KOMÖDIE: USA, 2009
Regie: Woody Allen
Darsteller: Larry David, Evan Rachel Wood, Henry Cavill
Boris Yelnikoff, seines Zeiches pensionierter Universitätsprofessor, Beinahe-Nobelpreisträger für Quantenphysik, Hypochonder, Zwangsneurotiker und selbsternanntes Universalgenie, ist sauer. Seine Mitmenschen nennt er nur Zombies, Cretins und Neandertaler, seine Schüler schlägt er mit dem Schachbrett, und beim Händewaschen singt er "Happy Birthday". Das wenig ereignisreiche Leben des mieselsüchtigen Misanthropen wird auf den Kopf gestellt, als eine blonde 20-Jährige Ausreißerin an seiner Tür klingelt...
KRITIK:... und wir im Kinosaal befürchten das Schlimmste: Gott, Woody Allens vierzigste Regie-Arbeit wird doch nicht im Ernst auf eine abgeschmackte Altmänner-Phantasie hinauslaufen???
Nein, keine Angst, das tut sie nicht.
Schließlich hat ja Larry David alias Boris Yelnikoff, Woody Allens neuestes Alter Ego, im Eröffnungsmonolog unmissverständlich klargestellt, dass dies kein dämliches Feelgood-Movie wird: "Wenn sie zu den Idioten gehören, die sich gut fühlen müssen, dann verlassen sie das Kino und gönnen Sie sich eine Fußmassage."
Wie immer bei Woody Allen wird ausreichend viel gesprochen; wie immer zielt der Humor eher auf den Kopf als auf den Bauch. Aber das soll uns in keinster Weise stören. Denn: Boris Yelnikoff ist ein unheimlich charmanter Grantler vor dem Herrn, dessen Schimpf- und Hasstiraden jede Menge Wahrheit beinhalten. Und verdammt lustig sind sie auch - und zwar auf eine ziemlich unkorrekte Art: "Sie wollen etwas Unterhaltsames erleben? Gehen Sie ins Holocaust-Museum!"
Nach seinen filmischen Ausflügen nach London und Barcelona ist Woody Allen also wieder in seiner Heimatstadt New York angekommen. Im Grunde ist WHATEVER WORKS der nicht ganz unproblematischen Gattung der Romantischen Komödie zuzurechnen.
Aber Woody Allen wäre nicht Woody Allen, wenn er die Gesetzmäßigkeiten des Genres nicht auf seine Weise brechen würde. Dass es eine Art Happy End geben wird, ist wohl von Angang an klar. Wie es aussehen wird, hat mich aber doch überrascht.
Nur so viel: Der alte Grantler hat sich kein bissl geändert; gelernt hat er auch nichts, von Läuterung oder einfach nur guten Absichten keine Spur. Und doch gibt es ein sehr schönes Fazit, einen weisen & wahren Schlußsatz, der wohl nur klugen Männern mit hinreichend viel Lebenserfahrung einfallen kann.
Ihr seid neugierig? Gut so, dann kauft euch eine Kinokarte!
Mit dem menschenhassenden Grantler und apokalyptischen Hobby-Philosophen Boris Yelnikoff hat Woody Allen eine der unterhaltsamsten Filmfiguren des Jahres geschaffen.
Ein erstaunlich lustiges Alterswerk, das neben vielen Lachern auch ein paar Momente großer Tragik und Wahrheit bereit hält.
In diesem Sinne: "Er wird den Tod durch Kulturschock sterben!"