HORROR: D/USA, 2011
Regie: Declan O'Brien
Darsteller: Sean Skene, Blane Cypurda, Dan Skene, Tristan Carlucci, Scott Johnson
Die freundlichen Kannibalen von nebenan sind wieder da. Diesmal erzählen sie einen Schwank aus ihrem Leben und verspeisen nebenbei ein paar rumhurende, doofgekiffte Dumpfbacken auf Winterurlaub.
Es geht weiter mit WRONG TURN und nachdem der – in meinen Augen unsägliche WRONG TURN 3: LEFT FOR DEAD offenbar doch ein kleiner Erfolg am Direct to DVD-Markt war, durfte Declan O’Brien gleich wieder ran. Ich sage ganz ehrlich, dass ich gehofft habe, dass Teil 4 deutlich besser wird als Teil 3. Zum einen, weil ich natürlich keine Lust hatte mich noch mal durch einen unglaublich schlechten – und zwar im Sinne von wirklich richtig schlecht – Mistfilm zu quälen. Zum anderen aber auch, weil ich O’Brien, wie ich in der letzten Besprechung bereits angemerkt habe – für eine coole Socke halte und einen äußerst sympathischen Typen, der mit Leidenschaft seinem Beruf nachgeht. Es würde mir also schwer fallen, noch mal einen Titel von ihm zu zerreißen.
Glücklicherweise, soviel kann ich dem Fazit schon mal vorweg nehmen, muss ich das nicht. Denn WRONG TURN 4 ist ein ganzes Stück besser geworden. Kaum zu glauben, aber wahr. Gut, der Film sieht immer noch aus, wie ein für den SyFy Channel produzierter TV-Klopper, aber diese Ästhetik ist hier schon nicht mehr so penetrant wie noch ein Film zuvor. Mal ganz abgesehen davon, dass Direct to DVD-Streifen in der Regel eh nicht nach ganz großem Kino aussehen. Sonst würden Sie ja auch dort laufen – im Kino.
Wäre ich fies, würde ich jetzt schreiben, dass Filmreihen immer dann die Ideen ausgehen, wenn sie anfangen die Vorgeschichte des Franchise zu erzählen. Bei WRONG TURN wäre das mit Teil 4 reichlich früh. Ich bin aber weder fies, noch der Überzeugung, dass das grundsätzlich so sein muss. Es gibt genügend Beispiele von Filmreihen, bei denen sich das Prequel sehr gut in die Reihe einfügt. FINAL DESTINATION zum Beispiel, vor allem da das Prequel in dieser Reihe dafür sorgt, dass alle Teile einen schönen Kreis bilden – einen Teufelskreis, wenn man so will. Hrhr.
Ganz so clever integriert ist WRONG TURN 4 leider nicht, was schade ist, da so die Chance verpasst wurde, einen schönen Bogen zum ersten Teil zu schlagen und so wenigstens ein bisschen Continuity in die Reihe zu bringen. Schließlich ergeben schon einige Ereignisse im zweiten Teil keinen Sinn mehr im Vergleich zum ersten – zum Beispiel stellt sich natürlich die Frage, warum der Alte Mann zuvor irgendwo an einer Straße gewohnt hat und Angst vor den Hinterwäldlern hatte. Bereits in der Fortsetzung aber munter im Wald haust und sogar – Achtung, shocking! – der Vater der ganzen Brut ist. Jedoch keinerlei Mutationen aufweist und irgendwie auch sonst so nebenher läuft, also neben der anderen Familie die da noch so rumläuft.
Genauso wenig erklärt Teil 4, wieso die drei Hauptfiguren des ersten Teils – Saw-Tooth, One-Eye und Three Finger – von der eigentlich recht kuscheligen Irrenanstalt mitten in die tiefsten Wälder kommen. Klar, kommen in dem Wald ein, zwei Leute mehr vorbei als an ihrem früheren Zuhause, aber bisher haben die da wohl auch ganz gut gelebt. Fragen über Fragen, aber immerhin wird geklärt, wie die drei Hinterwäldler zu ihrem spitznamengebenden Aussehen kommen. Das zwar in den ersten fünf Minuten mittels Erzählung, aber… wollen wir uns mal nicht zu sehr beschweren. Immerhin ist WRONG TURN 4 kein Biopic sondern ein Splatter-Film.
Und gesplädderd wird ordentlich. Das fängt schon mit dem Set up an, wo in schöner HELLRAISER (II)-Anspielung ordentlich mit rotem Saft rumgesaut wird. Diesmal können sich auch die Effekte wirklich mal sehen lassen, denn was hier so veranstaltet wird, sieht zum Großteil richtig gut aus. Besonders hervorzuheben wäre da, eben erwähnte, Eingangssequenz – in welcher übrigens auch die Natursektliebhaber auf ihre Kosten kommen – sowie das Menschen-Fondue, das fast schon vom Zugucken weh tut. Auch die Zweckentfremdung eines Eisbohrers bringt Spaß – wenn auch selbstredend nicht für die Dame die mit dem Gerät nähere Bekanntschaft macht... Woher die Hinterwäldler den Eisbohrer haben ist eine ganz andere Frage, denn zum Baumarkt um die Ecke werden die ja wohl schlecht gehen können.
Aber, halten wir uns nicht mit Kleinigkeiten auf – sonst könnten wir ja gleich noch fragen, wieso man so prominent sieht, dass auf dem Parkplatz, auf dem die Gruppe ihre Autos abstellt, ein „Hier wird abgeschleppt“-Schild steht, obwohl’s überhaupt nichts zur Sache tut. Daher, widmen wir uns lieber wieder den Effekten, denn bei denen handelt es sich großteils um SFX, das heißt die bösen Computer wurden eher selten angeworfen, was man WRONG TURN 4 glücklicherweise auch ansieht. Ich weiß, ich mag da altmodisch sein, aber ich stehe auf keinen Fall alleine mit meiner Meinung, denn selbst schlechte handgemachte Effekte sehen immer noch besser aus als viele gute CGI-Splattereien. Seien es nun Einschusslöcher im Menschen oder gleich ganze Blutfontänen – die Maschinen können gegen das gute alte Kunstblut einfach einpacken.
Ebenfalls einpacken können alle, die sich die Namen oder auch nur Gesichter der Protagonisten merken wollen. Wir haben es hier immerhin mit ganzen acht davon zu tun. Und alle sind sie entweder nervig, oder blöd oder beides oder einfach nur scheißegal. Selbst unser Final Girl – fragt mich bloß nicht wie sie heißt – steht dem Kanonenfutter in nichts nach. Einer von denen – oder falls das überhaupt einer von denen war – wird gekillt ohne, dass ich überhaupt wusste, dass der mit bei der Gruppe war. Ich meine, gut, vielleicht habe ich was verpasst, aber im Endeffekt glaube ich eher, dass Declan O’Brien selbst vergessen hat, wer wer ist. Mitfiebern ist also nur bedingt angesagt, denn die ganze Sauf-, Fick- und Kifftruppe interessiert keinen Deut. Lediglich der doch recht spannenden Inszenierung von O’Brien ist es zu verdanken, dass man sich nicht bloß fragt, wann der nächste draufgeht. Es ist also durchaus auch spannend, aber wer den Fehler begeht und Spannung im Sinne eines YOU’RE NEXTs zu erwarten, den sollen die Kannibalen holen.
Die Inszenierung O’Briens kann also noch einiges rausholen, aus der ganzen Chose. Zwar sieht der Film, wie Eingangs bereits erwähnt, noch immer nach Produktion fürs Kabelfernsehen aus, aber im Laufe der Spielzeit gibt sich das sogar etwas. Auf jeden Fall ist WRONG TURN 4 interessanter und spannender umgesetzt als sein Vorgänger – Declan O’Brien hat also, so schlecht Teil 3 auch sein mag, etwas dabei gelernt und nun umgesetzt. Ich bin gespannt, in wieweit ein weiterer Fortschritt bei Teil 5 zu sehen ist, für den ein weiteres Mal O’Brien hinter der Kamera saß.
So schnell gab’s bisher übrigens noch keine Titten zusehen. Da kann WRONG TURN 3 einpacken.
In diesem Sinne: “You guys are a bunch of slut monkeys!”
Auch die vierte Runde von WRONG TURN ist kein filmischer Weitwurf und stinkt gegen Teil 2 und vor allem den ersten Teil extrem ab. Aber, im Vergleich zu dem extrem miesen, stinkenden Haufen der WRONG TURN 3 ist, ist das hier schon wieder ganz großes Kino. Und auch ohne direkten Vergleich, bleibt festzuhalten, dass O’Brien hier das gelungen ist, was er schon mit dem Vorgänger erreichen wollte. Unterhaltsamen Splatter. Klar, die Handlung ist dämlich und kaum existent, die Figuren sind reinstes Brennholz und Sinn ergibt hier generell nicht viel. Aber WRONG TURN 4 kann schließlich doch noch Punkten und zwar durch die, teilweise doch gelungene, Atmosphäre. Durch interessante und nett getrickste Schmoddereien sowie ein durch und durch böses Ende konsequent ohne Happy End.
Alles in allem ist der vierte Teil 4 der WRONG TURN-Reihe also weder großes Kino noch ein absoluter Reinfall. Sondern einfach nette Splatter-Unterhaltung für zwischendurch.