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Töte Amigo

Töte Amigo

WESTERN: I, 1967
Regie: Damiano Damiani
Darsteller: Gian Maria Volonté, Klaus Kinski, Martine Beswick, Lou Castel

STORY:

Mexiko, Anfang des 20. Jahrhunderts: Als der Bandit El Cuncho mit seiner Bande einen Waffentransport der mexikanischen Armee überfällt, erhält er unerwartete Hilfe von einem US-Amerikaner, der fortan El Nino genannt wird. Von den Companeros anfangs misstrauisch beäugt, schließt sich El Nino den Banditen an. Gemeinsam überfällt die Bande einen Armee-Stützpunkt und lässt sich von der unterdrückten Landbevölkerung als Befreier feiern. Doch mit den hehren Idealen der Revolution haben die Banditen herzlich wenig am Hut, und auch der undurchsichtige amerikanische Gringo verfolgt seine eigenen Ziele...

KRITIK:

Flashback ins Jahr 1967: Während überall in Europa die Studenten gegen die verkrusteten Gesellschaftsstrukturen auf die Barrikaden steigen, dreht der Italiener Damiano Damiani einen Film, der die gescheiterte mexikanische Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts thematisiert. Töte Amigo, im Original "¿Quien sabe?" (dt: "Wer weiß?") ist weniger ein Italo-Western als ein Polit-Thriller im Western-Gewand.

Bei den deutschen Zensurbehörden schrillten die Alarmglocken: Ein politisch kritischer Film? Kommt doch gar nicht in Frage! Kinofilme sollen unterhalten. Und nicht das Volk auf dumme, weil staatsfeindliche Gedanken bringen.

In einem beispiellosen Akt von Selbstzensur kürzte der deutsche Verleih dann sämtliche Szenen, die die Revolutionäre in ein (vermeintlich) positives Licht rückten. Übrig blieb ein sinnentleerter, auf Gewalt und Töten reduzierter Torso von einem Film, dem sämtliche erklärende Handlungsstränge fehlten.

Dabei müsste jedem Menschen, der auch nur zwei Gramm politisches Gespür besitzt, aufgefallen sein, dass die Revolutionäre keineswegs zu Heiligenfiguren stilisiert werden. Trotz Klaus Kinski in einer Traumrolle als schießwütiger Priester "El Santo". Auch wenn die Sympathie des Regisseurs - nona - auf Seiten der Freiheitskämpfer liegt, werden sämtliche handelnde Figuren als ambivalente, zwiespältige Charaktere gezeichnet: Ihre Motive sind eher finanzieller denn politischer Natur, und in Sachen Brutalität stehen die Aufständischen der verhassten Staatsmacht kaum nach.

Obwohl er 40 Jahre auf dem Buckel hat, funktioniert der Film noch immer als Kommentar zur "segensreichen" Wirkung der amerikanischen Außenpolitik in Lateinamerika. Und natürlich als zeitgeschichtliches Dokument, das die Dummheit von staatlichen Zensurmaßnahmen in ihrer ganzen absurden Pracht erstrahlen lässt.

Bleibt noch zu vermerken, dass der Film durchgängig spannend, aufwändig und sehr actionreich inszeniert ist. Die wichtigsten Figuren sind sehr gut charakterisiert, die Story ist spannend zu verfolgen und verblüfft mit unerwarteten Wendungen, und auch der Bodycount kann sich sehen lassen. Wer Italo-Western grundsätzlich schätzt, bekommt hier ein ungewöhnliches Genre-Highlight um die Ohren geknallt.

Koch Media präsentiert den Film UNCUT im Rahmen seiner Italo-Western-Kollektion. Natürlich existiert für die fast 20 Minuten, die damals geschnitten wurden, keine deutsche Tonspur, so dass der Ton oftmals von Deutsch auf Englisch mit Untertiteln wechselt. Was aber nicht wirklich stört.
Die Bildqualität ist tadellos, und die hübsche Cover-Aufmachung haben wir schon bei Tinto Brass' Avantgarde-Western Yankee lobend erwähnt. Kaufen, Leute, kaufen!

Töte Amigo Bild 1
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FAZIT:

Töte Amigo ist ein Polit-Thriller im Western-Gewand, der anno 1967 Opfer von völlig absurden Zensurmaßnahmen wurde. Inhaltlich hat der Film wenig von seiner Brisanz verloren, während Inszenierung, Spannungsdramaturgie und auch der Bodycount weit über den Genre-Durchschnitt hinausragen. Wollen wir es Meisterwerk nennen? Aber klar doch.

WERTUNG: 8 von 10 erbeuteten Maschinengewehren
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Dein Kommentar >>
Patrasch | 22.11.2007 22:35
Klaus Kinski... ich liebe diesen Irren...
..auch wenn er den Abspann eines Italowestern selten erlebt ;)

Tipp: Leichen der pflastern seinen Weg
Patrasch | 22.11.2007 22:36
korr: Leichen pflastern seinen Weg
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