HORROR: USA, 2008
Regie: David Bruckner, Dan Bush, Jacob Gentry
Darsteller: Anessa Ramsey, Justin Welborn, AJ Bowen
Als Mya von einer Nacht mit Ben nach hause kommt ist alles ein wenig komisch. Alle sind ein wenig aufgedreht und prompt passieren schreckliche Dinge. Ein Signal lässt die Menschen in Terminus zu Berserkern werden. Eine gute Gelegenheit für Mya von ihrem Mann Lewis abzuhauen. Doch der gibt seine Frau nicht so schnell auf und bald trifft er auch auf Ben.
KRITIK:Fernsehen ist schädlich für die Gesundheit? Macht dumm, aggressiv und degeneriert unser Bewusstsein für Realität? Führt zu Verhaltensstörungen, pervertiert unsere Libido? Ach, ne!
Seit wann denn das?
THE SIGNAL beginnt mit einer Szene aus einem wirklich üblen Trash-Horror-Streifen. Oh, Gott, ertappen wir uns wirklich dabei, wie wir denken: "Das habe ich doch schon hundert Mal gesehen. Gleich wird sie aufgeschlitzt."?
Nunja. Kann passieren. Sind wir deshalb pervers? Nunja. Allerdings! Das ist es doch, was das Fernsehen mit uns gemacht hat. Das Fernsehen und einiges mehr. Hinter dem wir, Menschen eben, stehen, die nach Freiheit schreien. Gedanken sind doch heutzutage frei. Und die Fantasie im Namen der Kunst allmächtig.
Sind wir nicht alle mehr oder weniger pervers? Denkt irgendeiner an diese kitschige Geschichte über den Turm in Babel?
Menschen und Signale. Codes und die Masse. Interessante Themen über die es sicherlich auch interessanten Studienarbeiten von ziemlich hellen Leuchten gibt (die, ich nehme an, weit weniger fern sahen, als ich es tat. Weit weniger fern sehen, als ich es immer noch tue). Eine philosophische Ausführung erspare ich den lieben Lesern. Insgeheim will ich sie mir ersparen, denn allzu leicht rutscht man da in kontroverse Behauptungen, die es aufzustellen erstmal gar nicht lohnt. Ferner ich einfach zu zynisch bin um irgendwas sinnvoll zu behaupten.
Es geht mir um diesen Film. THE SIGNAL.
Eigentlich eine Liebesgeschichte. Eine Dreiecksbeziehung. Ein Film also in drei Akte geteilt. Jeder Akt verfolgt eine Perspektive dieser Dreierkonstellation Frau - Gatte - Liebhaber.
Klingt klassisch, ist aber tatsächlich so faszinierend inszeniert, dass es wie frisch aus dem Ofen riecht. Der Clou der Inszenierung. Jeder Akt ist von einem anderen Regisseur. Was nun heißt, der Film ist von drei Regisseuren. Recht verpönt sowas, aber der Film demonstriert ungemein deutlich, welche Qualität eine solche Arbeit auch entwickeln kann.
Der Virus ist in diesem Film herrlich neu interpretiert. Die Ursache für ein Chaos ist ein Signal. Die Überträger sind Fernseher, Radio, Handy. Breitbandmedien also, ohne die wir nicht leben können. (So stellen, wir uns das zumindest vor) - Die Idee ist natürlich fantastisch, und doch impliziert sie ein bisschen Wahrheit, reizt eine empfindliche Stelle in unserer Vernunft, die anfällig ist für solch beunruhigende Fragen wie; Was wäre, wenn... ? -
Vermeintliche Experten meinen doch, dass Funk- und Radiowellen uns schaden. Andere Experten meinen auch, dass das Fernsehen unser zwischenmenschliches Bewusstsein verkrüppelt. Sind wir anderer Meinung oder glauben wir das nicht? Es beunruhigt zumindest, oder? Was wäre der Horror, ohne die Beunruhigung, die uns Experten mit ihren Theorien und Thesen zufügen.
Menschen, die zu Monster werden. Nicht physisch mutieren. Gröhlen, aus Wunden bluten und Eiter kotzen. Haben wir die nicht zur Genüge gesehen, in allen Variationen? Hier bleiben sie menschlich, halten nicht sich für verrückt, sondern die anderen ganz normal Wirkenden, denen sie den Schädel zertrümmern müssen, während sie sich mit weiteren Mitstreitern noch ganz normal unterhalten. Es ist der pure Wahnsinn, der uns in trashigen Bildern und spritzigen Dialogen entgegenschwappt, so raffiniert ausgearbeitet, das man denken könnte, nur wahre Altmeister des Horrors sind dafür verantwortlich zu machen.
Die melodramatische Leistung der Darsteller ist immer auf den Punkt gebracht. Alle spielen ihre Rollen grandios und überzeugen sogar im Detail. Viel Mühe haben sich die jungen Leute da gemacht und man merkt als Zuschauer, die Liebe, die dafür vereint wurde.
Effekte und Masken sind ebenso auf hohem Niveau.
Der Film verliert trotz des blutrünstigen Deckmantels seine Würde nicht. Selten, dass ein Horrorfilm auch noch eine Art von Poesie in sich vereinen kann. Tatsächlich wirkt die Geschichte, die uns erzählt wird, wie ein altbekanntes Märchen über Schwächen und Tugenden des Menschen.
Wird es im ersten Akt noch richtig ungemütlich (und zugegeben erinnert er stark an ein britisches Vorbild), lockert es im mittleren Akt gewaltig auf und man glaubt, Monty Python wäre auf diesen Teil losgelassen worden. Eine sehr starke Episode, die garantiert für einige Lacher sorgt. Ich wunderte mich, wie locker ich doch diesen Genreumschwung in Kauf nahm. Großartig! Großartig!
Der letzte Teil wird schließlich wieder etwas beunruhigender, pendelt zwischen Komödie und Tragödie, schikaniert die Erwartungshaltung des Zuschauers ein wenig, wendet elegant die Schlüsselerkenntnis der Theorie des bisher gesehenen Filmes an, vervollkommnt die düstere Aussage des Films bis zum hysterischen Finale und allein eine kleine Einstellung, die letzte, explodiert in unserem Gedächtnis zum großen erlösenden Ereignis. Gern bleibt man da beim Abspann stumm und hört verzückt dem Score zu.
Find ich genial! Muss ich mir glatt wieder angucken und kann ich nur empfehlen. Auch Leuten, die mit DV-Look nix anfangen können. Weitere Empfehlung: Im Originaltton wesentlich besser genießbar!!!