OT: Cedar Rapids
KOMÖDIE: USA, 2011
Regie: Miguel Arteta
Darsteller: Ed Helms, John C. Reilly, Anne Heche, Isiah Whitlock Jr.
Tim Lippe hat bis dato sein verschlafenes Brown Valley noch nie verlassen. Doch als plötzlich sein großes Versicherungsvorbild Roger Lemke eines kuriosen "Gürteltodes" stirbt, wird er an dessen statt auf einen großen Versicherungskongress gesandt, um dort den "Two Diamonds Award" klar zu machen. Völlig überfordert mit der Gesamtsituation landet er in Cedar Rapids...
Ich möchte jetzt nicht unbedingt behaupten, dass ich Komödien partout ablehne, aber zu den großen Freunden des Schmunzelkinos zähle ich mich keinesfalls. Und dies, soviel sei vorweggenommen, hat sich auch nach WILLKOMMEN IN CEDAR RAPIDS nicht geändert. Trotzdem, und auch das kann ich vorwegnehmen, wird dir Review zu diesem, wirklich netten Film, weitaus besser ausfallen als vorher angenommen.
Regisseur Miguel Arteta und Drehbuchschreiber Phil Johnston schaffen nämlich etwas, das heutzutage vielen Machern von Komödien misslingt, nämlich das Augenmerk aufs Wesentliche zu richten. So kommt CEDAR RAPIDS als schnörkellose Geschichte daher, deren Leitsatz "weniger ist mehr" zu sein scheint und die, im Gegensatz zu vielen anderen Erzeugnissen, auf eine Flut an flachen Gags und unendlichen Übertreibungen verzichten kann. Klar, auch hier wird man sich den einen oder anderen Kopfschüttler nicht ersparen können, jedoch halten sich diese Momente in einem erträglichen Rahmen.
Man sagt, eine gute Komödie hat eine banale Handlung, lässt jedoch ihre Figuren umso glaubwürdiger erscheinen. Genau das gilt für CEDAR RAPIDS. Die Story ist deshalb schnell erzählt und funktioniert nach einem sehr einfachen und altbekannten Schema: Ein Nerd lebt glücklich und zufrieden in seiner Idylle - Plot Point 1 - Er muss mit der neuen und unbekannten Umgebung zurecht kommen und schafft dies mehr oder weniger zureichend - Plot Point 2 - Der Nerd wird zum Held und geht gestärkt und als neuer Mensch aus der Geschichte hervor. Klingt erst einmal ziemlich langweilig, aber gerade diese Reduktion und der Verzicht auf Nebenhandlungen und komplexe Verstrickungen ermöglicht es dem Publikum immer ganz nah bei den wichtigen Momenten der Diegese und vor allem den Charakteren zu bleiben.
Die Handlung scheint zu jedem Zeitpunkt plausibel und die Figuren wachsen einem direkt ans Herz. Das liegt vor allem an der schon erwähnten Glaubwürdigkeit dieser. Ed Helms schafft es weitgehend den mimosenhaften Zahnarzt hinter sich zu lassen und verleiht der Figur des Tim Lippe so ein eigenes Wesen ? Rückfälle leider nicht ausgeschlossen. Anne Heche als O-Fox und Isiah Whitlock Jr. als RONimal spielen ordentlich und unauffällig, geben ihren Charakteren aber trotzdem den nötigen Pep. Die stärkste Leistung liefert jedoch John C. Reilly. Die Rolle, des von ihm verkörperten, DeanZ, ist als tragisch-komischer Prolet angelegt, der alles und jeden verbal zu überfahren droht. Aber nur Reillys Spiel macht es möglich, den ganzen Film über nicht genau zu wissen, ob man ihn nun mögen oder verabscheuen soll, nur um dann zum Schluss zu kommen, dass dieser Dean Ziegler ein richtig feiner Kerl ist.
Ich würde WILKOMMEN IN CEDAR RAPIDS also durchaus als gelungene Komödie bezeichnen und bin trotzdem immer noch kein Fan dieser Filmgattung. Das liegt sowohl an der Einfachheit des hier vorliegenden Erzählschemas, als auch am ständig vorhandenen Beigeschmack eines fahlen Moralismus, der den Film begleitet. Darüber können weder die gut ausgearbeitete Handlung, noch die liebenswerten Figuren ganz hinwegtrösten.
WILLKOMMEN IN CEDAR RAPIDS ist weder Lachmarathon, noch hochkomplexe Moralgeschichte und das ist auch gut so. Er ist ein netter Unterhaltungsfilm mit guten Darstellern und einer ordentlich ausgearbeiteten Geschichte. Weder zu auffällig um affektiert zu wirken, noch zu unauffällig, um langweilig zu sein. Solides Sonntagnachmittagskino. Nicht mehr und nicht weniger.