OT: Combien tu m´aimes?
KOMÖDIE: Frankreich, 2005
Regie: Bertrand Blier
Darsteller: Monica Bellucci, Edouard Baer, Bernard Campan, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Depardieu
Der zurückhaltende und herzkranke Büroangestellte François (Bernard Campan) begibt sich eines Tages in eine Rotlicht-Bar und macht der überaus attraktiven Prostituierten Daniela ein unmoralisches Angebot: Sie bekomme seinen Lottogewinn von über vier Millionen Euro, wenn sie mit ihm zusammenzieht. Doch so einfach sind die Dinge nicht. Und schon gar nicht, wenn Danielas alternder Zuhälter Charly (Gérard Depardieu) auf das Geld spitzt
KRITIK:Zugegeben, weder die Story noch die Erotikszenen, mit welchen dieser Film promotet wurde,
sind es wert, sich diesen Streifen anzusehen.
Dafür aber alles andere. Bertrand Blier beherrscht es vorzüglich,
Emotionen und Stimmungen in den Zuseher zu transferieren.
Sowohl der Sprache der Bilder als auch die vorzüglich eingesetzte klassische Musik ergeben ein Kunstwerk,
in welchem die Schauspieler sowohl sprachlich als auch mit Körpereinsatz souverän agieren.
Dazu kommt, dass - eigentlich schon typisch für eine französische Arthouse-Produktion -
hauptsächlich mit den Stilmitteln des in diesem Fall sogar opernhaft anmutenden Theaters gearbeitet wurde,
ohne jedoch allzu statisch zu wirken - ganz im Gegenteil.
Die Handlung wirkt zunächst durchaus realistisch. Mit François kann sich wohl jeder durchschnittliche Mann identifizieren und die Szene, in welcher er mit dem Zuhälter Charly über Geld und Frau verhandelt, wird noch übertroffen vom Streitgespräch Danielas mit François´ Nachbarin über den weiblichen Orgasmus.
Gegen Ende greift der Regisseur vermehrt auf die Mitteln des Films zurück und die Szenen gehen durchaus gelungen in eine surreale Party über. Da es sich um eine Komödie handelt, kommt der Humor nicht zu kurz. Es ist aber weder der feine britische noch der dumpfe amerikanische oder deutsche, sondern der für die Franzosen eigene, etwas schwarz angehauchte, manchmal vulgäre, aber durchaus anspruchsvolle Humor, welcher hinter seiner Fassade immer die Tragödie und die seelischen Abgründe erahnen lässt.
Action? Herz-Schmerz? Hollywood-08/15-Kost? Wer auf so etwas - und nur auf so etwas - steht, möge sich zu Weihnachten vor die Glotze setzen. Wer hingegen der Meinung ist, dass ein Kinofilm auch ein surreal-schwulstiges Kunstwerk sein darf, der ist mit diesem Film sicher gut beraten.