OT: El Maquinista
THRILLER: E, 2004
Regie: Brad Anderson
Darsteller: Christian Bale, Jennifer Jason Leigh, Michael Ironside
Trevor Reznik (Christian Bale) leidet unter schweren Schlafstörungen, die ihn bis zum Skelett abmagern ließen. Völlig übermüdet verursacht er einen Unfall, der einem Arbeitskollegen den Arm abtrennt. In der Arbeit wird er angefeindet; Misstrauen, Angst und Schuldgefühle plagen ihn, seine Paranoia nimmt bald krankhafte Züge an ...
KRITIK:
Ein Paranoia-Thriller. Gedächtnisverlust, Auflösung dessen, was man üblicherweise unter Realität versteht, und Verschwimmen von Bewußtsein und Einbildung
gehören ja zum guten Genre-Ton.
In einigen Kritiken wurden auch die unvermeidlichen Vergleiche mit 'Fight Club',
'Memento', 'Pi' und Konsorten gezogen. Stimmt auch alles, irgendwie.
Dennoch wäre es unfair, Brad Anderson's aus Kostengründen im europäischen Genre-Wunderland Spanien gedrehtem
Psychothriller reines Abkupfern vorzuwerfen. Dafür bietet der Film zuviel Eigenständiges:
Da wäre zum Ersten die einprägsame Bildsprache: Dreckige, ausgewaschenen Blau- und Grüntöne bestimmen den Film, so dass man sich in einen überlangen Videoclip von Aphex Twin oder Nine Inch Nails versetzt fühlt.
Der Film beginnt gemächlich, steigert aber seine Spannung und beklemmende Atmosphäre kontinuierlich.
Bis hin zur finalen Auflösung, die einige Kritiker als zu banal bemängelten.
Sorry, werte Kollegen, was Euch zu simpel oder gar als Schwachpunkt des Films erscheinen mag, ist in Wahrheit ein großer Bonus.
Ich finde es äußerst erfreulich, dass "The Machinist" eben NICHT Standard-Klischees wie a) das Übersinnliche, b) Außerirdische oder c) schizophrene Serienkiller bemüht.
Sondern stattdessen existentielle Fragen nach Schuld, Sühne und Erlösung stellt.
Erlösung, die unserem gepeinigten, Dostojewski lesenden Helden am Ende auch gewährt wird. Mehr wird aber nicht verraten.
Christian Bale, der für diese Rolle nicht weniger als 30 Kilo abgenommen hat, sieht hier wirklich erschreckend aus. Der ehemalige 'American Psycho' verkörpert hier eine schaurige Leidensfigur, wie man sie nicht alle Tage im Kino sieht. Ihm zur Seite steht eine hinreißend schmuddelige Jennifer Jason Leigh, wieder in ihrer Paraderolle als Prostituierte.
Leider etwas zu kurz im Bild: Der charismatische B-Movie-Veteran Michael Ironside, bekannt aus Filmen wie 'Total Recall' oder 'Scanners'. Interessante Schauspieler also in einem Alles-andere-als-08/15-Psychothriller, den man getrost ansehen kann.
Ach ja, noch etwas: Der Film schlägt akustisch eher leise Töne an.
Es gibt keinerlei dröhende Spezialeffekte, und die übrigens sehr wirkungsvolle Filmmusik bleibt unaufdringlich im Hintergrund.
Jene Banausen, die offenbar nur wegen der Erlebnisgastronomie ins Kino gehen, stören deshalb noch mehr als sonst.
Warum können diese Ruhestörer ihre raschelnden Chipsackerln nicht einfach zu Hause vor der Glotze leer fressen?
Mein Tipp: Samstag-Abend-Vorstellungen eher meiden ...
Spannender, atmosphärisch und schauspielerisch mehr als überzeugender Psychothriller.