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Wrong Turn 5: Bloodlines

Wrong Turn 5: Bloodlines

HORROR: USA, 2012
Regie: Declan O'Brien
Darsteller: Camilla Arfwedson, Roxanne McKee, Doug Bradley, Simon Ginty, Oliver Hoare, Amy Lennox

STORY:

In dem kleinen Kaff Fairlake findet ein Musikfestival zu Ehren der drei WRONG TURN-Kannibalen statt. Klar, dass die da nicht fehlen dürfen und so belagern sie schon alsbald eine kleine Polizeistation. Und die ersten Toten lassen nicht lange auf sich warten...

KRITIK:

Wow, das dürfte eindeutig WRONG TURN-Rekord sein. In weniger als einer Minute wabern die ersten Tittchen über den Bildschirm. Gleichzeitig gibt’s die erste Sexszene. Declan O’Brien verliert wahrlich keine Zeit und wird von Fortsetzung zu Fortsetzung schneller damit. Als Zuschauer sollte man denn auch gleich gut aufpassen, denn so spannend wie in den ersten fünf Minuten wird’s den ganzen Film über nicht mehr.

Noch in der Besprechung zu WRONG TURN 4 hatte ich ja geschrieben, dass O’Brien bei den Dreharbeiten zu Teil 3 und Teil 4 einiges dazugelernt hat, und daher mit WRONG TURN 5 sogar einen guten Film abliefern könnte. Tja, könnte, könnte… Es hätte so schön werden können, aber leider ist daraus nichts geworden. Ich greife dem Fazit schon mal ein kleines bisschen vor und sage direkt an dieser Stelle – so grottig wie Teil 3 ist’s nicht geworden, aber wirklich besser als Teil 4 leider auch nicht. Und bei so einem Ergebnis kann ich leider nicht von einem guten Film sprechen.

Das fängt schon mal damit, dass WRONG TURN 5 zeitlich nach Teil 4 – also dem Prequel der Reihe – spielt und damit vor Teil 1 bis 3. Teil 3 können wir jetzt mal außen vor lassen, denn bei dem hat O’Brien ja auch schon auf Kontinuität geschissen wie ein Ochse mit Durchfall. Aber noch in Teil 2 haben die drei Haupt-Menschenfresser einen Vater, der mit ihnen im Walde haust und auf sie aufpasst – was ja streng genommen auch schon gegen die Tatsachen aus Teil 1 gesprochen hat – und der schien sogar ihr leiblicher Vater zu sein – hatte halt einen beschissenen Frauengeschmack, der Mann. Jetzt in Teil 5 allerdings haben die drei Mutanten-Kannibalen irgendeinen komischen Typen – der selbst gerne zu Morden scheint – als Gang-Anführer und Aufpasser. Theoretisch nicht weiter schlimm, schließlich könnten sie ihn irgendwann einmal abgemurkst haben und sind dann wieder zu ihrem echten Vater zurückgegangen. Allerdings stellt sich dann die Frage, wieso sie dem nicht schon vorher begegnet sind, wenn die doch eh alle im selben Wald hausen? Und wie hat der Killer-Typ es geschafft nicht gefressen zu werden und die drei geistig eher nicht qualifizierten Menschenfresser zu erziehen?

Aber nun gut, ich habe es im letzten Absatz schon erwähnt, und auch in den anderen Besprechungen sollt es deutlich geworden sein, Kontinuität ist nichts, mit dem die WRONG TURN-Reihe glänzen kann. Selbst HALLOWEEN 3 passt besser in die HALLOWEEN-Reihe als alle der WRONG TURN-Nachfolger zusammen. Doch damit nicht genug, neben den Kontinuitätsproblemen gibt es auch in diesem Teil wieder Logiklöcher sondergleichen. Zum Beispiel stellt sich die Frage, wieso die gesamte Stadt menschenleer ist, wegen einem Rockfestival das im Namen einer Sippe von Menschenfressern abgehalten wird? Niemand kann mir erzählen, dass wirklich die gesamte Stadt auf dem bescheuerten Festival unterwegs ist. Wirklich alle? Irgendjemanden muss es doch geben, der keinen Bock auf den Scheiß hat – zumal ich meine Kinder nicht unbedingt auf so eine Veranstaltung mitnehmen würde. Und meine Oma hätte bestimmt auch keinen Bock drauf. Aber, bietet sich halt an, wenn die ganze Stadt leer und dunkel ist, sonst würde es halt auffallen, wenn ein paar geisteskranke Mutanten-Kannibalen Leute abmurksen würden. Genauso praktisch ist es für die Drei ja, dass das gesamte Kaff von der Außenwelt abgeschnitten zu sein scheint. Ehrlich? Selbst in Alice Springs hatte ich bessere Verbindungen zur Außenwelt, und das will schon was heißen.

Auch sonst ist die Handlung hanebüchener Quatsch vom Kaliber eines HALLOWEEN 6 oder eines THE LAST SLUMBER PARTY. Maynard, der Anführer der Kannibalen-Clique, sitzt im Knast und seine drei Jungs sollen ihn rausholen. Im Endeffekt fragt man sich – wo ist das scheiß Problem? Da sind nicht mal eine Handvoll Leute in der Polizeistation und die machen sich eh schon vor Angst in die Hose. Dreifinger und seine Freunde könnten sich also ohne Probleme aufmachen und die Polizeistation stürmen und einfach mal alle niedermetzeln. Stattdessen fahren die durch die gesamte Stadt und schlachten hier und da Leute ab, ohne dass ein wirklicher Zusammenhang festzustellen wäre. Sorry, aber da hätte man sich auch besseres ausdenken können um den Bodycount in die Höhe zu treiben. Was mich aber am meisten stört, ist dass die drei Kannibalen in diesem Teil keine Kannibalen mehr sind. Nur einmal, ganz am Anfang, wird kurz etwas Mensch gefuttert, ansonsten werden alle Leute einfach nur aus purer Mordlust umgebracht und brutal verstümmelt. Klar wurden sie das auch in den vorherigen Teilen schon, aber dort hatte es wenigstens den Sinn, dass die Drei was zu Futtern wollten. Hier wird einfach nur sinnlose Brutalität gefeiert und das ist so ein Bruch mit den bisherigen Verhaltensmustern der Figuren – das würde nicht mal dem Gore-Ziegenpeter gefallen. Dieser weitere Arschtritt für die Kontinuität ist also besonders ärgerlich, da er dem ersten Teil der Reihe geradezu seine Genitalien ins Gesicht drückt und sagt „Du kannst mich mal!“.

Ihr seht also, die größten Probleme bei WRONG TURN 5 liegen bereits in der Grundlage, dem Drehbuch, begründet – das O’Brien auch wieder geschrieben hat. Ich habe bereits mehrfach erwähnt, dass ich den Kerl einfach sympathisch finde, aber er hat nun mal so viel Talent zum Drehbuchschreiben, wie eine Kirchenmaus zum Basstuba spielen. Wenigstens auf inszenatorischer Ebene hat er etwas gelernt im Verlauf der letzten Filme. Und auch wenn WRONG TURN 5 bei weiten kein ASSAULT ON PRECINT 13 ist, oder eine Hommage daran, oder was auch immer er darstellen soll, so ist er zumindest teilweise doch recht flott und manches Mal sogar spannend inszeniert. Trotz aller Doofigkeiten der Handlung, die niemals das berühmt-berüchtigte „so bad it’s good“-Level erreichen, bleibt es letztlich doch recht kurzweilig, so dass der fünfte Teil der Reihe nicht zu einem absurden Ärgernis wie Teil 3 verkommt.

Das liegt auch an den Schauspielern. Zum einen wäre da Doug Bradley – den meisten mit Sicherheit bekannt als Pinhead aus HELLRAISER – der den Maynard mit einer gewissen Schnoddrigkeit und Gleichgültigkeit spielt, so dass die Figur sogar unheimlich und höchst unsympathisch wirkt. Auch die anderen Schauspieler sind alle keine großen Kaliber oder Wunderkinder mit höchstem Talent, aber weitestgehend können sie das, wofür sie bezahlt wurden – Schauspielern. Es gibt also keine Totalausfälle zu vermelden. Ein weiteres Plus: Amy Lennox (Cruz) sieht ziemlich gut aus. Wäre in einem guten Film nicht wirklich aussagekräftig, aber wir besprechen hier ja immerhin eine WRONG TURN-Fortsetzung, nech.

Auch die Splattereffekte können sich sehen lassen. Zum einen sind einige der Tötungen zwar handlungstechnisch ärgerlicher Nonsens, aber zum Teil doch kreativ und ansprechend umgesetzt. Als Beispiel nehmen wir doch mal die Rasenmäher-Szene – Daumen hoch für alle die jetzt an BRAINDEAD denken – die ist durchaus mal interessant von der Idee her und auch was die Effekte angeht sehr schön umgesetzt. Die Inszenierung harkt hier allerdings etwas, so dass durchaus mehr hätte rausgeholt werden können. Wie bereits geschrieben, handlungstechnisch passt das in etwa wie eine Nonne auf der Venus-Verleihung, aber wer nur seinen „Blutdurst“ stillen will, bekommt doch einiges geboten.

In diesem Sinne: „I love you, Billy!“

Wrong Turn 5: Bloodlines Bild 1
Wrong Turn 5: Bloodlines Bild 2
Wrong Turn 5: Bloodlines Bild 3
Wrong Turn 5: Bloodlines Bild 4
Wrong Turn 5: Bloodlines Bild 5
FAZIT:

Puh, großes Kino war auch dieser Teil der WRONG TURN-Reihe nicht. Aber nach zwei, und mit diesem drei, Declan O’Brien-Fortsetzungen hat man sich irgendwie schon dran gewöhnt. Allerdings bin ich froh, dass er beim kommenden sechsten Teil nicht mehr ran durfte, denn ganz ehrlich, etwas mehr Niveau würde ich mir für die Zukunft doch wünschen. Klar, ich hab nichts dagegen, dass in den ersten fünf Minuten schon die Brüste schwingen und gerammelt wird wie in allen FREITAG DER 13.-Teilen zusammen, aber leider war’s das dann meistens auch schon. Genauso wie bei WRONG TURN 5. Dieser Teil ist zwar recht flott inszeniert und vom Konzept her interessant. Doch das und die recht guten Spezial-Effekte reichen einfach nicht um über die hanebüchene dämliche Handlung hinwegzusehen, die auf jegliche Kontinuität pfeift – außer vielleicht auf die zu seinem direkten Vorgänger.
Das einzige was ich Declan O’Brien jetzt noch zu Gute schreiben könnte, wäre, dass dieser Teil wie auch seine letzten konsequent ohne Happy End auskommt, was irgendwie verdammt gut zu WRONG TURN passt. Ansonsten allerdings ist auch WRONG TURN 5 nicht ganz mittelmäßige Splatter-Unterhaltung für zwischendurch. Eher billiges Videotheken-Luder denn wirkliches Heimkino-Vergnügen.

WERTUNG: 4 von 10 Eigengedärm-Therapien.
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