OT: Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale
HORROR: I/F, 1972
Regie: Riccardo Freda
Darsteller: Carmille Keaton, Tony Isbert, Maximo Valverde, Luigi Pistilli
Vier Hippies geht der Sprit aus. Ein mysteriöser Tankwart, der ihnen kein Benzin verkaufen will, lotst das langhaarige Quartett zur Villa der geheimnisvollen Lady Alexander. Dort finden gerade die letzten Vorbereitungen zu einer Schwarzen Messe statt und für die Hippies beginnt eine Nacht des Schreckens
KRITIK:Beim Namen Riccardo Freda denke ich in erster Linie an virtuosen b/w-Gothic Grusel made in Italia,
auch wenn Horrorfilme den geringeren Teil seiner Filmographie ausmachen.
Sein L ´ORRIBLE SEGRETO DEL DR. HICHCOCK aus dem Jahr 1962 mit einem Hauch von Nekrophilie und Barbara Steele in der weiblichen Leading Role
ist trotzdem ein Genreklassiker.
Fredas sonderbar eigentümliche TRAGIC CEREMONY beinhaltet ebenfalls Elemente des klassischen Gruselfilms, welche allerdings mit Verweise auf den grausigen Helter Skelter der Manson Family und herben 70er Jahre-Splatter ergänzt werden. Rätselhafte Todesfälle, Teufelsanbeter, Körperwanderungen und surreale, übersinnliche Szenarien sind Bestandteile eines Films, der ähnlich wie Bavas LISA UND DER TEUFEL weniger wie eine in sich geschlossene Geschichte, sondern mehr wie ein böser Traum wirkt.
Von daher sollte man nicht auf alle Fragen Antworten erwarten und einige irritierende Storywendungen müssen zugunsten einer durchgängig düsteren Atmosphäre
in Kauf genommen werden.
TRAGIC CEREMONY ist keine leichte Kost. Es ist ein Film, der sich auch nicht unbedingt beim ersten Sehen erschließt,
sondern es könnte durchaus eines weiteren Durchlaufs bedürfen, ehe Fredas Alptraumszenario seine volle Wirkung entfaltet.
Insbesondere Eurohorror-Enthusiasten dürften aber schon beim ersten Date verzaubert sein.
Die weiblichen Hauptrollen sind glänzend mit alten Bekannten besetzt: 99 WOMEN - Luciana Paluzzi spielt die teuflische Lady Alexander und Camille Keaton, die wir als traumatisiertes Mädchen in WHAT HAVE YOU DONE TO SOLANGE? und als Vergewaltigungsopfer und Todesengel in Personalunion in I SPIT ON YOUR GRAVE erlebt haben wird in TRAGIC CEREMONY zum Spielball des Teufels. Auf musikalischer Seite überzeugen die bedrückenden, traurigen Kompositionen von Stelvio Cipriani.
Neben den vielen unheimlichen und oft zitierten atmosphärisch dichten Momenten gibt es auch einige äußerst blutige zu bestaunen. Der Gorewizard der Siebziger Jahre Carlo Rambaldi, der schon in Filmen wie TWITCH OF THE DEATH NERVE, FLESH FOR FRANKENSTEIN oder DEEP RED für das Rot sorgte und später in Hollywood die allseits bekannten ALIEN-Schädel mitgestaltet hat, schwingt in einer kurzen, aber heftigen Massakerszene die ganz grobe Kelle. Da werden Gesichter gespalten, Köpfe durchschossen oder abgeschlagen und das Blut spritzt leuchtend rot durch die Hallen der Kultisten. Und ganz am Ende hält er für das Publikum eine in ihrer Schaurigkeit besonders denkwürdige Maske bereit.
Alles in allem ist TRAGIC CEREMONY ein seltsamer Horrorfilm, der neben inhaltlichen Wirrnissen auch einige Längen hat, diese aber mit ein paar richtig unheimlichen Szenen, sparsam, aber heftig eingesetzten Goreeffekten und Camille Keaton zu egalisieren weiß. Und sein Originaltitel, der beim Vorspann kaum auf den Bildschirm passt, macht meinem bisherigen Darling der übertrieben langen Filmnamen - RITI, MAGIE NERE E SEGRETE ORGE NEL TRECENTO - glatt noch den Thron streitig.
Höllische Mächte nehmen vier Hippies aufs Korn - Wenig bekannter und hierzulande noch unveröffentlichter Eurohorror von Altmeister Freda, der gotischen Grusel, seltsame Begebenheiten, Psychotronik und überraschend heftige Splattereinlagen zu einem düsteren Alptraumcocktail mixt, der besonders den Freunden obskurer und halluzinatorischer 70er Jahre-Kost munden wird. Wer allerdings Daueraction und Logik als Bedingungen für einen gelungenen Filmabend ansieht, sollte die TRAGIC CEREMONY meiden.