KOMÖDIE: GB, 2019
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Himesh Patel, Lily James, Sophia Di Martino, Ed Sheeran
Für einen kurzen Moment fließt auf der gesamten Erde kein Strom mehr. Als alle Lichter ausgegangen sind, wird der erfolglose Singer und Songwriter Jack Malik von einem Bus angefahren. Er kommt wieder zu sich in einer Welt, in der es die Beatles nie gegeben hat. In der die Songs der Pilzköpfe kein Allgemeingut, sondern vollkommen unbekannt sind. Jack wittert seine Chance und performt die Lieder von John, Paul, George und Ringo aus seiner Erinnerung. Anfangs mit mäßigen Erfolg. Doch mit ein wenig Hilfe eines gewissen Ed Sheeran wird der singende Verkäufer Jack Malik zur Internetsensation. Es dauert nicht lange und eine neue Managerin sowie Plattenfirma stehen vor seiner Tür. Jack sieht sich schon am Ziel seiner Träume...
Die Ausgangsidee ist so verrückt, dass es wieder lustig ist. Zwar ein wenig wirr und auch nicht ganz logisch, aber zumindest lustig. Leider macht Regie-Routinier Danny Boyle (SUNSHINE, TRAINSPOTTING, SLUMDOG MILLIONAIRE etc. ) recht wenig aus der Idee und Yesterday entpuppt sich enttäuschenderweise vor allem gegen Ende mehr und mehr als harmlose Rom-Com.
Die Musik ist gut. Die Schauspieler sind ausgezeichnet. Und vor allem zu Beginn macht Yesterday richtig Spaß. Was natürlich auch an den Beatles-Songs liegt. Für den Film wurden einige Songs neu aufgepeppt und auch im neuen Gewand machen sie Spaß. Besonders gefallen hat mir Beispielsweise "Help" in einer Punk-Rock Version, in der Himesh Patel so richtig verzweifelt schreien darf.
Das Drehbuch überrascht immer wieder mit lustig Einfällen. Zwar meist harmlos, aber die Weltpremiere von "Let it Be" im heimischen Wohnzimmer, vor mehr oder weniger gelangweiltem Publikum, hat schon was. Manche Witze sind auch ein wenig dumm, Spaß machen sie trotzdem.
Problematischer ist da eher die Figurenzeichnung. Vor allem die Nebenfiguren dürfen meist nicht mehr sein als Abziehbilder. Der nervige, besserwisserische Freund. Der verplante Freund. Der Typ der eh immer nur die zweite Wahl ist. Die Plattenbosse die eh nur hinter Geld her sind. Und irgendwie lösen sich Probleme eh immer von selbst in Luft auf. Klar, manche Figuren sind dank der Darsteller (Sophia di Martino als geldgeile Managerin) trotzdem unterhaltsam. Und Lily James ist als Jugendfreundin von Jack sowieso eine Bank.
Als Spezial-Gast darf Ed Sheeran sich selbst spielen. Und weil er das so toll macht, landet seine Musik auch gleich mal auf dem Soundtrack. Ed Sheeran macht seine Sache insoweit ganz gut, dass er es schafft einfach total sympathisch rüberzukommen. Ist sicher ein total netter Typ. So wie Yesterday sicher ein total netter Film ist.
Während der Film anfangs noch frisch und lustig ist, hat mir vor allem das letzte Drittel keinen Spaß mehr gemacht. Zu vorhersehbar. Zu klischeehaft. Es ist einfach nur schade, dass das Drehbuch aus den vielen guten Ansätzen die immer wieder aufblitzen, nicht mehr gemacht hat. Außerdem ist es nervig, dass Hauptdarsteller Himesh Patel mehrmals von den Big Players im Business "als zu hässlich um ein Superstar zu sein" bezeichnet wird. Ich mein: Der Typ ist Schauspieler und sieht auch so aus.
Was bleibt also: Ein Beatles Film, in dem Ed Sheeran mehr Screentime bekommt, als die Frage was aus John, Paul, George und Ringo wohl ohne den Erfolg der Beatles geworden wäre? Ein netter Sommerblockbuster mit Beatles-Musik, bei dem immer wieder britischer Humor durchblitzt? Vor allem bleibt eine interessante Ausgangsidee.
Wenn grad nichts Besseres im Kino läuft gehen die Beatles eh immer. Man darf sich halt nicht zu viel erwarten und sollte keine Aversion gegen Ed Sheeran mitbringen. Yesterday entpuppt sich trotz einer im besten Sinne haarsträubenden Idee leider als typische RomCom. Zumindest schafft es der Film, dass man wieder Lust bekommt die alten Beatles Songs auszugraben. In diesem Sinne: "Desmond has a barrow in the marketplace Molly is the singer in a band. Desmond says to Molly, "Girl, I like your face". And Molly says this as she takes him by the hand..."