HORROR: JAPAN, 2000
Regie: Higuchinsky
Darsteller: Eriko Hatsune, Fhi Fan, Hinako Saeki, Shin Eun Kyung
In einem kleinen Dorf entwickeln verschiedene Bewohner plötzlich eine Obsession oder eine Paranoia für oder gegen spiralförmige Dinge
Beides mit tödlichen Folgen.
Die Schülerin Kirie muss ohnmächtig zusehen wie um sie herum alles dem Wahnsinn anheimfällt, während eine dämonische Kraft stärker und stärker wird
Mit UZUMAKI widerlegt Higuchinsky eindrucksvoll all die Zungen, die unablässig behaupten,
dass im Horrorgenre alle Geschichten schon erzählt wurden und sich die Plots von heute lediglich aus einer Handvoll
originären Storys von gestern speisen.
Falsch! Denn sie sind noch da. Die originellen Ideen. Irgendwo da draußen.
Manchmal auch in anderen Medien versteckt. In Büchern, Comics, Videospielen.
Man muss sich nur die Mühe machen und nach ihnen suchen.
Doch dazu sind sich insbesondere amerikanische Produzenten zu bequem.
Sie gehen auf Nummer Sicher. Lieber zum hundertsten Mal der gleiche Slasherflick als eine neue Geschichte.
Lieber ein Remake als ein Original.
Leider stagniert so das Genre. Die guten, die aus der Reihe tanzenden Filme; die sterben aus.
Nicht so das asiatische Kino. Zwar wird auch hier gerne mal an einer guten Idee partizipiert -
Ave, ihr schwarzhaarigen Gespensterheerscharen! -, aber alles in allem hat man dort mehr Mut zur Innovation.
Und somit wären wir wieder bei UZUMAKI.
In UZUMAKI verbreiten keine Zombies, keine maskierte Killer und auch keine Geistermädchen mit langen,
schwarzen Haaren Angst und Schrecken. Sondern Spiralen aller Art.
Sei es die Spiralform eines Schneckenhauses. Oder eine Wendeltreppe.
Oder ein spiralförmiges Knöchelchen im Ohr. Wieso, weshalb, warum die Spiralen dämonische Züge entwickeln,
bleibt nebulös.
Bis auf einen kryptischen Erklärungsversuch mit den Schlagwörtern "Schlange" und "Spiegel",
der uns allerdings nicht schlauer macht, liefert das Drehbuch keine Hintergrundinformationen für die unheimlichen Vorkommnisse.
Wir stehen dem Horror genauso ohnmächtig und ratlos gegenüber wie unsere Heldin Kirie. Ich kann damit leben, denn UZUMAKI wirkt trotz seiner verwirrenden Ereignisse keinesfalls wirr. Nur ganz am Ende, wenn Leute sich in Riesenschnecken verwandeln und an Fassaden hoch kriechen, wird es schon ziemlich abgefahren. Aber scheiß drauf. Lieber eine akute Menschenschneckenplage als die üblichen Genregähnklischees.
Klischees gibt es in dem Streifen übrigens überhaupt keine. Aber dafür Überraschungen, Bizarres und immer mehr und immer intensiver werdende Schrecken.
Auch in Sachen Optik hat UZUMAKI eine ganz eigene Note. Spannende Bilder mit eher trister Farbdramaturgie ergeben eine surreale Stimmung, in der sich ruhige Passagen, japanischer Wahnwitz und handfeste Alptraumszenarien die Klinke in die Hand geben.
Und so wird auch der Zuschauer in einer Art Spirale immer tiefer in diesen herrlichen filmischen Irrsinn gezogen und am Ende bleibt man zwar etwas verdattert, aber mit der Gewißheit, endlich mal wieder was Neues gesehen zu haben, zurück.
Es sind keine Monster und auch keine Geistermädchen, die ein japanisches Dorf heimsuchen - es sind Spiralen - Ein origineller wie abgedrehter Alptraumtrip aus der bizarren Wundertüte des japanischen Horrorfilms. Nach diesem Film werdet ihr Waschmaschinen und Schneckenhäuser mit ganz anderen Augen sehen