OT: Quante volte... quella notte
KOMÖDIE: ITALIEN, 1972
Regie: Mario Bava
Darsteller: Daniela Giordano, Brett Halsey
Der Playboy John lernt die hübsche Tina kennen und führt sie zuerst zum Tanzen und danach in sein Appartement aus. Was dort geschieht, wird zunächst aus ihrer Perspektive, dann aus seiner und auch noch aus Sicht des voyeuristischen Hausmeister gezeigt. Doch warum zerriss ihr Kleid tatsächlich, und woher stammen die Schrammen in seinem Gesicht?
KRITIK:Männer kommen vom Mars, Frauen von der Venus. Selten wurde dies deutlicher als bei Bavas Ausflug in die Sexkomödie. Tinas Version der Nacht könnte unterschiedlicher von der Johns kaum sein. In ihrer Darstellung ist sie die reine Jungfrau, die ihre Unschuld gegen den Teufel in Menschengestalt verteidigen muss. Er wiederum erzählt seinen Freunden, dass sie in Wahrheit in nymphomaner Vamp ist, ihm die letzten Kräfte raubt auch noch nach dem dritten Mal nicht genug hat.
Bava legt ein irres Tempo hin, die Dialoge sind schmissig und voller Anspielungen, dass man kaum hinterher kommt. In der dritten Version rächt sich das dann, denn die Version des Hausmeister leidet an mehreren Schwächen. Zum einen ist der versoffene Hausmeister schon selbst ein Problem, eine total überzogene Karikatur eines lüsternen Spanners, der während der Arbeitszeit Pornobilder ausschneidet und nun wirklich nicht die Glaubwürdigkeit in Person ist. Zum anderen sind natürlich schon Tinas und Johns Sichtweisen auf ihre Art extrem einseitig, aber seine Version ist derart übertrieben, dass man ahnt, dass sie im Delirium oder in seiner überspannten Fantasie entstand.
VIER MAL HEUTE NACHT ist ein interessantes Experiment, das natürlich deutlich von RASHOMON inspiriert ist. Passend dazu zitiert der Titelvorspann den berühmten Rorschachtest, bei dem jeder Mensch in den vorgelegten Bildern etwas anders sieht und es kein Richtig oder Falsch gibt. Ob der Film nun selbst gelungen ist oder nicht, will ich an dieser Stelle mal offen lassen. Aber natürlich ist die Geschichte bei Bava nicht alles. Der Mann könnte ein Telefonbuch verfilmen, dennoch würde mir die Kinnlade im Minutentakt herunterfallen.
Allein die Disco ist schon der Hammer, sie sieht fast so aus, als ob sie unter einer Raketenabschussrampe gebaut wäre. Von dem Appartement will ich erst gar nicht anfangen, da könnte man Innenarchitekten zur Nachhilfe schicken, Das fängt schon beim Gittertor an und hört beim blinkenden Plattenspieler auf, total durchgestylt, und die Schaukel mittendrin ist dann der i-Tupf.
RASHOMON goes Pop-Art. Bavas sicher nicht bester Film, eher eine amüsante Stilübungen, der am Ende vielleicht ein wenig die Puste ausgeht, aber dafür mit seinen knallig bunten Bildern und einer aufregenden Daniela Giordano, der Ex Miss-Italien, Augenschmaus par excellence bietet.