KOMÖDIE: D, 2003
Regie: Benjamin Quabeck
Darsteller: Robert Stadlober, Jessica Schwarz
Der Werdegang einer fiktiven Neue Deutsche Welle-Band mit dem schönen Namen "Apollo Schwabing", in einem popkulturellen Kuhdorf namens München, Anfang der Achtziger.
KRITIK:
Nein, ich hab's wirklich nicht mit Neuer Deutscher Welle. Ganz im Gegenteil, wenn ich heute, 2004,
irgendwelche angeheiterten Mitt-Dreißiger als Eisbären vor Leuchttürmen tanzen sehe, muss ich mich
jedesmal mit Grausen abwenden. Wie übrigens auch bei solchen "Ereignissen" wie "Starmania" oder
"Expedition Österreich", aber das ist wieder eine andere Geschichte :-)
Dennoch: Dieser Film ist schwer in Ordnung. Wirklich mitreißend gespielt, witzig, und mit viel Liebe
zum Detail inszeniert: Der Held unserer Geschichte (Tom Schilling) hört nicht nur leidenschaftlich gerne
DAF, sondern fährt passenderweise auch ein Auto dieser Marke. Natürlich sieht man nur Original-
Plattencovers und Plakate aus dieser Zeit, und selbst der Soundtrack ist so geschmackvoll ausgewählt
wie nur möglich: Keine Nena, keine Eisbären, sondern Cure, XTC oder Human League sind zu hören.
Klar, die Geschichte ist genau so haarsträubend wie die verbrecherischen Frisuren und die
unpackbare Mode dieser Zeit. Aber darum geht es nicht. Viel erfreulicher ist, mit wie viel Charme und
Elan die Schauspieler zu Werke gehen: Robert Stadlober hat die zickische Popdiva ziemlich gut drauf
und Jessica Schwarz als unterkühlte Bassistin sieht einfach nur "wow" aus. Und dass die ach-so bösen
NDW-Helden DAF ("Tanz den Mussolini") hier dermaßen respektlos zum Kasper gemacht werden, ist
schlicht genial. In einer besseren Welt hätte dieser Film ein Millionenpublikum verdient, und nicht der
zynische und völlig unlustige Castingshow und Reality-TV-Krampf.
Aber ich hör eh schon wieder auf ;-)
Wieder ein lohnender und witziger Film, der sich der 80-er Jahre annimmt. Wenn hoffentlich bald der angekündigte "Mötley Crüe"-Film kommt, bin ich wirklich glücklich :-)