ACTIONDRAMATHRILLER: USA, 2015
Regie: Simon West
Darsteller: Jason Statham, Michael Angarano, Dominik García-Lorido, Hope Davis, Milo Ventimiglia, Stanley Tucci, Anne Heche
Nick Wild tituliert sich selber nicht als Bodyguard. Nein, er ist ein Chaperone. Dies gibt ihm die Freiheit, nennen wir es: "relativ respektlos", mit seinen Kunden umzugehen. Als ihn der gutbetuchte, aber relativ schüchterne Cyrus Kinnick anheuert, übernimmt er den Auftrag nur kurz, denn er hat bei weitem Besseres zu tun. Beispielsweise sich für ein alte Freundin mit der Mafia anzulegen. Oder mir nichts, dir nichts aus 25- schnell mal 506tausend Dollar zu machen, um sie kurz darauf wieder zu verzocken. Doch egal was Nick tut, sein Ziel ist Korsika...
Vielleicht ist das Folgende wichtig zu wissen, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls basiert WILD CARD auf dem Roman HEAT, verfasst vom zweifachen Oscar®-Preisträger William Goldman (bestes adaptiertes Drehbuch für BUTCH CASSIDY UND SUNDANCE KID & DIE UNBESTECHLICHEN) und ist ein Remake des gleichnamigen Achtzigerjahre-Films von Dick Richards HEAT - ICH, DER KILLER mit dem unbeschreiblichen (ob diese Aussage positiv oder negativ konnotiert ist, dürfen die LeserInnen selbst entscheiden) Burt Reynolds.
Die Erwartungen der Liebhaber des schnellen und dennoch durch erzählerische Elemente gedrosselten Actionkinos sind also hoch - findet sich hier doch ein durchaus routiniertes Team zur gemeinsamen Filmarbeit zusammen. Simon West, ein Veteran unter den Attraktionsfilmemachern (CON AIR, THE MECHANIC, THE EXPENDABLES 2) packt seinen Lieblingsactionhelden Jason Statham (TRANSPORTER 1-3, CRANK 1-2, THE EXPENDABLES 1, 2, 3, FAST & FURIOUS 6-8, usw. usw. usw.), einen Top-Kameramann Shelly Johnson (JURASSIC PARK III, HITALGO, CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER), sowie eine Reihe anderer im Business nicht unbekannter Filmgestalter (Padraic McKinley, Thomas J. Nordberg, Greg Berry, Lizz Wolf...) und DarstellerInnen (Hope Davis, Anne Heche, Stanley Tucci...) ein, um das Drehbuch einer Schreiberlingslegende auf digitales Trägermaterial zu bringen.
Dabei kann jedoch weder Goldman, noch West an alte Leistungen anknüpfen, was die Liebhaber ob der durchwachsenen Erzählung bei relativ wenig Action und einigen unliebsamen Längen relativ ratlos zurücklässt. Lediglich die Figur Nick manövriert sich mit Statham'scher Lässigkeit durch die Szenarien und weiß (zumindest für Freunde dieser Art des Spiels) zu überzeugen. Die dramatische Persönlichkeit des pathologisch-depressiven Spielers, der durch betonte Coolness über seine Probleme hinwegtäuschen möchte, steht Statham dabei erstaunlich gut. Leider ist der ehemalige Wasserspringer jedoch größtenteils auf sich allein gestellt, denn bis auf einen relativ charmanten Auftritt Stanley Tuccis (als Mafiaboss Baby) kommt nicht viel von seinen Schauspielerkollegen und Kolleginnen.
Das Hauptproblem das ich mit WILD CARD habe, sind ständig geschürte Erwartungen, die niemals erfüllt werden. Zunächst habe ich mich verständlicherweise auf ein knallhartes Actionspektakel eingestellt -Pustekuchen. Dann hatte ich mal kurz das Gefühl, der Film kippt in die "Rape and Revenge"-Richtung - Denkste. Okay, ich fand mich also mit einem Drama ab - der arme Kerl konnte einem auch leid tun. Dann kommt die Action aber doch noch, hält nicht an und wechselte in Spannung über, die aber auch nicht lange hält. Jetzt bin ich (nicht nur zeitlich) verwirrt und ich war es auch beim konzentrierten Sehen - das ist nicht gut. Schlecht ist das aber auch nicht. Hat was von einer "postmodernen" Erzählweise, wie man so schön sagt. Im Zweifelsfalle also anschauen...
Am besten auf DVD (erschienen am 31.07.2015 bei UniversumFilm), die reicht nämlich bild- und tontechnisch völlig aus. Die Las Vegas typische "Überstrahlung" bei der vordergründig eingesetzten Low-Key-Ausleuchtung schafft auch ohne Blu-ray-Qualität jene (schattige) Lichtstimmung die sie soll. Schärfe, Farben und Kontraste, sowie der etwas diffuse Production Sound (inkl. Dialoge der Originalfassung) dürften auf der Blu-ray auch nicht besser sein. Zusätzlich gibt's noch Bonusmaterial mit drei sogenannten Featurettes: "Original Sin: Las Vegas und die Charaktere aus Wild Card", "Das Drehbuch" und "Die Stunts"; Interviews mit Cast & Crew, sowie dem englischen und deutschen Trailer.
Wer die Statham'sche Lässigkeit mag, die/der wird auch WILD CARD mögen. Allerdings nur dann, wenn man auf die ansonsten stathamtypische Daueraction verzichten kann. Gemessen am Potential von Regisseur Simon West und vor allem Drehbuchschreiber William Goldman, sowie der durchaus namhaften Besetzung fällt der Film eher schwach aus. Was jedoch nicht bedeutet, dass WILD CARD schlecht ist. Mein Rat: Im Zweifelsfalle anschauen...