OT: Und tschüß! - In Amerika
KOMÖDIE: DEUTSCHLAND, 1996
Regie: Michael Keusch
Darsteller: Benno Fürmann, Chrissy Schulz, Andreas Arnstedt, Tom Mikulla, Gesine Cukrowski, Jens-Peter Nuenemann, Dan Frank, Norbert Weisser
Günni fährt bei einem Rennen seinen Mustang zu Schrott. In Deutschland sind Ersatzteile oder gar ein Neuer zu teuer. Nach Amerika müsste man. Gut, dass Raoul noch etwas Kapital hat - das er schnell vermehren muss, bevor ihm ein Kredithai die Beine brechen lässt - und die Jungs kommen auf die Idee in Amerika günstig Autos einzukaufen und in Deutschland teuer zu verkaufen. Also machen sich Günni und Zombie auf den Weg in die Staaten.
Doch dort kommt ihnen nicht nur ein Ford Thunderbird in die Quere...
Es heißt mal wieder UND TSCHÜSS! in Spielfilmlänge. Diesmal heißt das Ziel der Ruhrpott-Clique um Günni Dobrinski USA. Günnis Traumziel; für den Amerika-Freund sowieso schon lange, doch bei den Preisen für Autos – da kann man echt neidisch werden, nur mal so nebenbei, für ‘nen riesen Schlachtschiff von Pick up zahlt man ungefähr so viel wie hierzulande für einen seit Jahren schon scheiße aussehenden Golf. Klar, dass Günni da hinwill. Klarer auf jeden Fall als der eigentliche Grund der Reise, nämlich dass Raoul dringend Geld braucht, weil ihm ein fieser Kredithai sonst dieses ewig nervende Laufen abnimmt und ihm dafür freundlicherweise von seinen Schergen die Beine brechen lässt.
Die Idee billige Autos – in diesem Fall vor allem Wohnwagen und Vans – aus den USA nach Deutschland zu schippern ist an für sich gar nicht mal schlecht. Aber, wenn man nur noch vier Tage Zeit hat die Kohle aufzubringen, dann entbehrt das jeglicher Logik, denn schließlich braucht son Schiff von Amerika nach Deutschland locker mal 6 Wochen – und fliegen ist wohl etwas teuer, nech. Dieser Plan ist also so abwegig und absurd, dass es einfach super passt. Wäre dieses auslösende Ereignis in – so ziemlich – jedem anderen Film ein absolutes Ärgernis, weil eben so abwegig, passt es doch wunderherrlich in die Welt des Serienuniversums von UND TSCHÜSS!, schließlich waren Günnis Handlungen noch nie von extremen Nachdenken begleitet, Zombie hat seinen Schädel eh schon einmal zu oft an die Lautsprecher gedrückt und Raoul, der alte Geschäftsmann, macht eh geistig dicht, wenn er was von Kohle hört.
Somit steht einem Reigen voller Absurditäten und Kulturdifferenzen nichts mehr im Wege, denn prüde und trinkfeindliche Amerikaner – kein Wunder, die füllen ja auch Wasser in Dosen ab und verkaufen das dann als Bier – und laute, dauerbesoffene Ruhrpottprolls ohne Englischkenntnisse – das führt nicht gerade zu akuter Völkerverständigung. Wobei es auch hier auf die Leute ankommt, denen unsere Truppe begegnet. Denn Prolls gibt es auch in Amerika, in diesem Fall eine Bande – im Grunde dann doch wirklich philanthropischer – Rocker. Dass unsere Freunde unerwartete Hilfe von eben jener Truppe hart gesottener Kerle bekommt ist nicht wirklich neu, dafür aber deutlich unterhaltsam. Lediglich die Dispositionsszene, die zu dieser Zusammenarbeit kommt, ist dermaßen abgehoben und inhaltlich unmotiviert, dass man nur zwei Möglichkeiten hat: Ignorieren oder Trash-Brille aufsetzen und gut finden.
Es ist leider ein kleiner Schönheitsfehler, dass viele Situationen nicht richtig vorbereitet, sondern durch abwegig und/oder völlig zufällig auftretende Ereignisse stattfinden, die das folgende weder wirklich rechtfertigen noch erklären können. Die Situation ist halt einfach da. Aber, und jetzt aufgepasst Ihr rechtschaffenden Leute da draußen, ihr seid hiermit gewarnt. Denn da UND TSCHÜSS! seit jeher starke Exploitationanleihen aufweist und schon immer ein bisschen Trash war, fliest dieser Umstand nur zu einem kleinen Teil in die letztliche Bewertung ein – die Truppe um Günni will eigentlich immer nur eins: Spaß und den will man auch, wenn man sich UND TSCHÜSS! ansieht. Wer will sich da schon an so kleinen fast schon unbedeutenden Mängeln in der Dramaturgie stören? Eben.
Die Witze und Pointen sitzen derweil, wenn auch hauptsächlich auf dem Papier. Das Drehbuch schrieben Wolfgang Büld – der auch für die Serie verantwortlich zeichnete, zusammen mit Stefan Cantz – und Paulette Panther. Letzteres scheint mir ein Pseudonym zu sein, so heißt doch keiner – sollte jetzt allerdings tatsächlich jemand so heißen, darf er sich gerne bei mir melden und mich vom Gegenteil überzeugen. Wer dahinter steckt ist scheinbar unbekannt, ich konnte jedenfalls diesbezüglich nichts recherchieren; Fakt ist auf jeden Fall, dass auf einschlägigen Seiten lediglich ein Eintrag zum Drehbuch für UND TSCHÜSS! IN AMERIKA zu finden ist.
Der Humor ist somit wie bereits aus der Serie gewohnt, hauptsächlich situationsbedingt. Allerdings schießt hier die Inszenierung leider eins ums andere Mal quer, denn diese ist durchaus ein wenig harkelig. So manche Pointe kann nur halb zünden, weil das komische Potential nicht voll ausgenutzt wurde oder eine Szene zu umständlich und schwerfällig umgesetzt wurde. Längen entstehen dadurch glücklicherweise keine, denn ansonsten gibt es an der Arbeit Michael Keuschs nicht viel zu mäkeln. Die Geschichte wird rasant voran gebracht und so düst die Handlung angenehm ihrem Höhepunkt entgegen, wie ein Ford Mustang mit Günni am Steuer auf der Route 66. Die eine oder andere Verschnaufpause gibt es natürlich auch; man könnte aus dramaturgischer Sicht sicherlich von sinnlosen Szenen reden, wie zum Beispiel die Strandparty-Montage, aber um ehrlich zu sein, kann der Film solche Spaßeskapaden durchaus ausgleichen und von UND TSCHÜSS!-Atmosphäre getragen ist sie sowieso.
Benno Fürmann gibt den unsympathisch-sympathischen Hitzkopf Günni wieder auf gewohnt unterhaltsame Art und Weise und gibt dem Proll die gehörige Portion „Schön einen auf dicke Hose machen“ mit. Um ehrlich zu sein waren Günni Dobrinski und Benno Fürmann lange Zeit für mich unzertrennlich und mehr oder weniger ein und dieselbe Person. Andreas Arnstedt, der für die Figur des Zombie auf jeden Fall schon mal das richtige Aussehen von Haus aus mitbringt, ist wie gewohnt der geborene Verlierer in Lederkluft, der sich meistens selbst im Weg steht – wenn’s nicht grad Günni tut und nicht auf Zombie hört – jedoch ohne, dass man auf ihn herabschauen würde. Chrissy Schulz als Silke gibt das etwas naive Blondchen so überzeugend, dass man fast schreiben möchte, sie würde gar nichts schauspielern. Schreib ich an dieser Stelle aber nicht.
In diesem Sinne: „Günni, seit wann gibt’s denn so viele Schwarze bei uns in Essen?“
UND TSCHÜSS! IN AMERIKA – der Name ist Programm. Günni und Zombie machen zusammen mit Silke auf gewohnt prollige und doch charmante Weise die Vereinigten Staaten von Amerika unsicher. Stellenweise wirkt das ein wenig wie eine lange Folge der Serie, schlimm ist das aber keineswegs, denn der Film ist kurzweilig genug, um über die gesamte Laufzeit hinweg zu unterhalten. Nicht jeder Witz trifft ins Schwarze, was in diesen Fällen vor allem an der manchmal etwas holprigen Inszenierung liegt; erinnert aber irgendwie an die Serie, kann man daher schon wieder gelten lassen. UND TSCHÜSS! war schon immer etwas trashig, hat daraus aber nie einen Hehl gemacht und so war das durchaus als Qualitätsmerkmal zu verstehen, UND TSCHÜSS! IN AMERIKA steht in derselben Tradition und bietet daher, zwar nicht perfekte, aber dafür kurzweilige und unterhaltsame Unterhaltung für zwischendurch.
Wer schon mit MANTA MANTA nichts anfangen konnte, zieht sich besser ein, zwei Punkte von der Wertung ab. Für alle anderen gibt’s…