OT: Serbuan Maut 2: Berandal
ACTION: INDONESIEN/USA, 2014
Regie: Gareth Evans
Darsteller: Iko Uwais, Yayan Ruhian, Raiden Integra
Keine Verschnaufpause! Gleich am Morgen nach der Razzia im Hochhaus wird Polizeirekrut Rama zum nächsten Auftrag verdonnert. Rama soll Undercover in eine Mafia-Organisation eingeschleust werden. Der Weg dorthin führt über ein Gefängnis, wo der Sohn eines Unterwelt-Bosses einsitzt. Dessen Vertrauen soll erschlichen werden. Schwierig, denn der Junior ist ein psychopathischer Hitzkopf, der einen Bandenkrieg vom Zaun bricht ...
Teil 1 faszinierte als extrem verdichtetes Martial-Arts-Spektakel, das, wie Kollege Chris so treffend schrieb, nicht als Film, sondern als Extremsituation begriffen werden wollte: "Eine perfekte wie hyperbrutale Choreographie der Gewalt. Ein wahrer Amoklauf an tödlichen Faustschlägen, Tritten, Messerhieben und Genickbrüchen, der kaum durch eine ruhige Minute und schon gar nicht von abschwächender Ironie unterbrochen wird."
Das lässt sich ohne Umschweife auch von der Fortsetzung behaupten. Mit Ausnahme der ruhigen Minute. Dazu später noch mehr.
Der erste Teil hatte aus der Not eine Tugend gemacht: Der junge walisische Filmemacher Gareth Evans hatte ein episches Gangsterdrama geschrieben, konnte aber das nötige Budget nicht aufstellen. Erst der Erfolg des ersten Films ermöglichte Evans, seine ursprüngliche Vision zu realisieren. Die Geschichte verdient jetzt tatsächlich diese Bezeichnung. Ganze 150 Minuten nimmt sich THE RAID 2 Zeit, diverse Charaktere einzuführen und in knochenbrecherischen Kampfsequenzen aufeinander prallen zu lassen.
Der Film beginnt mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe und endet in einem Inferno aus durchstochenen, blutgetränkten, zerstörten Körpern. Die artistische Körperkunst eines Bruce Lee trifft auf das poetische Bullet Ballett von John Woo und den comichaften Wahnwitz eines Takashi Miike. Und aus der Ferne grüßt die Eleganz des zeitgenössischen koreanischen Gangsterkinos und sogar das epische Storytelling eines Francis Ford Coppola. Ja, der Godfather könnte seine Freude haben mit dem fast schon erschreckend talentierten Wunderkind Evans.
Was ich nicht wirklich einschätzen kann, ist, wie das Gros der Fans, die Teil 1 gerade wegen seiner Videogame-artigen Nonstop-Action lieben, auf die langen Dialogpassagen im zweiten Teil reagieren werden. Ja, Teil 2 gönnt sich auch Momente der Ruhe. Lange Momente der Ruhe. Damit hat offenbar so mancher seine Probleme. In den Reihen vor mir war jedenfalls wiederholt erhöhtes Handyleuchten zu verzeichnen - eine trottelhafte Unsitte, die in mir jedes Mal Gewaltphantasien weckt, die sich nicht einmal Jess Franco zu verfilmen getraut hätte.
So, Rant Ende. Der Film ist natürlich trotzdem großartig.
Teil 1 war ein brachiales Videogame im Kinosaal. Teil 2 ist ein "richtiger" Film, mit Charakterentwicklung, epischem Storytelling und auch atemberaubenden Momenten abseits der irrsinnigen Actionsequenzen. Nach THE RAID 2 müsste die Actionfilmgeschichte eigentlich neu geschrieben werden.
In diesem Sinne: "Wir ziehen in den Krieg!"