THRILLER: USA, 2007
Regie: Joel Schumacher
Darsteller: Jim Carrey, Virginia Madsen
Walter Sparrow befindet sich auf direkten Weg in den Wahnsinn: Nicht nur, dass er gerade ein Buch liest, dessen Inhalt eine nahezu identische Kopie seiner Lebensgeschichte zu sein scheint - das Buch handelt auch noch von der mystischen Zahl 23, die ihn immer mehr in ihren Bann zieht.
KRITIK:Es gibt zweifellos Filme, die es schaffen, rund um eine Zahl eine fesselnde Story aufzubauen und den Zuseher damit tatsächlich in ihren Bann ziehen. Das Thriller-Meisterwerk Seven sei hier als Paradebeispiel genannt. Natürlich braucht es auch regelmäßig Gegenbeispiele, damit man sich bewusst wird, wie gut doch so mancher Film gewesen ist und warum man sich selbigen immer wieder gerne ansieht - und da hätten wir The Number 23 als Beispiel.
Es mag daran liegen, dass es schlicht schwieriger ist bis 23 als nur bis 7 zu zählen - aber ganz unter uns: ich glaube nicht.
Aber es wäre ja nicht so, als hätte man es nicht erahnen können - immerhin sitzt mit Joel Schumacher ein wahrer Könner des Zerstörens großer Mythen am Regiestuhl - er hat Tim Burtons Batman-Filme nachhaltig durch seine eigenen geschädigt, und selbst vom Phantom der Oper konnte er seine Finger nicht lassen. Und auch aus 8 MM hätte wohl sogar Steven Spielberg einen guten Film machen können.
Seltsam, dass er trotz seines mäßigen Talents doch zahlreiche namhafte Filme auf seiner Liste hat.
Vielleicht ist er einfach ein Regisseur, der das Mainstream-Herz gut treffen kann -
leicht verdauliches, effekthascherisches, klischeegetränktes Hollywood-Zeug,
das zumindest in handwerklicher Hinsicht über B-Movie-Niveau deutlich hinausgeht.
Immerhin muss ich ihn für Phone Booth (deutscher Titel: Nicht auflegen!) in Schutz nehmen - hier hat er aus schwieriger Vorlage sehr viel herausgeholt und seinen besten - und leider oft unterschätzten - Film abgeliefert. Aber da wären wir dann wohl beim Thema mit den blinden Hühnern und den Körnern ...
Was bleibt zu The Number 23 zu sagen? Schumacher bemüht sich redlich, das Mystische an der titelgebenden Zahl herauszuarbeiten und den Zuschauer genauso wie Hauptdarsteller Carrey in den Bann der Zahl zu ziehen. Mehr als die üblichen Stilmittel (schnelle Kamerazooms, Bewegungs-unschärfe, Geisterstimmen) fallen ihm aber nicht ein - und somit fällt das gesamte Konzept des Films.
Dass auch die Schauspieler nicht wirklich überzeugt waren, ist unschwer an deren eher gelangweilten Spiel zu erkennen. So plätschert der Film bis zur Schlusswendung recht gemächlich dahin, tritt nebenbei in das eine oder andere leider allzu glitschig-grausliche Plot-Fettnäpfchen - und bietet selbst am Ende so viel Faszination wie ein Rosamunde Pilcher-Abend in ORF2.
Und apropos ORF ...
... wer versehentlich in den letzten Tagen ORF1 für die ZiB eingeschalten hat und heute noch unter Folgeschäden leidet, die neuerdings die dort aufspielende, schlechteste Laienschauspielerversammlung der 2. Republik verursacht - der wird in "The Number 23" vergleichsweise wahrlich herausragende schauspielerische Leistungen finden - und auch ein Drehbuch, das sich - trotz aller Schwächen - seinen Namen verdient hat. Wer also durch eine fatale Gewohnheits-Fehlbedienung der Fernsteuerung heute noch Schüttelfrost und Angstzustände hat, darf sich gerne vom Arzt ein Kinoticket zu The Number 23 verschreiben lassen. Ein richtig guter Film wäre nämlich vermutlich vorerst zu viel für die angegriffene Filmfanseele.