DRAMA: USA/E, 2008
Regie: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Javier Bardem, Penelope Cruz
Die beiden aus der New Yorker Upperclass stammenden Freundinnen Vicky und Cristina verbringen den Sommer zusammen in Barcelona, wo man Wein, Weib, Mann und Gesang frönt...
KRITIK:In einem Interview auf die Frage mit welchen Schauspielern er jetzt gerne zusammenarbeiten würde, antwortete der frischgebackene österreichische Regisseur und Oscargewinner Stefan Ruzowitzky nach der Preisverleihung: "Mit Javier Bardem und Scarlett Johansson."
Tja, Woody Allen konnte sich diesen Traum erfüllen und setzt noch eines drauf mit der feurigen Penelope Cruz. Man munkelt zwar, dass seine neuen Filme nur deshalb in Europa spielen, weil sich immer weniger amerikanische Geldgeber für seine kommerziell konstant relativ erfolglosen Filme finden, aber wer bitte schön will sich darüber beschweren?
Sicher nicht ich, und schon gar nicht der gute Woody Allen selber, der hier wieder einmal dem Spannungsfeld zwischen europäischer und amerikanischer Lebensart auf den Zahn fühlt, oder zumindest den Klischees davon. Da treffen die zwei jungen amerikanischen Damen, die eine konservativ und bestimmt, die andere verloren in ihren unkonkreten Träumen auf eine europäische Künstlerwelt, die von dekadentem und selbstzerstörerischem Hedonismus geprägt nach immer stärkeren Reizen sucht um der Ausweglosigkeit eines sinnlosen Daseins zu entkommen.
Die stete Vorwärtsbewegung trifft auf die Innehaltung und die Hingabe ganz auf einen Moment, wodurch sich seine schreckliche Schönheit im Ganzen entfaltet...
Woody Allen ist natürlich schon viel zu weise um in diesem Film Stellung zu beziehen. Mit einem gewöhnungsbedürftigen Off-Erzähler, der mit knochenharter Trockenheit die Malasien unserer Protagonisten kommentiert und lauter archetypischen Figuren, die aber im Endeffekt doch erstaunlich komplex (d.h. menschlich, allzumenschlich und voller Schwächen) gezeichnet werden, schafft es
Allen tatsächlich eine unendliche Distanz und Kälte in diesen Film zu erzeugen (es erinnert fast an Francois Truffeauts JULES ET JIM), der die europäische Leidenschaft, ebenso wie die amerikanische Zielstrebigkeit gleichermaßen in Zaum hält und vorführt, sodass man meistens nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, weil einem wieder einmal klar wird, was der Vater unserer abendländischen Philosophie, Sokrates, schon vor über zweitausend Jahren geantwortet hat, wenn man ihn fragte, ob man heiraten bzw. wie man leben soll, nämlich, dass man es so oder so bereuen würde.
Und so verlassen unsere wackeren Protagonistinnen am Ende Barcelona genau so wie sie gekommen sind, obwohl sie sich doch so bemüht haben ihre anerzogenen Werte abzustreifen, aber dann doch erkennen mussten, dass es eh wurscht ist, wie sie leben. Dann doch lieber ins altbekannte Leben zurück...
Eindeutig nicht die lockerflockige Liebes- und Sommerkomödie, als die der Film verkauft wurde, sondern ein typischer, durchschnittlicher und ernster Woody-Allen-Film, der sich aus alterweiser Sicht den Fragen des Lebens annähert, aber natürlich für den einen oder anderen Lacher gut ist.