SURVIVALDRAMA/HORROR: AUS, 2009
Regie: Jonathan Auf Der Heide
Darsteller: Oscar Redding, Arthur Angel, Paul Ashcroft
Wir schreiben das Jahr 1822. Das britische Empire pflegt seine Strafgefangenen ans Ende der damals bekannten Welt, nach Van Diemen's Land (heute: Tasmanien) zu deportieren. Einer Gruppe Gefangener gelingt es, ihren Bewacher zu überwältigen und in die Wildnis zu fliehen. Von Anfang an liegen Spannungen in der Luft, das Proviant ist rasch aufgezehrt, und Regen, Kälte und Hunger treiben die Männer zum Äußersten
KRITIK:Van Diemen's Land ist der Debütfilm des australischen Jungregisseurs Jonathan von der Heide.
In ruhigen, auf die Wirkung der beeindruckenden tasmanischen Naturkulisse vertrauenden Bildern versucht der Filmemacher, der Wahrheit hinter dem Mythos der historisch verbürgten Figur Alexander Pearce nachzuspüren.
Viel ist nicht bekannt: Der Mann war gebürtiger Ire und floh mit sieben weiteren Männern aus britischer Strafgefangenschaft in die Wildnis Tasmaniens. Pearce war der einzige Überlebende. 1822 wurde er wegen Mordes und Kannibalismus gehängt. Es gibt vier offensichtlich unter Folter erzwungene Geständnisse, die sich in Details widersprechen.
Der Regisseur erklärt seine Intentionen wie folgt:
"Der Film ist so nahe wie möglich an der Realität und zeigt die Ereignisse so, wie sie sich damals wirklich zugetragen haben könnten. Die Geschichte ist so akkurat wie nur möglich umgesetzt. Wir hatten das Gefühl, dass es nicht nötig ist, die Geschichte um spekulative Details anzureichern, nur im die Leute damit zu schocken. Wir haben sehr hart daran gearbeitet, die Geschichte so wahrheitsgetreu wie nur möglich umzusetzen." (aus dem Interview im DVD-Booklet)
Konsequenterweise finden die Morde hauptsächlich im Off statt und dürften durstige Bluthündchen, die auf ein inoffizielles CANNIBAL HOLOCAUST-Sequel gehofft hatten, weitestgehend enttäuschen. Auch der mutige, bewusste Verzicht auf konventionelle Spannungsdramaturgie dürfte nicht Jedermanns Sache sein.
Das einzige Zugeständnis an gängige Erwartungshaltungen sind kurze, Taxi Driver-artige Off-Monologe, die der Regisseur seiner Hauptfigur in den Mund legt.
Dennoch verfehlt VAN DIEMEN'S LAND seine beklemmende Wirkung keineswegs. So unterschiedliche Filme wie THE ROAD, Werner Herzogs RESCUE DAWN oder auch die unheimliche, meditative Wikinger-Apokalypse VALHALLA RISING sind mir in den Sinn gekommen. Dabei weist der Film genug Eigenständigkeit auf und hätte solche an den verwilderten Barthaaren herbeigezogenen Vergleiche keineswegs nötig.
Handwerklich ist der Film sowieso über jeden Verdacht erhaben: Die Schauspieler, die bemerkenswerte Strapazen auf sich genommen haben, überzeugen, die Atmosphäre könnte eindringlicher und auswegloser kaum sein, und Filme, in denen eine feindliche, nasskalte Naturkulisse die eigentliche Hauptrolle spielt, kann es sowieso nie genug geben. Und ja, das IMDB-Rating (5.8) ist ein schlechter Scherz.
Veröffentlicht wurde VAN DIEMEN'S LAND in der Störkanal-Edition, was bedeutet: Pappschuber, Booklet und kein Knausern bei den Extras.
Von acht Männern, die aus einer Strafkolonie in die tasmanische Wildnis fliehen, wird nur einer überleben. Beklemmendes, beinahe dokumentarisches Portrait einer Reise in die Hölle.
In diesem Sinne: "Ein Mann ohne Blut an seinen Händen ist kein Mann."