OT: 5 Card Stud
MYTERY-WESTERN: USA, 1968
Regie: Henry Hathaway
Darsteller: Dean Martin, Robert Mitchum, Inger Stevens, Roddy McDowall, Yaphet Kotto
Eine Pokerrunde geht mächtig schief. Einer der Spieler wird des Betrugs verdächtigt und von seinen Mitspielern letztendlich gelyncht. Einzig Van Morgan (Dean Martin) versucht den Lynchmord zu verhindern, wird aber letztendlich ausgeschaltet. Nach kurzer Zeit taucht der mysteriöse Reverend Rudd (Robert Mitchum) auf und einer nach dem Anderen der Pokerrunde wird aufgehängt aufgefunden. Auch andere sterben. Van Morgan macht sich auf, der Sache auf den Grund zu gehen, doch irgendwie scheint er immer zu spät zu kommen.
Ich weiß, der Italo-Western hatte etliche Filme zu bieten, die sich von dem patriotischen US-Western angenehm abheben. So konnte mit dem von Kollegin Mauritia fachkundig besprochenen SATAN DER RACHE eine Verlobung zwischen Western und Schauerfilm zu Recht gelobt werden. Doch auch in Amerika sind zum Glück immer wieder Filme entstanden, die gegen den Einerlei-Strich gebügelt waren.
So auch dieser Film. Henry Hathaway, renommierter Regisseur diverser mehr oder weniger exotischer Abenteuerstreifen und ganz allgemein Westernprofi (DER MARSHAL, DIE VIER SÖHNE DER KATIE ELDER) fusionierte Western und Krimi auf erfolgreiche Art. Dazu düstere Musik eines Maurice Jarres und zwielichtige Kameraführung Daniel Fapps und überzeugende Darstellungen Dean Martins und Robert Mitchums, fertig ist der bleihaltige Whodunit.
Generell ist es Hathaway gut gelungen, Symbolismen und Gesellschaftskritik an vielen leider bis heute in den USA gängigen Zweifelhaftigkeiten zu vereinen. Schon die Einführung eines schwarzen Protagonisten in nicht unwichtiger Nebenrolle war damals, man glaubt es kaum, ein Wagnis. Außer dem gemeinten, späteren Bond-Bösewicht Yaphet Kotto hat es damals nur Sidney Poitier ins US-Heimatfilm-Genre geschafft. Dem Publikum hat der Film recht gut gefallen, den Kritikern war er zu düster und gewalttätig. Nun ja. Jedem das Seine. Ich halte ihn für einen Klassiker, der zu Recht auch immer wieder neu auf DVD veröffentlicht wird.
Noch kurz zu den beiden Hauptdarstellern. Robert Mitchum variiert ein wenig seinen Filmprediger für die Ewigkeit aus DIE NACHT DES JÄGERS und Dean Martin beweist, dass trotz seiner "Ratpack"-Musik und komödiantischen Filmen an der Seite Jerry Lewis' der Western ein gutes Metier ist, wo er ja auch schon in RIO BRAVO oder DIE VIER SÖHNE DER KATIE ELDER glänzte. (Obwohl, als James-Bond-Epigone Matt Helm ist er auch nicht zu unterschätzen, aber da wird sicher Kollege Marcel (zumindest versprochen hat er's mal) beizeiten noch zuschlagen.
Und immer schön die Hand weg von der Bibel (Ups, ich glaub' jetzt habe ich gespoilert)
Extrem spannender Western, der trotz offensichtlicher Krimi-Handlung auch mit "Blauen Bohnen" gut zur Sache geht. Eine Pflichtübung für all jene, die das Außergewöhnliche suchen. Und trotzdem irgendwie ein Geheimtipp.