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Tiger & Dragon Reloaded

Tiger & Dragon Reloaded

OT: Da lui toi
KOMÖDIE: Hongkong, 2010
Regie: Clement Sze-Kit Cheng, Chi-kin Kwok
Darsteller: Siu-Lung Leung, Kuan Tai Chen, Teddy Robin Kwan, Wai-Man Chan, You-Nam Wong

STORY:

Ein notorischer Vollversager wir von seinem Arbeitgeber (unbezahlt) in ein kleines Dorf geschickt, um dort Grundstücke für ein Bauprojekt zu sammeln. Dort wird er jedoch gleich einmal von finsteren Burschen angepöbelt und nur durch die Hilfe eines alten Mannes, der Kung-Fu beherrscht, kann er der Situation entrinnen. Eines der Grundstücke, das er sich unter den Nagel reißen soll, gehört, wie könnte es anders sein, natürlich seinem Retter. Dabei möchte der Taugenichts viel lieber den Kampfsport erlernen, um an einem großen Turnier teilzunehmen. Was also passiert konsequenterweise? Klar, der Bursche lernt Kung-Fu, gewinnt das Turnier, kann das Grundstück retten und bekommt vielleicht auch noch das Mädchen. Doch diesmal nicht, diesmal nicht ...

KRITIK:

Langsam gehen sie mir ehrlich auf den Sack - diese ewigen Vergleiche! Kaum kommt ein Film nicht aus "dem Westen", schon müssen Bezüge zu anderen (meist amerikanischen) Machwerken hergestellt werden. Warum lesen Sie jetzt diese Kritik? Um zu erfahren, ob es sich bei TIGER & DRAGON RELOADED um einen guten Film handelt, oder um ihn mit einem Anderen zu messen? Na also! Deshalb wird zumindest hier DA LUI TOI mit dem, ihm gebührenden Respekt, als eigenständig angesehen und beurteilt!

Der Film funktioniert auch - aber nicht nur - als Tribut an die Martial-Arts Filme der wilden Siebziger. Feinschmecker des Genres werden insbesondere Tiger (Siu-Lung Leung) & Drache (Kuan Tai Chen), sowie Meister Pong (Wai-Man Chan), ihres Zeichens allesamt Kung-Fu-Experten, kennen und lieben gelernt haben. Dass sie es immer noch drauf haben, zeigen uns die betagten Herren in vielen Szenen. Einzig Teddy Robin Kwan als großer Meister Ben Law fällt hier aus der Reihe, da er über keinerlei Kampfsporterfahrung verfügt. Des Meisters Kampfkünste sind also praktisch nicht vorhanden und sogar mit der Materie völlig Unvertraute können erkennen, dass ihm seine Schüler um Längen voraus sind. Was sich auch darin wiederspiegelt, dass er praktisch nicht zum (Kampf-)Einsatz kommt. Die Figur des Meisters kann somit als ein Indiz dafür gesehen werden, dass der Film nicht nur als Hommage, sondern ebenso als Persiflage fungiert.

Als (beinahe) Genrejungfrau kann ich zwar nicht wirklich beurteilen, wie gut der Film das schafft. Dafür kann ich aber völlig unvoreingenommen darüber schreiben, was mir gefallen hat, oder eben nicht.

Anders als bei einem gepflegten Feedback, maße ich mir hier an, mit dem Negativen zu Beginnen, nämlich mit dem Drehbuch. Es stammt aus der Feder der beiden Regisseure Clement Sze-Kit Cheng & Chi-Ken Kwok, unter Mithilfe von Frankie Tam und weist so manche Schwäche auf. Denn einige Handlungsbegebenheiten scheinen nur eingefügt, um Zeit zu gewinnen und tragen nichts zur Komplexitätssteigerung des ohnehin sehr dünnen Plots bei. Um es knapp auf den Punkt zu bringen: Manches wurde schlichtweg nicht hinreichend ausgearbeitet. Ein Umstand, der leider auch teilweise, die wirklich liebenswerten, Charaktere betrifft, manche von ihnen sind einfach nur in den Film montiert und erfüllen keinerlei weitere Funktion.

Kritik in dieser Hinsicht bezog sich insbesondere auf die Figur Cheung (You-Nam Wong). Eine Einschätzung die ich persönlich nicht teilen kann. Dieser Blindgänger ohne Selbstvertrauen wird als ehemaliger Schläger eingeführt und bildet den Einstieg in die Geschichte, wird dann aber mehr oder weniger vernachlässigt. Ein vermeintlicher Missstand der aber absichtlich so gestaltet zu sein scheint, um den ewigselben "Junge ohne Selbstvertrauen erlernt Kampfkunst und wird zum Helden" Typus von Geschichte zu durchkreuzen.

Generell ist der Film in vielen Belangen anders, was auch im Verschwimmen des typischen Schwarz-Weiß Schemas von Gut und Böse erkennbar ist. Ein Umstand der spätestens klar wird, wenn sich die beiden vermeintlichen Kontrahenten am Schluss die Hände reichen. Auf weitere Ausführungen über Story und Dramaturgie werde ich aber, obwohl es gerade im Bezug auf das Durchbrechen von etablierten Mustern noch einiges zu erwähnen gäbe, aufgrund des eklatanten Spoiler-Alarms verzichten. Denn trotz dünner Handlung gitl: Wer die Augen offen hält, für den gibt es einiges zu sehen!

Stattdessen möchte ich auf die kollektiv hervorragende Leistung des Ensembles, und damit sind nicht nur die Schauspieler gemeint, hinweisen. Alle, aber auch wirklich alle am Film Beteiligten scheinen mit großer Hingabe, Freude und Spaß gearbeitet zu haben. Von den Kostümen bis zur Ausstattung, von der Kameraarbeit bis zu den Stunts (übrigens von Tak Yuen hervorragend choreografiert) - visuell überzeugt der Film auf ganzer Linie. Und hat man die deutsche Blue-Ray-Fassung im Player, gibt es fetten Sound noch oben drauf. Was natürlich insofern wichtig ist, als dass es sich ja auch um einen Action- und Kampfsportfilm handelt. Warum auch und nicht nur?

Weil GALLANTS (der englische Name des Streifens) ebenso als Komödie und gleichzeitig Tragödie gelten kann. In einer Welt des Kapitalismus, müssen eben auch altehrwürdige Meister des Kung-Fu an Marketing und Umsatz denken.

Tiger & Dragon Reloaded Bild 1
Tiger & Dragon Reloaded Bild 2
Tiger & Dragon Reloaded Bild 3
Tiger & Dragon Reloaded Bild 4
Tiger & Dragon Reloaded Bild 5
Tiger & Dragon Reloaded Bild 6
FAZIT:

TIGER & DRAGON RELOADED begeistert als ehrliche, witzige und unterhaltsame Hommage/Persiflage des altehrwürdigen 70er Jahre Kung-Fu-Streifens, nicht nur dessen Anhänger, sondern, als Komödie, auch das restliche Publikum. Die lustigen und liebenswerten Charaktere, sowie die vielen Durchkreuzungen narrativ/filmischer Konventionen, lassen die eine oder andere Drehbuchschwäche schnell vergessen und machen, einen vermeintlich seichten, zum wirklich sehenswerten Film.

 

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