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Under The Silver Lake

Under The Silver Lake

NEO-NOIR: USA, 2018
Regie: David Robert Mitchell
Darsteller: Andrew Garfield, Riley Keough, Topher Grace

STORY:

Andrew Garfield spielt in UNDER THE SILVER LAKE Sam, einen arbeits- und antriebslosen jungen Mann, der seine Zeit mit rauchen, Nachbarn beobachten oder damit zubringt, Verschwörungstheorien zu spinnen. Als seine neue Bekanntschaft Sarah (Riley Keough) über Nacht verschwindet, scheinen seine paranoiden Gebilde plötzlich mit der Realität zu verwachsen. Es beginnt eine Spurensuche durch ein Los Angeles, in dem die goldene Vergangenheit der Stadt zu jeder Zeit schmutzig durchschimmert und scheinbar alles miteinander verwoben ist.

KRITIK:

Ein Film, der Hitchcock in die Gegenwart holt. Irgendwie. Nachdem Regisseur und Drehbuchautor David Robert Mitchell in seinem Vorgängerfilm IT FOLLOWS (2014) seine persönliche Ode an die Horrorfilme der Achtziger Jahre gedreht hat, verarbeitet er in UNDER THE SILVER LAKE das "goldene Zeitalter" des Hollywood-Kinos. Ob es Andrew Garfield ist, der im Laufe des Filmes mehr und mehr aussieht wie James Dean (vielleicht, weil er einmal dessen Kopf streichelt), der fast monumentale Orchester-Soundtrack, oder kleine Anspielungen auf DAS FENSTER ZUM HOF (1954) und viele andere Filme von Hitchcock, um nur einige wenige Referenzen zu nennen, vor denen der Film nur so strotzt.

Wer aber jetzt einen geradlinigen Noir erwartet, hat sich gewaltig getäuscht. Der Film nimmt die erstmögliche Abzweigung Richtung Absurdistan und bleibt auch auf dieser Straße. Die meiste Zeit folgen wir Sam, dem auf seiner Lynchesquen Schnitzeljagd durch Hollywood wahnsinnig abstruse Dinge oder Menschen begegnen. Ein Eichhörnchen, das vor ihm auf den Beton klatscht, der selbsternannte Hobo-King, oder DIE Szene im Haus des Songwriters. (Eine der besten Szenen, die ich im letzten Jahr im Kino gesehen habe, ich will aber nicht zu viel vorweg nehmen.)

Während Sam also überall nach versteckten Nachrichten sucht, ist der Film genau das, was er sucht: Jede Szene birgt in ihrer Absurdität einen latenten Symbolismus, der den ganzen Film durchzieht. Ob diese Symbole jetzt tatsächlich eine Bedeutung haben, ist eine andere Frage. Müssen sie aber auch gar nicht, denn sie besitzen einen fantastischen Unterhaltungswert und zeigen uns die Welt aus den Augen unseres Protagonisten, der in alles und jeden diese Symbole hineininterpretiert.

Wenn in der zweiten Hälfte aufgeklärt wird, warum sich Sam so in diese Paranoia hineingesteigert hat, hat mich der Film auch noch beim zweiten Sehen emotional voll und ganz abgeholt. Damit sind wir auch bei der größten Schwäche des Filmes. In der ersten Hälfte hat er durchaus seine Längen, was aber nicht verwundert bei knapp 140 Minuten Laufzeit. Trotzdem kann ich diese Schwäche nicht ganz als Schwäche durchgehen lassen, denn gelangweilt habe ich mich zu keinem Zeitpunkt, denn die Atmosphäre, die hier aufgebaut wird, ist einfach zum Genießen. Für mich gehört die Länge aber zu einer der vielen Ecken, die der Film hat und ich liebe ihn, weil er sie nicht abgeschliffen hat.

Under The Silver Lake Bild 1
Under The Silver Lake Bild 2
Under The Silver Lake Bild 3
Under The Silver Lake Bild 4
FAZIT:

UNDER THE SILVER LAKE ist weitaus mehr als nur seine Bezugspunkte. Während Regisseur und Drehbuchautor David Robert Mitchell (IT FOLLOWS) den Film Noir ehrt, verdreht er ihn gleichzeitig in alle Richtungen und macht daraus ein herrlich bizarres Gesamtwerk. Definitiv nicht für jeden (auch wegen der Gewaltspitzen), wer aber Lust auf erfrischend absurdes Kino hat, sollte ihm auf jeden Fall eine Chance geben.

WERTUNG: 7 von 10 tote Eichhörnchen
Gastreview von Tobias Staudinger
Dein Kommentar >>
yy | 20.05.2020 21:34
aaa
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dfsa | 20.05.2020 21:34
sdf
>> antworten
Der Pate | 28.08.2019 21:54
Das macht Lust auf Kino! Mehr solche Gastreviews bitte!
>> antworten
dok | 28.08.2019 07:45
irgendwie ein grossartiger film , aber beim ersten sehen am nifff im juli war ich dermassen verwirrt , dass ihn erstmal nicht beurteilen konnte . aber inzwischen bin ich ziemlich sicher , dass ich eine zweitsichtung sehr geniessen würde . nur schade , dass es diesmal nicht mehr im kino sein wird .
>> antworten