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Vier Fäuste gegen Rio

Vier Fäuste gegen Rio

OT: Non c'è due senza quattro
KOMÖDIE: ITALIEN, 1984
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, April Clough, Harold Bergman

STORY:

Elliot Vance (Hill) verdient sein Geld als Stuntman, während sich Greg Wonder (Spencer) als Freigänger in einer Band am Saxofon verdingt. Da bekommen die beiden ein millionenschweres Angebot - sie sollen die steinreichen Vettern Antonio Coimbra de la Coronilla y Azevedo und Bastiano Juao Coimbra de la Coronilla y Azevedo doubeln, da auf sie ein Mordanschlag geplant ist. Klar, dass die beiden Haudegen sich in der reichen Gesellschaft aufführen wie ein Krokodil und sein Nilpferd im Porzellanladen.

KRITIK:

Wie vermutlich jeder Deutscher – und Österreicher? – der vor den Neunzigern geboren wurde, bin auch ich mit den Filmen der beiden größten nicht-deutschen deutschen Filmhelden der letzten vierzig Jahre aufgewachsen – Bud Spencer und Terrence Hill. Und wie vermutlich jeder der oben erwähnten, habe ich so gut wie alle Spencer/Hill-Streifen unermüdlich wieder und wieder geschaut. Allerdings gibt es einige wenige Ausnahmen davon, die vor allem das Spätwerk der beiden betreffen. So auch VIER FÄUSTE GEGEN RIO, der in den 80ern und damit ein paar Jährchen nach der größten Schaffensphase der beiden Recken gedreht wurde.

Ich weiß nicht wieso, aber ich bin nie richtig warm geworden mit dieser GEBALLTEN LADUNG Spencer/Hill. Vermutlich, weil die beiden hier zwar auch raubeinige, ungehobelte und hammerharte Straßenköter spielen, aber das Hauptaugenmerk weniger auf schlagkräftiger Konversation liegt,  sondern noch mehr auf klamaukiger Verwechslungskomik. Als Kind war ich halt mehr darauf aus zu sehen, wie einer ‘n Scheitel mit’m Dampfhammer gezogen bekommt.

Nachdem der Film aber in der Spencer/Hill-Reihe von 3L Homevideo neu abgetastet auf blauer Scheibe veröffentlicht wurde und er somit eh in meiner Sammlung steht, dachte ich mir, gib ihm doch noch mal wieder eine Chance. Immerhin ist es ein paar Jährchen her, dass ich VIER FÄUSTE GEGEN RIO das letzte Mal gesehen habe. Und was soll ich sagen – er hat mir sehr viel besser gefallen als ich ihn in Erinnerung hatte und auch besser als ich es vermutet hätte.

Vermutlich liegt das daran, dass ich die Doppelrollen der Beiden inzwischen viel mehr zu schätzen weiß. Mit welcher Tuffigkeit Spencer und Hill die beiden reichen Vettern Antonio Coimbra de la Coronilla y Azevedo und Bastiano Juao Coimbra de la Coronilla y Azevedo – Gesundheit! – spielen ist ein wahre Freude. Gleichzeitig nehmen sie ihr fest etabliertes raubeiniges Image so gleich mit auf die Schippe. Und seien wir ehrlich – eine so warme Darstellung der beiden Waschlappen würde sich heute, dank fanatischen „political correctness“-Gehorsams, von vorneherein verbieten.

Gleichzeitig macht es aber natürlich noch viel mehr Spaß, zu sehen wie sich Spencer und Hill als „Wildsäue“ in der feinen Gesellschaft aufführen und das verstockte Establishment aufmischen. Die übliche Krimigeschichte darf dabei natürlich nicht fehlen. Allerdings ist diese in VIER FÄUSTE GEGEN RIO noch konstruierter als das ohnehin in Bud Spencer und Terrence Hill-Filmen der Fall ist. Die Auflösung ist meilenweit gegen den Wind zu riechen und trotzdem irgendwie beliebig und nicht wirklich vorbereitet. Die dazugehörige Erklärung wird aus dem Hut gezaubert, als wäre den Machern kurz vor Ende eingefallen, dass sie ja auch noch eine Geschichte erzählen müssen.

Die Kämpfe – in der Regel ein Kernstück der Prügel-Klamotten – stehen hier, wie erwähnt, eher im Hintergrund. Sie sind nicht so zahlreich und leider arg uninspiriert. Und das obwohl  Enzo Barboni eigentlich ein Routinier im Genre ist, wobei vielleicht das das Problem ist. Auch Spencer und Hill wirken in diesen Szenen fast schon ein wenig müde und ungelenk. Dazu kommt, dass die Double-Chose in der finalen Klopperei zwar für Abwechslung sorgt, aber gleichzeitig auch arg sinnlos ist. Die beiden könnten die Söldnerbande auch einfach so zu Kleinholz verarbeiten.

Die Synchronisation hingegen ist sehr gelungen. Als Sprecher von Bud Spencer wurde Arnold Marquis engagiert, was in Ordnung geht, auch wenn mir mein Lieblingssprecher Wolfgang Hess natürlich um einiges lieber ist. Dessen Brummorgan ist nun mal unersetzlich – ähnlich wie Ekkehardt Belle als deutsche Stimme Steven Seagals. Die Dialoge erreichen zwar nicht den Klassiker-Status wie einige Sprüche aus, zum Beispiel, DAS KROKODIL UND SEIN NILPFERD, sind aber unterhaltsam und einige Sprüche fürs Filmzitate-Repertoire sind dabei.

In diesem Sinne: „Und ich durfte meine Erziehung in Eaton genießen. Ich erhob nur einmal meine Stimme gegen einen kleinen Buben, der mir eine Waldbeere stehlen wollte.“

Vier Fäuste gegen Rio Bild 1
Vier Fäuste gegen Rio Bild 2
Vier Fäuste gegen Rio Bild 3
Vier Fäuste gegen Rio Bild 4
FAZIT:

VIER FÄUSTE GEGEN RIO ist gewiss keine großer Spencer/Hill-Klassiker. Dafür sind die Kloppereien etwas zu uninspiriert und der Schwerpunkt liegt zu sehr auf Klamauk und Verwechslungskomik. Dennoch ist die doppelte Ladung Bud Spencer und Terrence Hill unterhaltsam, dank der Spielfreude der beiden Recken in ihren Rollen als stinkreiche Großunternehmer mit warmen Einschlag. Dazu gibt es einige flotte Sprüche, wodurch VIER FÄUSTE GEGEN RIO nicht zu einem Muss wird, aber zum unterhaltsamen Zeitvertreib mit der linken und der rechten Hand des Teufels.

WERTUNG: 7 von 10 Desinfektionssprays.
Dein Kommentar >>
Erich H. | 21.04.2016 21:17
Ein irgendwie überraschendes Review. Nichts desto Trotz schön und gut gemacht. Und irgendwie passt es doch, denn gerade ihre Abgesänge auf ihre Erfolgs-Prügel-Filme waren interessante Versuche, neue Wege zu gehen.
Wie auch immer, auf alle Fälle gelungene Besprechung.
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