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The Lovely Bones - In meinem Himmel

The Lovely Bones - In meinem Himmel

OT: The Lovely Bones
DRAMA: USA, 2008
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Saoirse Ronan, Stanley Tucci, Mark Wahlberg, Rachel Weisz

STORY:

Susie wird ermordet. Doch anstatt dass ihr Geist auf "die andere Seite" wandert, verweilt sie in einer Art Netherworld: in ihrem Himmel. Manche Menschen in der Welt der Lebenden können sie noch spüren; auch umgekehrt kann sie ihre Familie beobachten. Und auch ihren Mörder, der Spur um Spur verwischen lässt…

KRITIK:

THE LOVELY BONES (mit dem unsäglichem deutschem Titel "IN MEINEM HIMMEL") macht vieles richtig und leider auch vieles falsch.

Auf der Plus-Seite hätten wir mal den Cast, welcher allen voran aus der liebenswerten Saoirse Ronan besteht, die wohl kaum einer kennt. Alice Sebold, die Autorin der Romanvorlage, wollte jedoch ausdrücklich eine unbekannte Schauspielerin für die Rolle der Susie.

Keine schlechte Wahl, denn Saoirse ist das perfekte Mädchen von nebenan, normal und doch irgendwie besonders. Im Gegensatz dazu die wohlbekannte Susan Sarandon, die sichtlich Spaß an ihrer Rolle als durchgeknallte, alkoholsüchtige Großmutter hatte.

Weiters gut gelungen ist die Erzählweise (die dennoch ein paar logische Unstimmigkeiten hat), in denen es Peter Jackson durchaus schafft, die Audienz auf falsche Fährten zu locken, um der Story dann plötzlich doch eine andere Richtung zu geben.

Man kann die Kooperation von Spielberg und Jackson richtig spüren: Auf der einen Seite das vorhersagbare, aber liebevolle Geschichtlein, auf der anderen der Hang zu abgründigen Story-Wendungen, die oft aber nicht ganz sinnvoll erscheinen. Herausgekommen ist ein eigentlich brauchbarer Kompromiss (dem leider auch der etwas sinistere Original-Schluss zum Opfer fiel (Der Testaudienz gefiel er nicht)).

Womit wir auch schon bei der Minus-Seite gelandet wären. Da wäre mal der Soundtrack. Man könnte meinen, dass die zwei Hollywood Giganten Spielberg und Jackson wohl die Kohle und Kontakte gehabt hätten, einen einigermaßen guten Musiker anzustellen. Stattdessen griff das Sound-Department in die Klomuschel der Ethno-Musik und zog daraus nichtssagende, dudelnde Akustikverbrechen, zu denen in Vergleich selbst das Spar-Einkaufsradio wie Mozart erscheint.

Und dann gibt’s da noch das Problem mit dem Himmel. Schon oft waren Filmemacher mit der Frage konfrontiert: Wie soll man den Himmel darstellen? Und leider wurde die Frage, wie auch schon so oft, mit der Standard-Antwort bei Hollywood-Produktionen beantwortet: Mit Phantasillionen-an-Dollars-kostenden-Computergrafiken. - Und daran kann man nur scheitern.

Bereits Robin Williams stolperte durch die himmlischen Computerwelten in HINTER DEM HORIZONT und flog dabei furchtbar auf die Nase. Und so hüpft, springt und tanzt Susie minutenlang durch sicher unglaublich teure Pixel-Szenarien, die so nützlich für den Film sind, wie eine ungeschlachtete Kuh zum Erstellen einer vegetarischen Gemüse-Suppe.

Liebe Filmemacher, merkt euch das: Den Himmel stellt sich jeder Mensch ganz anders vor! Keine allgemeine Darstellung wird dieser Vorstellung je gerecht werden, und wenn ihr ihn schon ansatzweise zeigen müsst, dann ist die Lösung SICHER NICHT in Pseudo-Ethno-Fantasy-springender-Delphin-vor-Wasserfall-Computer-Grafiken zu finden. Spart euch die Millionen und überweist sie stattdessen Filmtipps.at als Consultinghonorar. Ihr bekommt einen besseren Film dafür!

The Lovely Bones - In meinem Himmel Bild 1
The Lovely Bones - In meinem Himmel Bild 2
The Lovely Bones - In meinem Himmel Bild 3
The Lovely Bones - In meinem Himmel Bild 4
The Lovely Bones - In meinem Himmel Bild 5
FAZIT:

Ganz nette Story von Mord, Rachegelüsten, Familienbanden und Liebe, die einem leider jedoch durch eine Hölle von esoterischen Computer-Himmeln vermiest wird. Sorry, Spielberg und Jackson, so gern ihr auch Fantasy- und Computer-Kling-Bimb mögt, manchmal ist es doch besser, sich davon zu trennen; ihr habt euch selbst ein mögliches Meisterwerk zerhaut.

WERTUNG: 5 von 10 absolut sinn-fragwürdigen Enten-Fallen
TEXT © Andreas Berger
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Dein Kommentar >>
Ruuthi | 04.03.2010 00:57
Ja, es stimmt schon: Fängt stark an, und wirkt dann nach und nach etwas verwurstelt, nicht mehr stimmig, auch nicht mehr besonders fesselnd. Aber eine Hauptdarstellerin, an die man sich erinnert. Natürlich hab ich von Jackson mehr erwartet.
>> antworten
Nico | 20.02.2010 01:33
hab den Film noch nicht gesehen... -

versteh jetzt nicht so ganz deine Kritik... von wegen, "liebe Filmemacher, jeder stellt sich den Himmel ganz anders vor"... der Film zeigt doch IHREN Himmel (wahrscheinlich buchgetreu ??!? wer hats gelesen?) , ebenso, wie wir in HINTER DEM HORIZONT den Himmel von dem Typ gespielt von Robin Williams sehen...
die Filmemacher fragten sich eigentlich eher; "Wie schaut ihr/sein Himmel aus?" und nicht "Wie schaut der Himmel aus?" -

in beiden Beispielen sehen wir auf die Figuren zudrappierte Himmelswelten... - gut CGI, wers darf, der machts eben.

Es darf, find ich, gut aussehen, aber schad ists, wenn die Kreation völlig ohne dramaturgischen Gehalt ist, geb ich dir Recht, und die Figur und vor allem der Zuschauer bloß was zum gucken und staunen hat... - Bei Hinter dem Horizont war, mMn, alles richtig gemacht.... - man durfte staunen und ein bisserl hat man auch über die Figur erfahren... ich hoff, das habe ich mir nicht nur eingebildet.- Leider ist der Film sowas von sentimental...
Andreas | 20.02.2010 03:20
schau dir "in meinem himmel" mal an, und dann diskutieren wir hier weiter, wenn du das dann noch möchtest :-)

(aja, und HINTER DEM HORIZONT war meiner ansicht nach eine bei weitem bessere himmel-darstellung als bei den schönen knochen hier. zumindest hatte sie dort zumindest sinn.)
Movie King | 24.02.2010 10:09
da stimme ich dir ganz zu, es geht um den himmel wie ihn sich Susie Salmon vorstehlt und nicht um eine darstellung des "Himmels" im allgemeinen!
und schlechter soundtrack??? -> ich sag nur Song to the Siren!!!
Nico | 04.03.2010 18:59
Bin der Meinung einen guten Film gesehen zu haben... einige Szenen gingen sogar unter die Haut, vor allem wurde hier eine großartig durchkomponierte Parallelmontage zelebriert, wie schon seit... nunja... Herr der Ringe nicht mehr gesehen. Ferner Suspense nach Vorbild!

Fand auch das Gleichgewicht gelungen... einerseits zwischen dieser farbenprächtigen Familienwelt, wie sie zärtlich, brutal am Tod Susies zerbricht und dieser unfassbar monströsen Welt, in der der Mord, der Mörder und mit dem ihnen die Sehnsucht und die Wahrheit lauert...

andererseits gelungen auch das Gleichgewicht zwischen der Welt, in der Susie sich nach ihrem Tod aufhält und den manchmal... nona... gnadenlos-fiesen Digitalbildern... wo man alles sieht... Poren, Falten, Narben, jede Schweißperle...
Mir gefällt da Jacksons Überzeugung, dass es in so einem Hollywoodfilm... Häßlichkeit geben darf... oder vielleicht soll. Und der Film, und das rechne ich ihm einfach hoch an, will nicht naiv und niedlich sein... ich mein, das erlaubt der Stoff eh nicht, aber visuell wurde da in jeder Hinsicht gezaubert... das was gut ausschauen muss, sieht gut aus; das was häßlich aussehen soll, sieht häßlich aus. - Da kenn ich andere Beispiele... -
Das und die gekonnte Umschiffung von Sentimentalität... ist in meinen Augen allein zwei Pluspunkte wert. -

Also... ging mit einem fragilem Lächeln aus dem Kino... sowas hab ich gern und kommt selten vor.
8/10
>> antworten
Nic | 19.02.2010 19:22
Wahrlich ein unausgegorener genre-mix. Anscheinend eines dieser unverfilmbaren bücher. Dennoch 7/10 wegen der produktionsqualität und der message für kleine mädchen ;)
Nic | 19.02.2010 23:16
ps: s. ronan kennt jeder der atonement gesehn hat; und wer den verpasst hat sollte sich..wait for it..schämen :p
Andreas | 20.02.2010 03:21
was ist die message für kleine mädchen?
Nic | 20.02.2010 11:24
du wüsstest es wenn du aufgepasst hättest, anstatt beim sehen bereits einen veriss im kopf zu schreiben ;)
Andreas | 20.02.2010 12:06
hmm, vielleicht: hüte dich vor personen, die mit einem großen gestrüpp aus baum-ästen auf dich zugehen?
Andreas | 20.02.2010 12:07
ps: außerdem ist 5 von 10 bei mir kein "veriss", sondern bedeutet, dass der film durchschnittlich ist. kann man sich also durchaus ansehen.
Nic | 20.02.2010 13:32
schau dir auch mal "where the wild things are" in OV an. zum vergleich..
Andreas | 20.02.2010 13:49
hmm, dieses "where the wild things are" habe ich scheinbar im kino verpasst... sieht aber nach meinem geschmack aus. ich mag märchengeschichten.
Andreas | 03.03.2010 10:16
@Nic: Vielen, vielen Dank für den Tip mit den Wild Things.

Ein wirklich toller, origineller, einzigartiger Film mit wunderbar lakonischem Humor!

Was den Vergleich der Fantasiewelt zu Lovely Bones betrifft muss man sagen: So! (WTWTA) So nicht (LB)! Keine Sinnlose Computergrafik, kein unnützes Kling-Bimb. So wie bei WTWTA könnten alle imaginären Welten sein.

8 von 10 Zottelmonster am Strand.
Nic | 04.03.2010 00:43
my pleasure :)
>> antworten
Susi | 19.02.2010 15:09
"...wie eine ungeschlachtete Kuh zum Erstellen einer vegetarischen Gemüse-Suppe."

LOL!
>> antworten
Ralph | 19.02.2010 14:19
Vielleicht hätten sie den Film nicht vollenden sollen und in vierzig Jahren eine Doku mit dem Titel "Inferno 2 - L'enfer de Peter Jackson" drüber machen sollen, dann hätte das sicher mehr Spaß gemacht;-)
>> antworten