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Thief / Der Einzelgänger

Thief / Der Einzelgänger

OT: Thief
HEIST-MOVIE: USA, 1981
Regie: Michael Mann
Darsteller: James Caan, Tuesday Weld, Robert Prosky, Willie Nelson, James Belushi, Dennis Farina

STORY:

1981. Mann. Tangerine Dream. Neonlichter. Ein letzter Job.

KRITIK:

"When I saw it opening night the theater was filled with every crook and detective on the north side. And everybody just nodded to each other on the way out. Those days are long gone." Neil McCauley

"Sublime Mann & Caan character study of a career criminal"
Brutus 'The Barber' Beefcake 

"One of the most underrated movies of the 80's...if not of all time."
Action Jackson

THIEF war Michael Manns Regiedebüt und zählt immer noch zu seinen besten Filmen. Die wesentlichen Merkmale eines Michael Mann Films treten bereits hier, hochglänzend, in Erscheinung - schnelle Schnitte, ausgefallene Kameraeinstellungen, elektronischer Score, coole Sprüche ("You gotta get to where nothing means nothing"), auffällige Klamotten und Autos. Verschmelzt ergibt das jede Menge Stil. Und wie wir (spätestens) seit Luc Bessons SUBWAY wissen: Der Stil ist die Story. Was aber nicht heißen soll, dass es hier keine gute Story gibt. Im Gegenteil. Mann ist für smarte, figuren-lastige Crime-Thriller ja bekannt und dieser etwas in Vergessenheit geratene Neo-Noir Klassiker ist mit Garantie keine Ausnahme.

Mann ist der Mann (das musste sein), vor allem, wenn es um gute Recherche geht. Als Berater holte er einen Meisterdieb John Santucci und zwei ehemalige Polizisten an Board. Einer der Polizisten ist der großartige Dennis Farina. Mann gab ihnen sogar kleine Rollen, doch vertauschte er ihre eigentliche Expertise. Somit spielt Santucci einen Cop und Farina einen Gangster. Der resultierende Realismus unter Manns Regie ist das Herzstück des Films.

Aber nun zu James Caan. Nomen est Omen, trägt er den Großteil des Films auf seinen komischen, viel zu breiten Schultern. Caan wurde ja immer ein bisschen unterschätzt, was sein Schauspiel angeht, doch als Einzelgänger erschafft er mit viel Subtilität, Aggressivität, Einfühlsamkeit, Rohheit und Coolness eine Figur, die mit den großen Vorbildern eigentlich per Du sein müsste. Caan selbst bezeichnete die Rolle des Frank neben der des Sonny Corleone als seine beste. Aber auch die Nebenrollen sind mit Tuesday Weld, James Belushi (in seiner Debütrolle), Country-Legende Willie Nelson (dessen großartiger Auftritt leider viel zu kurz ist) und Robert Prosky exquisit besetzt. Prosky (der liebenswerte Filmvorführer aus Last Action Hero) gibt hier als ruchloser Gangster eine bedrohlich glaubwürdige Arbeit ab, die ich diesem Herrn so nicht zugetraut hätte. Der Vollständigkeit halber sei zu erwähnen, dass die beiden Mann-Lieblinge William Peterson und (wie bereits erwähnt) Dennis Farina zwei undenkwürdige Sekunden- bzw. Minutenauftritte haben.

Ein paar Worte noch zu der elektronischen Geräuschkulisse. Tangerine Dream sind Pioniere sowohl im Bereich der elektronischen Musik als auch der modernen Filmmusik. Mit ihren Scores zu LEGEND (US Version), NEAR DARK, RISKY BUSINESS, THIEF etc. haben sie die Welt des Films nachhaltig beeinflusst. Interessanterweise sahen das 1981 nicht alle Filmfreunde so. So wurden sie in diesem Jahr für den allseits beliebten und begehrten Razzie Award nominiert. Anscheinend war die Welt noch nicht reif für diesen Sound. Nichtsdestotrotz war der elektronische Score im Vormarsch und eroberte spätestens mit Jan Hammer (Miami Vice) und Giorgio Moroder (Midnight Express, Flashdance) die Film- und Fernsehwelt.

Mann setzte die Musik ungewöhnlich laut ein, sodass viele Kritiker etwas verwirrt waren. Doch dem Film gibt es eine extra Portion Adrenalin. Laut Tangerine Dream war Manns Intention durch das sehr monotone Sequencing, durch elektronische, maschinelle Klänge eine desolate Welt und kalte Atmosphäre zu erzeugen, die wiederum auch dem Wesen der Hauptfigur entsprach.

Thief / Der Einzelgänger Bild 1
Thief / Der Einzelgänger Bild 2
Thief / Der Einzelgänger Bild 3
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FAZIT:

All die Elemente, die drei Jahre später Miami Vice zu der einflussreichsten Serie der 80er machten, wurden bereits hier auf bravouröse Weise fusioniert. Herausgekommen ist ein Mann'scher Bilderreigen, ein audio-visueller Top-Thriller, welcher am Fortschritt des Hollywoodkinos sicher nicht unwesentlich und mit Sicherheit einer der maßgeblichen Einflüsse für Nicolas Windin Refns DRIVE war.

WERTUNG: 8 von 10 Funkenflügen
TEXT © Thomas Haider
Dein Kommentar >>
Marcel | 07.09.2016 11:37
Tangerine Dream waren nominiert, bekommen hat die Goldene Himbeere aber John Barry.

Unabhängig davon waren aber Elektroklänge Anfang der 80er ziemlich angesagt. Sie hatten schon den Discosound Ende der 70er dominiert, und die gerade hereinbrechende New Wave wäre ohne sie nicht denkbar gewesen - bei Ultravox, Gary Numan und Co dominierten düstere Sequencersounds.

Zudem gab's für Giorgio Moroders Soundtrack zum bereits erwähnten MIDNIGHT EXPRESS den Oscar - und das zwei Jahre vor THIEF. Die Argumentation, die Zeit sei für elektronische Soundtracks nicht reif gewesen, ist aus meiner Sicht nicht stimmig.
Tom | 07.09.2016 19:03
Danke für die korrektur, Marcel. War der meinung die hätten den auch abgeräumt.

Was das andere betrifft, stimme ich dir vollkommen zu. Und 'nicht reif' war wsl die falsche wortwahl. Jedoch habe ich lediglich eine mutmaßung gemacht.
Ich finde dennoch, dass der elektronische score 1981 eher rar und alles andere als auf dem höhepunkt war.
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