TRAGIKOMÖDIE: CH, 2006
Regie: Fredi M. Murer
Darsteller: Bruno Ganz, Teo Gheorghiu, Julika Jenkins
Vitus ist ein Wunderkind. Und auch die Hochbegabten müssen sich ihren Eltern widersetzen und ihren eigenen Weg finden.
KRITIK:Wo alle Gleichaltrigen Inhalte und musische Fähigkeiten noch mühsamst erlernen müssen, ist Vitus schon längst gescheiter als so mancher erwachsene Durchschnittsbürger. Und er spielt Klavier, als hätte er dem Teufel seine Seele verkauft. So weit so gut. Aber Eltern und Co. neigen dazu, diese Begabung einfach nur zu beneiden, und vergessen dabei völlig, wie schwierig so ein Wunderkind-Dasein sein kann: Weil man bei den Mitschülern keinen Anschluss finden kann, als Streber gebrandmarkt. Weil man die Frau seiner Träume zwar während sie dilettantisch Tina Turner nachahmt am Klavier, aber nicht durchs Leben begleiten kann. Und weil Eltern einfach nerven, wenn sie ständig nur darüber nachdenken, wie sie dich am besten fördern können.
Eine schöne Geschichte! Ein wenig tragisch, ein wenig lustig. Mit einem Bruno Ganz, der zeigt, dass er nicht nur als Diktator brillieren kann, sondern auch als simpler Großvater, der feststellen muss, dass ein intelligenter Enkel mehr wert ist als ein Lottogewinn.
Eine kleine Anekdote zum Casting der Schauspieler will ich noch loswerden. Wie ich vernehmen durfte, wollte der Regisseur die Rolle des Vitus unbedingt mit einem Kind besetzen, das die Klavierstücke selbst einspielen kann, also ein "echtes Wunderkind". Und es musste natürlich auch der melodischen Schweizer Sprache mächtig sein. Nach langem Suchen erfuhr er von einem Kind, das in England lebt, perfekt Piano spielt und Englisch, Deutsch und Schwiitzertüütsch spricht. Diese höchst ungewöhnliche Kombination war natürlich ein Zeichen! Und der Junge durfte den etwas älteren Vitus mimen
Für mich als Schwiitz-affinen Menschen gab es dennoch einen Wermutstropfen: Der Film wird hierzulande in synchronisierter Fassung gezeigt. Bruno Ganz spricht sich selbst, allerdings in einem recht sauberen Hochdeutsch. Warum nicht Original mit Untertitel? Wo doch das Schweizerdeutsche eine so wunderbare Sprache ist...
Ein feiner Schweizer Film! Anschauen!