DOKU/SATIRE: USA, 2003
Regie: Chris Smith, Dan Ollman, Sarah Price
Darsteller: -
Gutes Auftreten ist Alles! Sie tragen teure Business-Anzüge und perfekt sitzende Krawatten. Sie halten bunte Power Point-Präsentationen auf Treffen internationaler Organisation. Sie sind die "Yes Men": Eine Kommunikations-Guerilla-Einheit, die den Reichen und Mächtigen dieser Welt kleine Streiche spielt. Ein Plädoyer für die Wiedereinführung der Sklaverei auf einer WTO-Tagung kommt schließlich immer gut an. Oder?
KRITIK:Michael Moore macht's möglich: Globalisierungs-kritische Dokus sind seit einigen Jahren schwer angesagt. Mit tatkräftiger Unterstützung des streitbaren Dokumentarfilmers treiben die Yes Men in den Schaltzentralen der Reichen und Mächtigen dieser Welt ihr subversives "Unwesen". Ihre Strategie ist denkbar simpel:
Die smarten jungen Männer aus Baton Rouge, Louisiana, stellen täuschend echt aussehende Satire-Websites von Konzernen und internationaler Organisationen wie der WTO ins Netz. Der satirische Inhalt erschließt sich allerdings nur Lesern, die genau hinsehen - was das Gros der Web 2.0-Analphabeten - Verzeihung - User natürlich nicht tut.
Über ihre Fake-Websites wie gatt.org bekommen unsere Kommunikations-Guerilleros nämlich immer wieder echte Einladungen zu internationalen Konferenzen.
Dort stellen sie sich als "WTO-Vertreter" ans Rednerpult, schalten ihre Laptops ein und erzählen absurden, schwarzhumorigen Schwachsinn. Allerdings in einem aalglatten Business-Speak, der - und das ist das Lustige - von der Zuhörerschaft meist für bare Münze gehalten wird.
Auf einem WTO-Treffen in Salzburg forderten sie etwa, die Siesta in südlichen Ländern abzuschaffen, weil damit teure Arbeitszeit verschlafen wird. So weit, so subversiv. Aber auch klamaukhafter Aktionismus mit dem Holzhammer ist ihnen nicht fremd - und sorgt bei der Krawatten tragenden Zuhörerschaft für gepflegte Verstörung. Aber seht selbst.
Diese Doku sieht den Gonzo-Polit-Aktivisten "The Yes Men" bei ihrem Max und Moritz-artigen Guerillakrieg gegen die Globalisierung über die Schulter. Auch wenn sich einige Längen und formale Schwächen eingeschlichen haben, kann man das gut und gerne ansehen. Dümmer wird man davon garantiert nicht. Eine Empfehlung für die kleine Minderheit der politisch wachen, am Weltgeschehen interessierten Menschen mit Sinn für subversiven Humor (sprich: die Filmtipps.at-Leser). Der große Rest der Menschheit wird wohl weiterhin mit Ö3, Kronenzeitung und Castingshows glücklich bleiben.