LOVESTORY: USA, 2006
Regie: Kevin Reynolds
Darsteller: James Franco, Sophia Myles, Rufus Sewell,
Zwei Kinder verfeindeter Sippen verfallen in hoffnungsloser Liebe zueinander. Was nicht sein darf, endet tödlich.
Klingt bekannt. Ist es auch. Allerdings handelt es sich in diesem Fall nicht um Shakespeares "größte Liebesgeschichte aller Zeiten", sondern einen viel älteren Stoff, nämlich die Legende von Tristan und Isolde. So alt wie diese ist, so viele Versionen derer gibt es auch. Der Film erzählt eine. Die, des Ziehsohns des Britischen Königs Marke und der Tochter des Irischen Königs.
Nach einer Schlacht gegen die Iren wird der in seiner Heimat tot geglaubte Tristan von Isolde, die ihm ihre Identität verheimlicht, gerettet. Sie verfallen in Liebe zueinander, jedoch weiß Isolde um die Aussichtslosigkeit dieser Liebe.
Wieder zurück in der Heimat erklärt sich Tristan bereit, für Marke um die Tochter des Irischen Königs zu kämpfen, welcher sie dem Sieger eines Turniers als Frau versprach. Ab dem Moment jedoch, wo Tristan erkennen muss, dass in Wahrheit Isolde die Frau ist, die er seinem Ziehvater erkämpft hat, nimmt das Unheil seinen Lauf. Hin- und hergerissen zwischen Liebe und Loyalität zu Marke und der Liebe zu Isolde stürzt Tristan sich und das gesamte Reich ins Unglück.
Regisseur Kevin Reynolds, schon durch die Neunziger-Jahre Schmonzette "Robin Hood: König der Diebe" profiliert in Sachen Mittelalterkitsch, nimmt sich also wieder einmal eines Klassikers der Weltliteratur an. Im Gegensatz zum Kevin Costner-Vehikel setzt er diesmal jedoch weniger auf ein vergleichbares Staraufgebot als auf schöne aus Film und Fernsehen mehr oder weniger bekannte junge Menschen (Spiderman-Freund James Franco und Sophia Myles) sowie Rufus Sewell, der dank seiner Ausstrahlung ein einsamer Lichtblick ist.
Erstere agieren dann auch nett, aber unauffällig in Reynolds einigermaßen uninspirierter Regie. Nur ansatzweise erahnen wir die landschaftliche Schönheit der Kulisse. Und welcher Umstand dem Mittelalter die Bezeichnung "dunkles Zeitalter", wie einführend erwähnt, einbrachte, kann auch nur geraten werden. Zwar wird munter und viel gekämpft, aber das kinderprogrammkompatibel. Ich kann mich jedenfalls keines einzigen klitzekleinen Blutspritzers erinnern. Auch Tristans und Isoldes maximal auf Sparflamme kochende Leidenschaft vermag es nicht, einen in die Story hineinzuziehen.
So verfehlt also Reynolds um Welten den Kern dieser Legende - die große leidenschaftliche, zunächst unschuldige, dann aber alles zerstörende Liebe zweier Menschen in Mitten einer grausamen Zeit. Stattdessen spült er europäische Geschichte weich, damit Hollywood brav in den Geldtopf greift und die Chancen auf gute Einspielergebnisse gewahrt sind, weil der Film ja eh jugendfrei ist.
Nebenbei: Produzent des ganzen ist unter Anderem ein gewisser Ridley Scott, von dem man ja seit Filmen wie Gladiator und Königreich der Himmel weiß, wie genau er (ein Brite immerhin) es mit europäischer Geschichte nimmt.
Wer sich von diesem Film eine ernsthafte Abhandlung des Tristan-Stoffs erwartet, ist selber schuld. Wer sich eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte und spannende Schlachten erwartet, wird enttäuscht. Wer sich hingegen einfach nur schönen sympathischen Menschen in netter Kulisse hingegeben will, kommt auf seine Kosten. Besser jedoch: für die Liebesgeschichte Baz Luhrmanns Romeo und Julia und für die Schlachten Herr der Ringe mal wieder ansehen!