DRAMA/THRILLER: USA, 2017
Regie: Taylor Sheridan
Darsteller: Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Gil Birmingham, Kelsey Asbille, Graham Greene
Die junge FBI-Agentin Jane Banner (Elisabeth Olsen) ermittelt in einem Native American-Reservat in Wyoming. Eine junge Frau wurde in der Wildnis gefunden, erfroren, höchstwahrscheinlich ermordet. Die Ermittlerin stößt auf eine Mauer des Schweigens. Hilfe kommt vom Jäger und Fährtenleser Cory (Jeremy Renner), der den Fall als persönliche Angelegenheit betrachtet und den Anhörigen des Mordopfers versprochen hat, den Täter zur Strecke zu bringen ...
Als Kind, das in der frostigen Kärntner Bergluft aufgewachsen ist, habe ich mir ein angeborenes Faible für Schneewestern bewahrt. Da freut mich natürlich das Revival, welches das Subgenre, losgetreten von THE REVENANT, in den letzten Jahren erfahren hat. Zur Serie der Frösteln machenden Filme vor verschneiter Winterlandschaftskulisse, zu der man so unterschiedliche Arbeiten wie den großartigen Alpenwestern DAS FINSTERE TAL, Stefan Ruzowitzkys unterschätzten Actionthriller COLD BLOOD oder auch den letzten Beitrag zum PLANET DER AFFEN-Franchise zählen muss, gesellt sich nun WIND RIVER, das Regiedebut von Taylor Sheridan, seines Zeichens gefeierter Drehbuchautor von SICARIO und HELL OR HIGH WATER.
Der Film kommt rechtzeitig zur kältesten Zeit des Jahres ins Kino. Und was soll ich sagen außer: Bitte warm anziehen. Diese verfluchte Kälte von Wyoming, wo der Film spielt, überträgt sich förmlich in den Kinosaal. Wir begleiten eine junge FBI-Agentin, die es ausgerechnet aus Las Vegas hierher in die Eishölle eines Reservats im nördlichsten Wyoming verschlagen hat. Hier wurde Leiche einer jungen Frau gefunden, barfuß im Schnee. Jeder in der trostlosen Gegend hier kannte sie. Und niemand will seinen Mund aufmachen. Der ortskundige Jäger, der selbst ein schweres Trauma mit sich herum trägt, weiß, dass die Antworten irgendwo da draußen sind. Und dass auch heftige Schneestürme die Spuren nicht völlig verwischen können. Und so brechen die Ermittlerin und ihr verbündeter Schnee-Cowboy zur Mörderhatz in die eisige Wildnis auf.
An dieser Stelle vielleicht eine Warnung, to whom it may concern: WIND RIVER ist ein sehr reduzierter, fast schon meditativ langsamer Film. Aber dennoch ist er extrem fesselnd. Ein packendes Crime-Drama, das seinen Who-dunnit Plot lediglich als Aufhänger benutzt, um von etwas ganz anderem zu erzählen: Von den zerbröselnden sozialen Strukturen im selbsternannten God's Own Country, von Apathie, Perspektivenlosigkeit und ökonomischem Horror. Und: Es gibt einen Gewaltausbruch, der so unvermittelt, archaisch und brachial daher kommt, dass man seinen Augen kaum traut. Hat hier einer zu viele Sam Peckinpah-Filme gesehen?
Von Feministinnen wurde der Film, wie mir zu Ohren kam, angefeindet, was wohl mit einem gewissen Harvey Weinstein zu tun haben wird, der hier in den Produzenten-Credits auftaucht. Dabei ist der Charakter der jungen, unerfahreren Ermittlerin, die zwar Anfangs auf männliche Hilfe angewiesen ist, später jedoch das Geschehen dominiert, auch die Geschichte einer Emanzipation: Weibliche Stärke und Empathie vs. toxische Männlichkeit, ein Duell mit einer klaren Siegerin.
Eine FBI-Agentin aus Florida verschlägt es ins frostige Wyoming, wo es einen mysteriösen Mordfall aufzuklären gilt. Ein im Wortsinne eiskalter, packender Neo-Western vor verschneiter Naturkulisse. Das Regiedebut von Taylor Sheridan, dem Drehbuchautor von SICARIO und HELL OR HIGH WATER.