HORROR: ITALIEN, 1988
Regie: Fabrizio Laurenti
Darsteller: Catherine Hickland, David Hasselhoff, Hildegard Knef, Linda Blair
Ein verfallenes Hotel auf einer abgelegenen Insel irgendwo in Massachusetts ist Schauplatz eines satanischen Rituals, welches eine alte Frau in Schwarz abhält, um den Deibel wieder auf der Erde herrschen zu lassen. Leidtragende von gespenstischen Zeitreisen, Folter und bösem Hexenzauber sind unter anderem David "Der Hoff" Hasselhoff und Linda "The Crucifix Masturbatress" Blair -
KRITIK:Was fällt euch zu WITCHCRAFT ein? Den ganz jungen Horrorfans wahrscheinlich gar nichts; und die etwas lebensälteren Fortgeschrittenen werden bei dem Begriff wohl an eine billige und miese Horrorfilmreihe denken, deren erster Teil der hier zu besprechende Streifen ist.
Wenn ich WITCHCRAFT höre, dann sehe ich mich Ende der Achtziger noch fünf Kuchen von der Volljährigkeit entfernt, den Videorekorder meiner Eltern, meinen Kumpel Sigge und eine Mama, die wusste, was gut für ihr Kind ist.
Denn letztere ist bei jedem ihrer wochenendlichen Videothekengänge der inständigen Bitte ihres ältesten Sohnes nach einem "Gruselfilm" nachgekommen und hat - sehr zum Grauen der Eminenzen von der FSK - stets einen Überraschungsfilm aus dem "bösen Extraraum" mitgebracht.
Einmal war es ein Tape mit der Aufschrift WITCHCRAFT.
Beim Vorspann hatten Kumpel Sigge und ich schon schwerste Qualitätsbedenken, als dort die Namen Hildegard Knef (Assoziierten wir in unserem jugendlichen Leichtsinn irgendwie mit Heimatfilm) und David Hasselhoff (den wir als bekennende Nicht-KNIGHT RIDER-Gucker nur als Schmalzbarde und Tittenwächter aus Malibu wahrgenommen haben) auftauchten. Wir lasen auch, dass der Produzent Joe D´Amato heißt, aber der sagte uns damals vor unserer Sexploitationsammlerkarriere noch nicht viel.
Doch damals wurden wir angenehm überrascht. WITCHCRAFT hatte einige brutale Szenen und hat - unserer Ansicht nach - ordentlich geknallt.
Nun, viele Jahre später - mittlerweile habe ich selbst zwei Kinder und eine bescheidene, private Horrorfilmvideothek in einem "bösen Extraraum" - ist WITCHCRAFT in Gestalt der mit WITCHERY betitelten ungeschnittenen US-DVD quasi heimgekehrt. Doch was musste das objektive Auge ziemlich bald feststellen? Der nette, gern gesehene Videothekenreißer von einst entpuppt sich heutzutage als ziemlich billiger Spukhausflick mit Bluteinlagen, die mehr schlecht als recht getrickst sind. Hildegard Knef wandelt irgendwo zwischen Lust- und Ratlosigkeit sowie Genie und Wahnsinn über diese Insel des Bösen. Ansonsten regiert schauspielerische Magerkost und selbst der Hoff - seht mich zwinkern - ist weit von einer Form wie im SPONGEBOB-Kinofilm entfernt.
Allerdings hat WITCHCRAFT trotz seiner unzähligen Schrammen, Makel und Beulen etwas, was gerade heute gerne verkannt wird und man auch für Geld nicht kaufen kann. Und das ist die Magie des kruden Charmes. Denn wenn die Knef als schwarz gekleidete Hexe -auch im englischen O-Ton- sonderbare, deutsche Gedichte rezitiert; wenn eine andere Olle mit zugenähtem Mund im Kaminschacht kokelt; wenn der Teufel von seinem Lieblingsopfer Linda Blair zum sechshundertsechsundsechzigsten Mal in deren Filmkarriere Besitz ergreift; wenn Voodoo-Blutstürze wie Gebirgsbächlein fließen und Das Hoff zwar mit Lockenpracht, aber ohne Plan gegen das Böse sich seinem filmischen Ableben entgegenschnöselt, ist es fast wieder so schön wie früher.
An und für sich ein billig heruntergekurbelter Spukhausflick mit ein bisserl Blut, der bei der SAW-Generation auf kollektives Unverständnis stoßen wird. Doch er hat kruden Charme - und Hildegard Knef und David Hasselhoff. PS: Wer den Hoff schon immer mal sterben sehen wollte, hat hier die Gelegenheit dazu.