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Der Aufsteiger

Der Aufsteiger

OT: L'exercice de l'État
POLITTHRILLERSATIRE: Frankreich, 2011
Regie: Pierre Schoeller
Darsteller: Olivier Gourmet, Michel Blanc, Zabou Breitman

STORY:

Bertrand Saint-Jean (Gourmet) ist der Verkehrsminster Frankreichs. Und er ist ein aufgehender Stern am Polithimmel, der sich immer weiter nach oben arbeitet. Wäre da nicht ein Problem. Die Bahnhöfe sind ein Fass ohne Boden, jedoch steht er nun einmal dafür nicht zu privatisieren. Der Druck vom Präsidenten und vom Finanzministerium wird immer größer, aber er will sein Image nicht gefährden ...

KRITIK:

Regisseur und Autor Pierre Schoeller meinte bei der Viennale, dass das Publikum in Cannes etwas enttäuscht war, denn nach der omnipräsenten Affäre Dominique Strauss-Khan hatten sich die Zuseher einen "Porno-Chic" erwartet. Und nicht einen Film über einen Verkehrsminister, der darüber nachdenkt, wie er die Bahnhöfe privatisieren kann, obwohl er immer dagegen aufgetreten ist.

Dabei geht es so "erotisch" los. Im feuchten Traum des Ministers, der sich selbst als Krokodil wahrnimmt, tummelt sich eine nackte Frau, die lasziv ihre Beine vor ihm spreizt, bevor sie in seinen Rachen klettert. Doch dann kommt alles anders. Denn Pierre Schoeller meinte er wollte eigentlich einen Actionfilm machen und irgendwo stimmt das ja auch, denn er rast mit einem Tempo durch das im Grunde stocktrockene Politikerdasein, dass einem Hören und Sehen vergeht.

An dieser kleinen Frage, Privatisierung oder nicht, hängt das ganze Sein oder Nichtsein der Figuren, der Politik, des Staates. Und es ist nicht einmal eine ideologische Frage. Mit dieser naiven Sicht der Dinge räumt der Film sowieso auf. Es geht einfach nur darum eine Identität, ein Image, eine Marke zu kreieren und dieser Entität entsprechend zu kommunizieren beziehungsweise sich dieser entsprechend zu vermarkten.

Dazwischen heißt es Grabenkämpfe zu gewinnen, die richtigen Krawatten zu tragen, endlos in der Gegend herumzufahren, sich als Macher aufspielen und dabei im Grunde nichts zu leisten, während man gleichzeitig den Staat am Laufen hält, als Entschuldigung und Grundvoraussetzung seiner selbst. Jede Geste, jedes Gesetz, alles wird zur Lüge, zum Tropus, zum synthetischen Derivat losgelöst von jeder Wirklichkeit des Systems, das sich längst selbst verwaltet und wie auf Autopilot reproduziert ohne einen Eingriff zu dulden. Die Politiker werden zu fremdgesteuerten Schachfiguren, die als Beruhiger und Projektionsfläche die Realität, die sich längst nicht entschlüsseln, geschweige denn beherrschen lässt, rhetorisch weichspülen und entkomplizieren. Aber diese kleine Pseudomacht scheint ihnen zu reichen um sich daran aufzugeilen, wirkt als Rauschverstärker und Aphrodisiakum.

L'Exercice de l'État ist ein wahres Kaleidoskop: ein Schauspielerfilm (voll begnadeter Akteure), beißender Witz, ausgeprägte Sinnlichkeit und Emotion, latenter Nihilismus, und Politkommentar mit dem Effekt den Zuseher in einen Strudel aus Enthusiasmus und Irritation ob Form und Inhalt zu ziehen. Ein Kunstwerk, das seinen Wahnsinn perfekt auf das Publikum überträgt. Irrer Film!

Der Aufsteiger Bild 1
Der Aufsteiger Bild 2
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Der Aufsteiger Bild 5
FAZIT:

Ein Essay, eine Satire, ein akademischer Actionfilm, eine Penislängenvergleichsstudie, eine Dekonstruktion des Homo Politicus, und trotzdem unterhaltsam und mitreißend, wenn auch auf eine bizarre Art. Man weiß nicht ob man angewidert oder stimuliert sein soll von dem merkwürdigen Treiben auf der Leinwand. Unbedingte Empfehlung!
Jetzt im Kino. OmU im Votiv.

WERTUNG: 8 von 10 Verkehrstote
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Harald | 13.02.2013 10:53
Na dann, auf die Watchlist.
Robert Poyer | 06.05.2013 10:12
Wenn dich dieser langweilige "Politthriller" so begeistert hat,bist du zu bedauern,doch verschone echte Filmfreunde mit Kommentaren, welche ihnen das Geld aus der Tasche ziehen.Ein Costa Gavras würde zur Salzsäure erstarren,wenn man ihm diesen Schinken zeigt
Wenn du einen echten solchen nicht kennst,dann sieh dich mal um ANDRE CAYATTE`s "STAATSRAISON" um,da gab es noch Handlung,Akteure und einen Regisseur,der
aufgrund seiner Filme sogar in Paris Drehverbot bekam.Der heutige Scheiß von Filmen ist keinen Euro wert.
Ralph | 21.08.2013 23:16
1) Ich nehm Staatsraison gerne als Tip mit.
2) Ich kann nun wirklich nichts dafür, dass ich als Kind meiner Generation die tollen Siebziger im Kino verpasst hab.
3) Die Akteure waren superb.
4) Ich glaube es ist gar nicht so einfach heute in Westeuropa Drehverbot zu bekommen. Da müsste man einen rassistischen Snuff-Film drehen. Das ist also wirklich kein Kriterium.
5) Und wenn mir aber Leute mit "Handlung" kommen, dann weiß ich meistens, dass sie die sinnlich-ästhetische Ebene von Filmen nicht verstehen. Das liegt meistens an einer begrenzten Wahrnehmungsgabe. Ergo geh ich davon aus, dass du den Film nicht kapiert hast, weil du schlicht und einfach auf der falschen Ebene dein Filmglück gesucht hast. Macht aber nichts. Niemand ist perfekt. ;-)
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