SERIE: USA, 2014
Regie: Cary Joji Fukunaga
Darsteller: Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Michelle Monaghan uvm.
Zwei Ermittler im Jahr 1995 in Louisiana. Ein verstörender Mordfall hat sie zusammengeführt. An einem Baum wird ein nackte und mit Geweih versehene Leiche gefunden. Die Klärung des Mordfalls wird ihnen viel abverlangen.
Diese einzigartige Serie ist in der Tat "ein Meisterwerk", wie Spiegel Online es treffend auf den Punkt bringt.
Die erste Staffel ist bereits beendet, und mit nur acht Folgen auch recht überschaubar. Das hat den Vorteil, dass sie eine geschlossene Geschichte erzählt. Staffel zwei ist nämlich schon in Planung, allerdings mit anderen Schauspieler und neuer Story.
In der ersten Staffel brillieren aber im Moment noch Woody Harrelson als bodenständiger, konservativer Familienvater mit Hang zum Fremdgehen und Selbstbetrug und der eigenwillige, pessimistische (wie er es nennt: realistische) Matthew McConaughey. Die beiden Ermittler Hart und Cohle haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam, auch auf den zweiten nicht. Genau aus diesem Grund bilden sie eine überzeugende Symbiose, was vor allem den überragenden schauspielerischen Leistungen zu verdanken ist. Gerade McConaughey spielt hier sein ganzes Potenzial aus und zeigt was für ein großartiger Schauspieler er doch ist, der jahrelang unterschätzt wurde und sein Dasein in schmalztriefenden Liebeskomödien fristen musste. Allerdings lebt True Detective auch davon, dass die Serie einfach bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzt ist.
True Detective vereint gleich mehrere Genres so gekonnt miteinander, dass permanent, und ich meine PERMANENT, die Spannung hoch gehalten wird. Kriminalgeschichte, Mystery, Drama und so einiges mehr. Regisseur Cary Joji Fukunaga gibt auch offen zu beispielsweise von Twin Peaks beeinflusst worden zu sein, was stellenweise deutlich wird und natürlich erklärt, warum ich sofort gefesselt war von True Detective. Auch unzählige weitere Anspielungen haben den Weg in die Serie gefunden. Herauszufinden welche das sind, dieses Vergnügen überlasse ich jedem selbst.
Gerade dieser Genremix erzeugt ein Gefühl von Unbehagen, irritiert, manipuliert den Zuseher und führt ihn auf falsche Fährten. Tatsächlich wird man selbst zum Ermittler, zerpflückt Stück für Stück die Einzelteile, nur um sie dann wieder neu aneinander zu fügen und festzustellen, dass man hoffnungslos verloren ist, in diesem Puzzle aus unidentifizierbaren Teilen.
Auch die unkonventionelle, wenn auch längst ins Allgemeingut des Zusehers übergegangene Erzählweise trägt ihren Teil dazu bei, Verwirrung zu stiften, Fragen unbeantwortet zu lassen und somit langsam seine Charaktere liebevoll auszuarbeiten. Selten sieht man so eine detailreiche Charakterstudie. Nach und nach erschließt sich uns mit wem wir es hier zu tun haben, ohne jemals alles Preis zu geben, und doch bleibt immer ein kleiner Zweifel ob man da richtig liegt. In drei Zeitebenen verdichtet sich die Geschichte, bis sie am Ende nochmal ordentlich für Verwirrung sorgt. Doch gerade das was lange unklar ist, bereitet so viel Spaß!
Der Zuseher entwickelt eine Beziehung zu den Charakteren, um diese dann wieder zu hinterfragen. Auch die beiden Männer sind sich ihrer Freundschaft nicht ganz bewusst. Sind sie überhaupt Freunde? Nur Kollegen? Irgendwie beeinflussen sie ihre gegenseitigen Leben enorm. Und auch der Fall wird sie für ihr weiteres Leben prägen.
True Detective zeigt einmal mehr welche Wucht sich gerade auf dem amerikanischen Serienmarkt bewegt. Serien, die einem Kinofilm in nichts nachstehen. Unglaublich gut produziert, fotografiert und mit so viel Liebe ausgearbeitet, dass einem das Herz schmerzt.
Allein die Bilder wären es schon wert True Detective anzusehen. Die triste Landschaft getaucht in matte Farben, überragende Kameraarbeit. In einer Folge gibt es eine Plansequenz, die minutenlang ist und in dieser Zeit ist mir der Mund ausgetrocknet vom Offenstehen. Das ist mein voller Ernst. Niemals hab ich sowas gesehen, in einer Serie. Unglaublich! Ich weiß nicht, wann mir eine Opening Scene das letzte mal einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Diese hier tut es und zwar unerlässlich immer wieder aufs Neue. Was ebenfalls der überragenden Musik geschuldet ist. Die übrigens die ganze Staffel gekonnt eingesetzt wird.
Der Spiegel schreibt, die Geschichte ist eigentlich eine Ansammlung von Klischees und trifft damit den Nagel auf den Kopf, ABER der Grund dafür, dass daraus eine überragende Geschichte geworden ist, sind der Schöpfer Nic Pizzolatto und Regisseur Fukunaga. Diese Symbiose hat aus True Detective ein Meisterwerk gemacht, welches mit Sicherheit noch viel Einfluss haben wird.
Wie immer empfehle ich den Originalton! Wenn McConaughey Pizzolattos Monologe über Gott und die Welt hält, dann kann man nicht anders, als an den Lippen dieses Schauspielers zu hängen. Er ist es, der aus Szenen, die auch unglaublich abgedroschen und langweilig hätten werden können, ein Feuerwerk macht. Und dieses Vergnügen, bin ich mir sicher, hat man nur im Originalton!
True Detective ist für mich derzeit eine der besten Serien auf dem amerikanischen Markt. Zugegeben habe ich nicht alle gesehen, aber so viel kann ich trotzdem sagen. Fantastisch fotografiert, einfach eine unglaublich gute Kamera- und Regiearbeit. Eine fesselnde Story, die einen permanent in Spannung versetzt und viele falsche Fährten legt. Überragende Schauspieler und ein Genremix der besser nicht hätte werden können! Superlativen über Superlativen, absolute Empfehlung!