DRAMA: GB/F, 2003
Regie: David Mackenzie
Darsteller: Ewan McGregor, Tilda Swinton, Peter Mullan
Der gescheiterte Schriftsteller Joe (Ewan McGregor) verdingt sich als Bootsgehilfe auf einem Lastenkahn. Eines Tages ziehen Joe und sein Kollege Les (Peter Mullan) eine Leiche aus dem Wasser. War es Mord? Selbstmord? Was der Zuseher ahnt, wird bald Gewissheit: Die tote Frau hat im Leben von Joe eine nicht unbedeutende Rolle gespielt ...
KRITIK:
Ewan McGregor ist ein Guter. Zwischen den fetten Blockbustern, die er für George Lucas und Michael Bay abdreht, findet er immer wieder Zeit für kleine, künstlerisch ambitionierte europäische Indie-Produktionen. "Young Adam" ist so ein Film:
Die Verfilmung des Romans "Wasserläufe" des schottischen Underground-Literaten Alexander Trocchi überzeugt durch eine beklemmende Atmosphäre, durch ausdrucksstarke Schauspieler und den stimmungsvollen Soundtrack von Talking Heads-Kopf David Byrne.
Alles an diesem Film wirkt feucht und schmutzig: Die Schauplätze zwischen Kanälen, heruntergekommen Arbeitersiedlungen und Kohlebergwerken, die unwirtliche, regenverhangene schottische Naturkulisse, und die zahlreichen, erstaunlich dirty und unverkrampft auf die Leinwand geschmuddelten Sexszenen. Der in den Fünfzigern erschienene Roman muss wohl einiges an Tabubrecher-Potential gehabt haben ...
Auch wenn die - nun ja- behäbige Erzählweise anfangs etwas Geduld erfordert: Ab der Filmmitte steigen Spannung und Beklemmungsfaktor kontinuierlich an, und am Ende hat man einen intensives, existentialistisches Thriller-Drama gesehen, wie es nur das europäische Kino zuwege bringt.
Was gibt's noch zu sagen? Ach ja, falls es wen interessiert: Ewan McGregor ist ziemlich gut bestückt. Neidisch könnt man werden ;-)
Falls wer Lust hat, das Buch von Alexander Trocchi zu lesen: Nett und hilfsbereit wie ich nun mal bin, hab ich auch einen Link zu Amazon eingebaut ...
Im besten Sinne europäisches Kino. Eigenwillig, intensiv, explizit, sehenswert, nicht nur für Fans von Ewan McGregor.