KOMÖDIE: Japan, 1997
Regie: Koki Mitani
Darsteller: Toshiaki Karasawa, Kyoka Suzuki
Kurz vor Mitternacht im Studio eines Tokyoter Radiosenders: Die Proben für das Hörspiel "Die Frau des Schicksals" sind gelaufen - und alles bereitet sich für die Live-Übertragung vor. Neben den Schauspielern und der Aufnahmeleitung ist auch Miyako Suzuki, die Gewinnerin des Amateur-Drehbuchwettbewerbs des Senders anwesend, und wartet auf die Uraufführung ihres Stückes; dessen Hauptrolle von der bekannten Diva Nokko gesprochen werden soll.
Minuten vor Beginn der Übertragung beschließt Nokko, dass sie im Stück nicht mehr Ritsuko sondern Mary Jane heißen will; und dies ist nur der Beginn einer Reihe von Änderungen, die die Aufnahmeleitung hinnehmen muss - denn, wenn der weibliche Hauptcharakter Mary Jane heißt, dann muss auch der Name des männlichen Hauptcharakters geändert werden, um dazu zu passen: in Ronald McDonald. Weil Menschen mit diesen Namen aber nicht in Japan wohnen, wo die Geschichte des Hörspiel stattfindet, wird die Handlung kurzerhand in die USA verlegt, was naturgemäß weitere Anpassungen der Geschichte nach sich ziehen muss. Aus dem Melodram über ein japanisches Frauenleben wird eine Actiongeschichte - in der sich die Darsteller mit kreativen Einfällen, die die Geschichte aufpeppen sollen, gegenseitig überbieten.
So wird aus dem geplanten Hörspiel ein Stegreifstück, in dem sich die Protagonisten von Minute zu Minute improvisieren - zum Leidwesen der anwesenden Miyako, deren Gesichtszüge mehr und mehr entgleisen, während die Aufnahmeleitung durch das Funkhaus hetzt um im Wettlauf mit der Zeit zu retten, was von der Geschichte noch zu retten ist.
Der Film - nach dem Theaterstück "The Radio Time" (aufgeführt von den 1983 von Koki Mitani gegründeten Tokyo Sunshine Boys)
- zeigt in Echtzeit die Hektik im Radiostudio vor und während der Übertragung.
So sehr man die Verzweiflung der Hörspielautorin nachvollziehen kann, so komisch ist die nicht vorhersehbare Transformation des Hörspieles.
Die Handlung findet ausschließlich im Funkhaus statt - bis auf kurze Schwenks in die Koje eines LKW-Fahrers, der auf seiner nächtlichen Tour zum gebannten und schließlich zu Tränen gerührten Zuhörer wird.
So witzig und einfallsreich der Plot - so einfach die Umsetzung; die Schauspieler spielen Schauspieler und Ortswechsel gibt es so gut wie keine.
Die Konzentration auf das Studio lässt den Zuschauer "Radio-Atmosphäre" besonders dicht miterleben.
Temporeich und voll Situationskomik - eine willkommene Abwechslung zum oft schwerfälligen und wortarmen japanischen Kino.