OT: The Square
THRILLER/DRAMA/NEO-NOIR: Australien, 2008
Regie: Nash Edgerton
Darsteller: David Roberts, Claire van der Boom, Joel Edgerton, Anthony Hayes
Ray (David Roberts) arbeitet in einer kleinen australischen Stadt als Bauleiter. Er hat eine Affaire mit Carla (Claire van der Boom), die mit dem Proleten Smithy (Anthony Hayes) verheiratet ist. Sie beide träumen davon eines Tages ihren unglücklichen Ehen zu entfliehen und gemeinsam ein neues Leben anzufangen. Doch der gutsituierte Ray nimmt diese Pläne weniger ernst, als seine Geliebte Carla. Da entdeckt diese eine Tasche voller Geld, welche Smithy auf dem Dachboden versteckt hat...
Der australische Thriller THE SQUARE (2008) ist das Spielfilmdebüt des Regisseurs Nash Edgerton. Dieser hatte zuvor vorrangig als Schauspieler und insbesondere als Stuntman gearbeitet. Doch ganz entgegen dieses Hintergrundes ist THE SQUARE alles andere als ein adrenalingeladener Actionkracher geworden. Vielmehr ist dies ein komplexes Thrillerdrama um einen scheinbar ganz einfachen Plan, der einen sofort an Filme der Coen Brothers, wie z.B. FARGO (1996) oder eben auch an EIN EINFACHER PLAN (Sam Raimi, 1998) denken lässt.
Das ebenso verwickelte, wie auch stimmige Drehbuch von THE SQUARE, an welchem unter anderem Nash Edgertons Bruder Joel mitgeschrieben hat, kann es problemlos mit den großen Vorbildern aufnehmen. Und auch alle Darsteller überzeugen hier durch die Bank hinweg. Insbesondere der den arg gebeutelten Ray spielende David Roberts ist in diesem Film schlichtweg grandios. Roberts Spiel trägt entscheidend zum durchweg äußerst realistischen Gesamteindruck von THE SQUARE bei.
Überhaupt ist dieser Film gerade im Vergleich zu den Werken der Coen Brothers jederzeit angenehm geerdet und deshalb auch glaubwürdig. Hier wird kein Panoptikum an skurrilen, schrulligen und sonst wie verrückten Loosern und Psychopathen entworfen. Statt dessen sind alle Protagonisten in THE SQUARE absolute Durchschnittstypen, wie wir sie alle kennen. Der Film wirkt auch nicht so, als sei er als große Parabel auf eine so bahnbrechend neue moralische Aussage, wie "Verbrechen lohnt sich nicht" gedacht. THE SQUARE erzählt ganz einfach eine kleine, dreckige Geschichte, aber genau dies macht der Film ausgesprochen gut.
Zum sehr realistischen Gesamtbild trägt auch Nash Edgertons Regiearbeit entscheidend bei. Allerdings liegt hier zugleich auch mein einziger kleiner Kritikpunkt an diesem ansonsten durchweg gelungenen Thrillerdrama. Denn mit seinem extrem bodenständigen Look wirkt THE SQUARE über weite Strecken optisch fast wie ein Dokumentarfilm. An dieser Stelle hätte ich mir dann doch ein wenig mehr Stilisierung gewünscht. Denn erstens mag ich mich an Filmen ganz einfach sehr gerne auch optisch berauschen. Und zweitens wirkt in THE SQUARE eine Szene in welcher zwei Hündchen für einen extrem plakativen Symbolismus herhalten müssen aufgrund der ansonsten vorherrschenden Nüchternheit in der Inszenierung fast schon lächerlich.
Der australische Thriller THE SQUARE ist das äußerst starke Spielfilmdebüt von Nash Edgerton. Die Story um einen scheinbar ganz einfachen Plan erinnert nicht von ungefähr an Filme der Coen Brothers, wie z.B. FARGO. Doch wo die Coen Brothers eine scheinbar alltägliche Situation nur als Ausgangspunkt nehmen, um die Geschichte schon bald in eine quasi-surreale Farce zu verwandeln, bleibt THE SQUARE zu jedem Zeitpunkt äußerst bodenständig und deshalb auch glaubwürdig. Dies ist bei diesem Film allerdings Stärke und Schwäche zugleich. Denn auf der einen Seite überzeugen das durchdachte Skript und die starken Darsteller, auf der anderen Seite ist die Inszenierung zumindest für meinen Geschmack ein wenig zu nüchtern geraten. THE SQUARE ist vor kurzem bei Atlas Film/Koch Media auf DVD erschienen.