DYSTOPISCHE LEBENSWITZ-SCI-FI-DRAMA-SATIRE: GB/RO, 2013
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Christoph Walz, Mélanie Thierry, David Thewlis, Matt Damon, Tilda Swinton
Qohen Leth lebt in einer nicht allzu fernen Zukunft. "Das Management" beauftragt ihn zur Suche nach dem "Zero-Theorem", dem "Null-Theorem", welches beweisen würde, dass alles nichts ist ...
... um es einfach auszudrücken. Im Grunde genommen also der Beweis für die Sinnlosigkeit des Lebens. Qohen scheint der ideale Rechenspezialist für diese Aufgabe zu sein, immerhin besteht doch sein Lebensinhalt auf das Warten eines Anrufs. Ein Anruf, welcher ihm erklären soll, was seine Bestimmung im Leben ist.
Die Welt außerhalb, sagen wir mal seiner Wohnung (eine alte Kirche, die wie eine Festung verriegelt ist, um sich vor der Welt da draußen zu schützen - man beachte die interessante Metapher zum Plot, den ich aber jetzt nicht spoilern werde), ist Qohen nicht ganz geheuer. Um einen besseren Bezug zu seinen Mitmenschen zu bekommen riet ihm vor einiger Zeit ein Therapeut sich selbst als WIR zu sehen. Offensichtlich hat das aber wenig gebracht und so hat Qohen immer noch Hilfe in Form des "Tools" Dr. Shrink-Rom (ein computergenerierter Psychodoktor) nötig.
Wie besessen arbeitet er an der Lösung des "Zero-Theorem", doch die Rechnung geht nicht auf, das "Null-Theorem" erreicht nie 100 Prozent. Immerhin kann er seit dieser Aufgabe von zu Hause arbeiten, was ihm bei seinem Warten auf den einen Anruf sehr entgegen kommt.
Paradox ist das natürlich schon, ein Rechengenie arbeitet an der Lösung eines Problems, welches seine eigenen Vorstellungen ja völlig über den Haufen werfen würde. So scheint es fast klar, dass die Rechnung nicht aufgehen kann.
Der zynische Unterton von Gilliam gefällt mir hier schon sehr. Bislang wurde The Zero Theorem aber von den Kritiker nicht allzu gut aufgenommen. Von halb durchdachten Ideen ist da die Rede (The Guardian), von einem Wirrwarr aus unlustigen Witzen (Variety) und von einem dystopischen Thriller mit Durchfall (The Guardian).
Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte kackendreist: Ihr habt die Hälfte des Films verpennt! Sicherlich mag der neue Gilliam an einigen Stellen sperrig wirken und halb durchdacht, aber tatsächlich bin ich der Meinung, dass sich in diesem feinen Filmchen viel mehr versteckt, als wir überhaupt zu Gesicht bekommen. Man muss schon ganz genau hinsehen und auf jeden Fall ist mir da bestimmt auch noch viel entgangen.
Unvergleichlich ist die Optik des Films, selbst wenn ich nicht wüsste, dass er von Gilliam ist, wüsste ich es. Die dystopische Welt ist mir bereits bestens bekannt aus 12 Monkeys und Brazil. Und sie ist bunter, als ich mir die Zukunft vorstelle. Nicht nur der Look ist farbenfroher, erstaunlicherweise auch die Stimmung.
Viel Witz steckt da drin, bei dem ich mir allerdings sicher bin, das dieser auch sehr metaphorisch zu sehen ist. Das Leben schein ein einziger Witz zu sein, aber hey, das Leben passiert jedem. Und am Ende hat Gilliam auch eine Antwort parat wie man mit diesem unglücklichen Umstand umgehen sollte.
Also, ich weiß nicht, was die Kritiker haben. Muss denn alles immer super tiefgründig sein, beziehungsweise, das ist es hier doch auch, es mag oberflächlich erscheinen, aber das ist ein gekonnter Schachzug von Gilliam. Chapeau!
Noch dazu macht der Film wirklich Spaß! Es war mir ein Fest Christoph Waltz als WIR zu bestaunen, noch überragender ist aber David Thewlis als Bob, der Sohn des "Managements". Wow, was hat der Junge Talent! Und über Tilda Swinton kommt eh nichts, die hier in der kleinen aber feinen Nebenrolle als Dr. Shrink-Rom auftaucht. Lediglich Mélanie Thierry in der Rolle von Bainsley stinkt ein bisschen ab gegen die anderen, aber auf sehr hohem Niveau.
WIR haben The Zero Theorem jedenfalls sehr genossen. Und WIR empfehlen ihn sowohl den Optimisten als auch den Pessimisten, denn er wird beiden gefallen. Wer schafft das schon, beide zu vereinen?!
The Zero Theorem ist momentan in ausgewählten österreichischen Kinos zu sehen.
Das Leben ist ein Witz und WIR nur ein Werkzeug, aber hey, das Leben passiert jedem. Und Gilliam hat die passende Antwort parat, um mit diesem unglücklichen Umstand umzugehen.