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The Shrine

The Shrine

HORROR: USA, 2010
Regie: Jon Knautz
Darsteller: Cindy Sampson, Aaron Ashmore, Meghan Heffern, Ben Lewis

STORY:

In einer ländlichen Gegend in Polen verschwinden immer wieder Rucksacktouristen. Drei amerikanische Reporter reisen hin, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie stoßen auf ein abgeschiedenes, unheimliches Dorf, dessen Bewohner offenbar einem finsteren Götzen Menschenopfer darbringen. Doch die Wahrheit ist noch schlimmer ...

KRITIK:

Seinen Einstand im Horrorgenre feierte der junge Kanadier Jon Knautz mit der "Klempner-killt-Dämonen"-Funsplatterei JACK BROOKS MONSTER SLAYER. Da gab es Robert Englund, viel Schleim, ein paar brauchbare Gags, aber das gewisse Etwas hat irgendwie gefehlt. Mit seinem Nachfolgewerk THE SHRINE schlägt Knautz deutlich düsterere Töne an. Der Humor wurde ersatzlos gestrichen; dafür der Blutpegel erhöht und vor allem die Grimmigkeitsschraube angezogen.

Dabei vermittelt THE SHRINE zunächst den Eindruck eines zwar routinierten, aber alles andere als innovativen Horrorfilm, der es zudem gemächlich angehen lässt. Ein bißchen osteuropäisches Backwoodflair, ein bißchen okkulter Mummenschanz; irgendwo zwischen PLAGUE TOWN, HOUSE OF THE DEVIL und URLAUB IN DER HÖLLE (allerdings ohne Wohnmobil).

Es gibt ein paar krude Augenöffner wie die in den Opferritualen zum Einsatz kommende Eiserne Jungfrau im Maskenformat, die pünktlich zum 50jährigen Jubiläum Barbara Steeles Hinrichtung im Prolog des Bava-Klassikers DIE STUNDE WENN DRACULA KOMMT auf gelungene Weise hommagiert. Oder später die halluzinierten Dämonenfratzen, die an die religiösen Endzeitsektierer im unterschätzten END OF THE LINE erinnern. Oder jene morbiden Momente im Leichenlager der Kapuzenmänner. Und dennoch scheint THE SHRINE nach den ersten beiden Filmdritteln einfach nur ein nett gemachter Horrorflick zu sein, den man sich gut angucken kann, der aber keinen Anlass gibt, deswegen sofort nach Hause zu schreiben.

Doch nachdem eine knappe Stunde lang mal mehr, mal weniger mitreißend, mal mehr, mal weniger blutig und stets relativ klischeehaft sowohl Backwood- als auch Kultistenhorror-Routinen heruntergespult wurden, kommt dann dieser perfekt getimte Twist, der vieles plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und die Dinge doch noch in eine unerwartete Richtung laufen lässt.

Plötzlich steht THE SHRINE im Gesamtkontext viel cleverer da als noch eine Minute zuvor und haut dem angenehm-unangenehm überraschten Zuschauer zur Krönung im recht gewalttätigen Finale noch eine Gorekeule vor den Latz. Chapeau, Mister Knautz!

Die fiese Überraschung ist gelungen, das Lächeln des Reviewer am Ende doch zufriedener als erhofft und im kleinen Kontest zwischen dem Funny Knautz (JACK BROOKS MONSTER SLAYER) und dem Evil Knautz (THE SHRINE) geht der Böse Knautz als klarer Punktsieger hervor. Auch wenn Knautz nur im raffiniert getwisteten letzten Drittel wirklich Horror-Champions League-Luft schnuppert; auf einem guten Weg zum respektablen Namen im Genre befindet sich der junge Kanadier auf jeden Fall. 

Ach ja, die deutsche DVD aus dem Hause I-On New Media ist übrigens uncut.

The Shrine Bild 1
The Shrine Bild 2
The Shrine Bild 3
The Shrine Bild 4
The Shrine Bild 5
The Shrine Bild 6
FAZIT:

Jon Knautz hat mit seinem dämonenvernichtenden Klempner JACK BROOKS MONSTER SLAYER sein Debüt eher auf der amüsanten Seite des Splatters gegeben. In seinem zweiten Film schlägt er deutlich dunklere Töne an. THE SHRINE entpuppt sich als völlig humorlose Mischung aus Backwood- und Okkulthorror, die anfangs etwas klischeebeladen anläuft, aber dann doch noch mit einigen atmosphärischen, ein paar blutigen und einem wahren Teufel von Twist punkten kann. Ein Extraküsschen gibt es für die Eiserne Jungfrau im Maskenformat, die nicht nur als Markenzeichen des SHRINE verifiziert ist, sondern auch als kleine Verbeugung vor Bava, Barbara Steele und der STUNDE WENN DRACULA KOMMT betrachtet werden kann.

WERTUNG: 7 von 10 Götzenbilder
TEXT © Christian Ade
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