HORROR: GB, 1989
Regie: Herbert Wise
Darsteller: Adrian Rawlins, Bernard Hepton, Pauline Moran,Clare Holman
Der junge Anwalt Arthur Kidd wird von seinem Vorgesetzten in das abgelegene Dorf Crythin Gifford entsendet, um sich dort um den Nachlass der verstorbenen Mrs. Drablow zu kümmern. Dieser entpuppt sich als ein Nebel verhangenes, viktorianisches Herrenhaus inmitten des Marschlandes. Schon bei der Beerdigung fällt ihm eine unheimliche Frau in Schwarz auf, die ihn fortan verfolgt und nicht von dieser Welt zu sein scheint
KRITIK:THE WOMAN IN BLACK startete ursprünglich als eine von Susan Hill geschriebene Geistergeschichte aus dem Jahr 1983, welche in Großbritannien zu einiger Berühmtheit gekommen ist. So sind nach der Romanvorlage ein äußerst erfolgreiches Bühnenstück und eben die vorliegende (lediglich fürs TV produzierte) Verfilmung entstanden.
THE WOMAN IN BLACK ist im englischsprachigen Raum allerdings weitaus bekannter als in unseren Breitengraden. Dem Vernehmen nach ist dort die Schauergeschichte sogar eine Art Pflichtlektüre in den Schulen; (und wir mussten uns mit Schillers Glocke begnügen - Na herzlichen Dank!)
THE WOMAN IN BLACK ist eine altmodische Gespenstergeschichte. Oder weil das Wort "altmodisch" etwas negativ klingt, sagen wir besser eine klassische Gespenstergeschichte aus der ganz alt(ehrwürdig)en Schule. Herbert Wise hat sie nach Vorbild seines Namensvetter Robert und dessen BIS DAS BLUT GEFRIERT aus den Sechzigern umgesetzt. Robert Wises Spukhausklassiker ist ja auch so ein Film, der fast ausschließlich von seiner Atmosphäre und weniger durch wirkliche Aktion lebt.
Die Stimmung passt allerdings in THE WOMAN IN BLACK - trotz der Fernsehfilmherkunft. Recht gekonnt führt er all die traditionellen Angstmacher, welches ein im Nebel und Marschland gelegenes Spukhaus führen sollte, ins Feld: Geheimnisvolle verschlossene Kinderzimmer, Klopfgeräusche, gespenstische Echos einer in der Vergangenheit gelegenen Tragödie, Kinderlachen, "führerlos" umher springende Bälle und natürlich die Highlights, wenn die Frau in Schwarz aus dem Nichts erscheint
Doch auch die schaurig-schönsten Bilder vom nebligen Marschland, unheimlichen Frauen und düsteren Häusern dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei THE WOMAN IN BLACK in Wahrheit eigentlich kaum etwas passiert. Atmosphärisch ist der Film ein Sahnestückchen, das Ende ist wahrlich niederschmetternd, aber alles in allem hätte etwas mehr "aktiver" Spuk der Lady in Schwarz sicher nicht geschadet. Und so sind die vielen Lobpreisungen von " will freeze your blood" bis "a spine-chiller", die vor allem von britischen Rezensenten stammen, wohl auch ein bisschen den Kindheitstraumata geschuldet, die eventuell entstanden sind, als die WOMAN IN BLACK die englischen Grundschulen heimgesucht hat. THE WOMAN IN BLACK ist atmosphärisch, dann und wann auch spooky, aber euer Blut dürfte dabei dennoch nicht den Aggregatzustand wechseln.
Atmosphärisch überzeugende TV-Adaption eines Spukromanklassikers, der -wenn man nach den englischsprachigen Rezensionen geht- insbesondere den Briten das Fürchten gelehrt hat. Es ist jetzt nicht der viel zitierte "Blood-Freezer" schlechthin, aber vielleicht sind wir deutschsprachigen Europäer auch nur härter im Nehmen. Unbestritten hat die WOMAN IN BLACK ihren ein oder anderen unheimlichen Auftritt und sowohl das neblige Marschland als auch das düstere Herrenhaus sind schaurig-schön in Szene gesetzt. Doch irgendwie ist der Spuk - abgesehen vom fiesen Schluss - mehr Bellen denn Beißen. Sehenswert ist er natürlich trotzdem.