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The President's Last Bang

The President's Last Bang

OT: Geuddae geusaramdeul
POLITDRAMASTATIRETHRILLERGROSTESKE: Südkorea, 2005
Regie: Im Sang-soo
Darsteller: Song Jae-Ho, Kim Eung-Su, Gweon Byeong-Gil, Jeong Weon-Jung,...

STORY:

Der Film "rekonstruiert" die Ereignisse der Nacht des 26 Oktober 1979, wo der südkoreanische Militärdiktator Park Chung-Hee von einem seiner besten Freunde und engsten Vertrauten, dem Geheimdienstchef Kim Jae-Kyu, ermordet wurde.

KRITIK:

Hin und wieder sieht man einen Film, nachdem man einfach niederknien möchte um Demut vor seinen Schöpfern zu üben. Wo man einfach hinterfragen möchte, wieso nicht jeder Film eine solche Kraft und Relevanz haben kann, wieso man es sich überhaupt antut, sich so viel "geringeren" Werken hinzugeben.

"The President's Last Bang" ist ein solcher Film, weil er es mit einer ungeheuren Leichtigkeit schafft alles zu sein, was er sein möchte, und das ist eine ganze Menge. Wir sprechen hier immerhin von der Achillesferse der jüngeren südkoreanischen Geschichte, der Hinrichtung des Diktators Park Chung-Hee durch seinen eigenen Geheimdienstchef, ein bis heute unaufgearbeitetes Ereignis welthistorischen Ranges und gleichzeitig eine tiefe und offene Wunde in der koreanischen Gesellschaft, an der von allen Seiten gekratzt, geknetet und herumgezerrt wird, sodass sie sich nicht zu schließen vermag.

War der Präsident ein abgehobener Autokrat, ein Verräter mit viel zu großer Nähe zu den verhassten Japanern, ein debiler Partytiger, ein unverbesserlicher Antidemokrat, oder war er doch der Held der südkoreanischen Nation, der das Land bei seinen Wadeln gepackt hat und es durch eiserne Disziplin und harte Arbeit aufgerichtet hat, in diesem nach dem Koreakrieg zerstörten Trümmerfeld und anfangs gegenüber den "erfolgreicheren" Nordkoreanern so viel weniger überlebensfähig wirkenden Land das Wunder vom Hanfluss initiiert hat, um innerhalb von zwei Jahrzehnten aus der Steinzeit auf das Entwicklungsniveau Westeuropas zu gelangen?

War der Attentäter ein kompromissloser Demokrat, ein Revolutionär, der den Staat im Geiste seiner Vorväter (tatsächlich hat ein direkter Vorfahre von Kim Jae-Kyu an der Verschwörung um die Ermordung eines tyrannischen Herrschers im koreanischen Mittelalter teilgenommen) vom Tyrannen befreien wollte, oder war er doch nur ein machtgieriger Emporkömmling, der aus inneren Dämonen und persönlichem Gram heraus völlig den Verstand verloren hat und dem Land seinen "Führer" genommen hat, aus Frust darüber selbst niemals so weit zu kommen? Bis heute sind diese Fragen nicht geklärt.

Die verlorene Generation der Südkoreaner, die zwölf Stunden am Tag gearbeitet hat um das Wirtschaftswunder zu ermöglichen, sehnt sich in der heutigen scheinbar so komplizierten Welt nach einem starken Führer und einer simplen Vision, die Sicherheit und Wohlstand versprechen und möchte den alten Park rehabilitiert wissen. Andrerseits ist Südkorea längst in der Demokratie angekommen, und auch der zweifelhafte und später selbst hingerichtete Held Kim Jae-Kyu hatte nachweislich in den damaligen Zeiten Kontakt zu einigen prodemokratischen Revolutionären.

Eigentlich kann man aus dieser Situation nicht ganz schlau werden, aber zum Glück gibt es Regisseur Im Sang-soo (Das Hausmädchen), der ganz in der Manier des großartigen koreanischen Kinos alle Fragen beantwortet ohne sich auch nur irgendwie festzulegen oder eine politische Farbe zu wählen.

Es reicht einfach, die Ereignisse zu rekonstruieren, gezeigt durch diesen faszinierenden "Asian-Cinema-Filter", der mühelos vollkommen konträre Elemente, Sichtweisen und Methoden des Filmemachens und der Erkenntisgewinnung in eine komplex-paradoxe Form gießt und dabei einen Film erzeugt, der einfach unglaublich allgemeingültig und allumfassend ist in seiner Darstellung des Lebens, obwohl er doch eigentlich "nur" eine Quasi-Realzeit-Chronik des besagten Abends war.

Aber The President's Last Bang ist einfach soviel mehr: Er berichtet ähnlich wie "Der Untergang" von einer völlig abgehobenen Führungselite, die nichts mehr mit der Realität zu tun hat. Er analysiert ähnlich wie "JFK" die geistige Situation eines ganzen Landes, ohne in dessen Pomp zu verfallen. Gleichzeitig schafft der Film aber auch, ähnlich wie in der französischen Politsatire The Minister, mit wenigen Strichen Charaktere und all die menschliche Tragik zu kreieren, die sie umgibt, ihre Unzulänglichkeiten, ihre im Grunde zum Himmel schreiende Lächerlichkeit bloßzulegen und trotz aller satirischer Überhöhung dabei der Realität sowas von schmerzlich nahe zu kommen, wie es Filmen kaum möglich sein sollte.

Polit-Thriller, Satire, existenzielles Drama, Milieustudie, alles in einem, alles perfekt unter einen Hut gezaubert. Ein Film verrückt wie das Leben selbst. Ein Film, der einen traurig macht darüber, wie schlecht die meisten anderen Filme sind. Ein Film, der einem die Augen öffnet und mit den menschlichen, allzu menschlichen Schwächen unserer Politiker schockiert. Ein vollkommen absurder Film, der genau deswegen todernst ist. Ein verrückter Film, der so irre sein muss, um die Krankheit des Lebens zu verstehen und zu überstehen um schließlich gesund zu werden. So arbeitet man Geschichte auf. Traum-haft!

The President's Last Bang Bild 1
The President's Last Bang Bild 2
The President's Last Bang Bild 3
The President's Last Bang Bild 4
The President's Last Bang Bild 5
The President's Last Bang Bild 6
The President's Last Bang Bild 7
FAZIT:

Sang-soo's The Presidents Last Bang ist ganz großes Kino, eine mühelose Verschränkung großer völlig widersetzlicher Themen und Herangehensweisen und trotz aller satirischer Überhöhung ein komplexes zeitgeschichtliches Dokument über die Ermordung des südkoreanischen Diktators Park Chung-Hee, ganz in der Tradition des großartigen zeitgenössischen südkoreanischen Kinos. Zum Niederknien wie hier ein Wendepunkt der Geschichte eines Landes konsequent in all seiner Lächerlichkeit abgearbeitet wird. Das muss man sicher erst einmal trauen!
In diesem Tonfall wünsche ich einen Film über Jörg Haider ...

WERTUNG: 9 von 10 tote Köche
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Harald | 16.03.2012 13:16
Aha, aus 2005 also. Und warum erfährt die Welt erst jetzt davon?
Außerdem überlege ich gerade, wer den Jörg Haider-Film machen
könnte. Aber sag jetzt bitte nicht David Schalko.
Ralph | 16.03.2012 13:32
Regie müsste ausgesourct werden. Drehbuch können wir schreiben. :)
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