holen.
In diesem Sinne: "Ich bin Michael Trutz vom Rhein und hinten wieder raus."
ZÄRTLICHE CHAOTEN II ist irgendwie lässiger, schmissiger als
der erste Teil – trotz einiger nerviger, einfach nur Laufzeit
füllender Montagen. Aber da der erste Teil schon nicht wirklich der
Bringer war, heißt das natürlich nicht, dass ZÄRTLICHE CHAOTEN II ein
richtig guter Film ist. Im Gegenteil – er ist nicht mal ein richtig
guter Blödel-Exploiter. Das Drehbuch ist doof, viele Gags zünden nicht
– auch wenn es schon mehr sind als im Vorgänger –, und insgesamt
passiert kaum etwas wirklich lustiges. Von Kurzweil möchte ich nicht
reden, weil es einfach zu viele Sequenzen gibt, die den ganzen Film wie
Kaugummi in die Länge ziehen, aber zumindest ist er etwas
unterhaltsamer als Teil 1. Ein richtige Empfehlung ist aber trotzdem nicht
drin.