TRAGIKOMÖDIE: A, 2003
Regie: Franz Novotny
Darsteller: Gedeon Burkhard, Andre Eisermann, David Scheller
Drei unterschiedliche Männer borgen sich einen Porsche aus und unternehmen eine desaströser Spritztour ins bürgerkriegserschütterte Jugoslawien.
KRITIK:
Endlich, endlich, ein neuer Film von Franz Novotny. Franz Wer? Noch nie gehört?
Dann muss ich wohl ein bisschen ausholen.
Also: Franz Novotny ist so etwas wie ein österreichischer Kultregisseur,
den heute leider kaum mehr jemand kennt.
Vor über 20 Jahren gelang ihm ein Riesenhit namens EXIT - NUR KEINE PANIK,
ein ziemlich wahnwitziger Gangsterfilm made in Austria.
Ein völlig entfesselter Hanno Pöschl spielte damals ein halbes Jahrhundert amerikanisches Gangsterkino im Wiener Prater nach und versprühte in jeder Szene mehr derben Witz und rotzigen Charme als das Gesamtwerk von, sagen wir: Roland Düringer.
Die 1995 gedrehte Fortsetzung EXIT 2 - VERKLÄRTE NACHT ging aber dann an der Kinokasse genau so spektakulär baden wie die Wiener SPÖ im Film.
Spektakulär ist auch eine ziemliche Untertreibung für das grelle und bizarre Chaos, das Novotny in seinem jüngsten Film, der Kriegs-Satire YU anrichtet.
Da wird ausreichend gesoffen, geschossen, gebrüllt, geprügelt, gefoltert, gevögelt, da werden abenteuerliche Balkan- und Macho-Klischees breitgetreten und lächerliche Männlichkeitsrituale zelebriert.
Mit Subtilitäten hält sich Novotny, ein anerkannter Freund des Derben und Deftigen, keine Sekunde auf. Ein grundsympathischer Mann also, den das mitunter etwas mutlose österreichische Kino heute nötiger hat denn je.
Klar auch, dass bürgerliche Mainstream-Medien mit dieser Art von Film nichts anfangen können. Die Kritiken von Kurier und Konsorten waren durch die Bank vernichtend. Haben halt keine Ahnung, die Damen und Herrn Für-die-breite-Masse-Schreiber.
Aber ganz objektiv hat der Film auch seine Längen: Das grimmassierende Overacting der Schauspieler nervt anfangs genau so wie ihr aufgesetztes Koksnasen-Hochdeutsch. Novotnys frühere Filme hatten deutlich mehr (Wiener) Schmäh, und nur Kleingeister sollten hier nach Nebensächlichkeiten wie Handlung oder Sinn fragen. Der Krieg hat ja auch keinen Sinn, warum sollte dieser Film einen haben?
Ultra-chaotisches österreichisches Roadmovie auf dem Weg in die Hölle. Nicht unbedingt der beste, aber sicher der bizarrste Film des Jahres 2003. Ich bitte um baldige DVD-Veröffentlichung.