ACTION: USA, 2013
Regie: Kim Jee-Won
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Forest Whitaker, Rodrigo Santoro, Jaimie Alexander, Luis Guzman, Zach Gilford, Johnny Knoxville, Eduardo Noriega, Peter Stormar
In der kleinen Grenzstadt Sommerton Junction führt der ehemalige Drogendezernat-Cop Ray Owens ein einigermaßen ruhiges Leben als Sheriff und schaut darauf, dass die Verbrechen kleinstädtisch bleiben. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Der Drogenboss Cortez ist dem FBI entwischt, hat eine speziell getunte Karre geklaut und rast auf Mexiko zu, wo er sich endgültig den gierigen Fingern der US-Polizei entziehen will. Und weil er ein wenig verrückt ist, schickt er einen Söldnertrupp vor, der ihm eine Brücke über einen Canyon bauen soll. In der Nähe von Sommerton Junction. Wo ihn keiner vermutet. Wo ihn keiner erwartet. Außer vielleicht Sheriff Owens.
1952 sind wir gestartet, so rund um 12 UHR MITTAGS, zwischenzeitlich haben wird die hübschen Häuser von COPLAND bewundert und jetzt sind wir hier. Zugegeben, nicht gerade die attraktivste Umgebung. Felder, Canyons, Landwirt- und Landschaft und noch dazu ziemlich staubig. Da haben wir uns einen kleinen Umtrunk verdient. Die süße Chrissie schenkt uns Kaffee ein und die Pfannkuchen sollen besonders lecker hier sein, in diesem Kaff namens Sommerton Junction.
Wir lassen unsere Blicke durch den Raum schweifen. He, da am Tresen sitzt einer, der kommt uns bekannt vor. Hat irgendetwas Barbarisches an sich, seine Bewegungen etwas roboterhaft. Und er trägt einen Stern. Alles klar, jetzt wissen wir, wer oder was das ist: die letzten Sheriffs - veterans.
Veteranen mit Sheriffstern haben etwas Eigenartiges an sich. Meistens sind sie wichtige Nebenfiguren. Hin und wieder auch Bösewichte und nur ganz selten die Helden. Aber der da, der ist ein Held. Einer, der es mit Aliens, dem Teufel oder finsteren Zeitgenossen ganz allgemein aufnehmen kann. Beziehungsweise konnte.
Kim Jee-Won hat in seiner Heimat Korea mit A TALE OF TWO SISTERS Filmgeschichte geschrieben. Mit THE GOOD, THE BAD, THE WEIRD hat er eine gewisse Liebe zum Westerngenre bewiesen. Und jetzt darf er erstmals einen US-Film drehen, noch dazu mit der Auflage, den aufgrund politischer Umtriebe bis auf kleinere Ausnahmen (THE EXPENDABLES 1 + 2) ehemaligen Spitzenstar Schwarzenegger zurück in den Film-Olymp zu pushen. Große Aufgabe für den kleinen Mann, die er aber ganz passabel gelöst hat.
Sicher und auch Leider, an den US-Kassen war er ein Flop, Europa und Australien machten auch nicht gerade einen Hit daraus, aber Asien war und ist eine sichere Bank für Arnies Filme, wie die Einspielergebnisse dort zeigten. Trotzdem bleibt meiner Ansicht nach ein Geschmack vergebener Chance. Aber der Reihe nach. Zurück zum Sheriff.
Sheriff Owens war dereinst ein Top-Cop, der sich nach einem Massaker unter Kollegen ins letzte Eck Amerikas zurückgezogen hat, gleich an der Grenze zu Mexiko. Keine Blutbäder mehr, endlich Frieden. Wohl ist er ein wenig eingerostet und aus der Form gegangen, aber für störrische Bauern und falschparkende Bürgermeister reicht es allemal noch. Das Gesetz schätzt er sehr, da ist er vielleicht sogar ein wenig überstreng, was ihm die BürgerInnen aber lächelnd durchgehen lassen. Auf alle Fälle weiß er, wie Böse ticken oder auch überpenible FBI-Menschen. Er ist nicht weltfremd, hat sich aber gut in den Landei-Status versetzt. Demnach wirkt er in Gesprächen mit dem FBI-Agent Bannister (Whitaker) stur und hinterwäldlerisch, was dem in seiner Überkorrektheit nicht sehr behagt. Als Sheriff Owens aufgeht, dass da etwas (vielleicht zu) Großes auf sein Städtchen zurollt, will er zuerst auch gar nichts so recht mit dem Zeugs zu tun haben. Doch als sein Deputy (der klischeehafte Naivling, dem es nach der großen Stadt gelüstet) dem Kugelhagel des Gangster-Hauptmanns Burrell (Stormare) zu Opfer fällt, wird es persönlich und neben dem Umstand, dass seine irgendwie lieb gewonnenen Kleinstädter im Visier irrer Drogenkartelle landen, will er seinen selbstgewählten Status Quo wieder her stellen. Ruhe und Frieden. Mit aller Gewalt (die im Mai 2013 erschienene FSK-18-DVD sei für die Bloodhounds ausdrücklich empfohlen).
Schon lustig, dass auch Cooper und Stallone filmisch ein wenig auf der Stelle traten, als sie Sheriffs spielten. So auch Arnie. Er probiert gleich gar nicht, einen auf Bühnendarsteller zu machen. Und Jee-Won hat das Drehbuch dementsprechend gestalten lassen. Old School. Action mit Augenzwinkern, oft auf Kosten von Arnie, was der aber lässig auf die noch immer breiten Schultern nimmt. Wenn denn der Film an irgendetwas krankt, dann sind es einerseits unnötige Computer-Tricks und anderseits ein eher bescheiden aufspielender Cast.
Whitaker spielt den FBI-Flüsterer wie einen Alien aus der Blutlinie Mr. Spocks. Nichts gegen Whitaker, auch nicht schlecht gespielt, aber bitte was hat so etwas in so einem Film zu suchen. Der Bösewicht Cortez (Noriega) hat den Bedrohlichkeitsfaktor eines sabbernden Türstehers. Die Gehilfen, denn das ist ein großer Nachteil der Veteranen-Sheriffs - sie brauchen sie unbedingt, sind nicht wirklich hilfreich. Einzig die erfahrenen Luis Guzman als Deputy Figuera und Peter Stormare als Nr.1-Gangster Burrell bringen den rechten Grenzer-Drive ein. Die Gags werden oft gut angeschnitten, zitieren auch ein paar Arnie-Classics wie CONAN DER BARBAR, bleiben aber letztendlich unausgespielt. So leider auch mit Sheriff Owens Alter. Wenn er beim Leichen betrachten die Brille rauskramt oder merken muss, dass er nicht wirklich als die Autorität anerkannt ist, für die er sich eigentlich hält, sind das kleine Magic Moments, die, warum auch immer, keine größere Häufigkeit im Film bekommen haben.
Da sitzt er am Schluss verletzt am Gehsteig der modernen Wild-West-City und hat Kopfweh. Irgendwie hat ihm die Knallerei den Tag versaut. Und die Sheriff-Uniform. Scheiße ist das! Veteranenschicksal, nehme ich an.
Grenzer-Western moderner Bauart mit Bleihagel, körperlos durch die Luft fliegenden Köpfen und Computer-Schnickschnack auf den Spuren des Knight Riders. Ach ja, abgehalfterte Barbaren, wahnsinnige Drogenkartelle und schnell gebaute Canyon-Brücken. Reicht doch, oder? Viel Vergnügen.