SCIENCE-FICTION: GB, 2016
Regie: Tommy Wirkola
Darsteller: Noomi Rapace, Willem Dafoe, Glenn Close, Robert Wagner
Es gibt einen Grund, warum die sieben Settman-Schwestern Sunday, Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday und Saturday heißen: Sie leben illegal in einer von Überbevölkerung geprägten Zukunft mit rigider Ein-Kind-Politik. Die sieben Frauen teilen sich eine Identität. An jedem Wochentag darf eine andere von ihnen raus. Als Monday eines Tages nicht mehr nach Hause kommt, ist Feuer am Dach.
Irgendwann mittendrin im Film musste ich völlig unangebracht lachen. Mir ist da nämlich diese alte MAD-Parodie von "Das Schweigen der Lämmer" eingefallen, wo Hannibal Lecter den Ermittlern eine unschlagbar altruistische Erklärung für seine kannibalistischen Aktivitäten auftischt. Es ist nämlich so: Indem er Menschen tötet und verspeist, hilft er mit, die größten Probleme der Menschheit zu lösen: Den Hunger und die Überbevölkerung.
Ganz so konsequent agiert das totalitäre Regime der USA im Jahre 2072 dann noch nicht: Hier werden überzählige Kinder in künstlichem Tiefschlaf eingefroren, auf dass sie in einer besseren Zukunft aufwachen mögen. Verantwortlich für die Exekution der rigorosen Ein-Kind-Politik ist eine Frau namens Nicolette Cayman, mit Eiseskälte gespielt von Glenn Close. Die mittlerweile 70-Jährige US-amerikanische Schauspielerin sieht hier aus, als wäre Barbara Rosenkranz (für Nicht-Ösis: Eine alpenländische Rechtsaußen-Politikerin) in einem Mad Scientist-Friseurladen beim Trocknen der Dauerwellen in eine Zeitmaschine gesaugt worden. Ziemlich creepy also.
Klimawandel, Naturkatastrophen, Nahrungsmittelknappheit, Überbevölkerung, Diktatur, Rebellion und das Spiel mit alternativen Identitäten: Mangelnde Themenvielfalt und Ambition kann man Regisseur Tommy Wirkola kaum vorwerfen. Aber kann man einen Film ernst nehmen, dessen Schöpfer die blöd-lustige Nazizombie-Komödie DEAD SNOW und die nicht minder blöd-lustige Gebrüder-Grimm-Adaption "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" auf die Menschheit losgelassen hatte? Nicht falsch verstehen: Ich mag diese Filme. Aber es fällt nicht eben leicht, diesem Regisseur den Wechsel ins seriöse Fach abzunehmen.
Es dauert auch nicht allzu lange, bis die Exposition durch ist und der Regisseur erleichtert "Feuer frei" schreit. Dann mutiert die anfänglich etwas dröge, fernsehspielartig inszenierte Sci-Fi-Dystopie zum ganz passablen Actionreißer, wo angemessen körperlich gekämpft und dreckiger und drastischer gestorben wird als im futuristischen Fach allgemein üblich. Actiontechnisch wird recht solides B-Film-Handwerk vor osteuropäischen Studio-Kulissen geboten. Gedreht wurde in Rumänien. Bitte nichts gegen Rumänien, da wurde und wird viel gedreht, unter anderem auch die wesentlich teureren EXPENDABLES-Filme.
Die Geschichte ist eigentlich ziemlich originell und nicht unspannend -spannender jedenfalls als BLADE RUNNER 2049, den ich vor allem aufgrund der Macht seiner überwältigenden Bilder und Soundeffekte liebe. In den sieben Titelrollen gibt sich Noomi Rapaces, bekannt als Lisbeth Salander aus der Millennium-Filmserie alle Mühe. Katniss Everdeen wird aber wahrscheinlich keine mehr aus ihr. Und warum müssen Hackerinnen im Film eigentlich ständig Mützen tragen? Weil die Rechner heiß laufen und die Lüftung zu viel Wind macht?
Allzuviel Wind wurde um diesen fast schon über-ambitionierten Videothekenklopper jedenfalls nicht gemacht. Videotheken gibt es ja auch keine mehr. Drum läuft WHAT HAPPENED TO MONDAY? in einigen Kinos und freut sich über jeden Besucher.
Glenn Close mit Barbara Rosenkranz-Frisur. Parade-Maniac Willem Dafoe als treusorgender Großvater. Noomi Rapaces in siebenfacher Ausfertigung. Viel Geballer und ein wenig Diskussionsstoff in einer preisgünstig produzierten, sich selbst fast schon zu ernst nehmenden Sci-Fi-Dystopie, angerichtet von Nazizombie-Experte Tommy Wirkola. Läuft in wenigen Wiener Kinos und freut sich auf Besucher, denen BLADE RUNNER 2049 zu actionarm war.