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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
The Libertine

The Libertine

DRAMA: UK, 2004
Regie: Laurence Dunmore
Darsteller: Johnny Depp, John Malkovich, Samantha Morton, Jack Davenport, Rosamund Pike

STORY:

Theaterverfilmung frei nach dem ebenso exzessivem wie auch kurzem Leben des berüchtigten Schwerenöters John Wilmot (Johnny Depp), dem zweiten Earl of Rochester, der das London des 17. Jahrhunderts unsicher machte.

KRITIK:

Es ist sicher nicht die einfachste historische Persönlichkeit, der sich Laurence Dunmore in seinem Regiedebüt zuwendet. John Wilmot war ein bekennender Schwerenöter, Mitglied der berüchtigten Merry Gang, den Frauen wie dem Alkohol verfallen, vertrieb er sich seine Zeit mit Glücksspiel, Theaterbesuchen und wenn ihm die Muse küsste, schrieb er obszöne Gedichte und fertigte ebensolche Zeichnungen. Das alles war selbst König Charles, seines Zeichens auch nicht gerade ein Musterknabe, zu viel, so verbannte den eigensinnigen Künstler des öfteren von Hof oder gleich direkt aus London.

Wie aber soll man sich einer solchen Person, einem solchen Bürgerschreck und enfant terrible, nähern? Wie nähert man sich jemanden der sowohl den König für seine sexuellen Ausschweifungen auf Staatskosten angreift, als auch ein Gedicht über "Signior Dildo" verfasste? Einer Person, die gleichermaßen abstößt und fasziniert? Dunmore versucht das schwierige Unterfangen, indem er Wilmot bereits im Prolog klarstellen lässt: "You will not like me". Und an den weiblichen Teil des Publikums gerichtet: "I’m up for it. All the time."

Blöd nur, dass der Prolog von niemand geringerem als Johnny Depp gesprochen wird. Und so ganz will man dem guten Johnny dann doch nicht abnehmen, dass man ihn nicht mögen wird. Wie auch immer, Johnny Depp beweist jedenfalls abermals, dass er ein Faible für exzentrische Rollen hat. Und diese auch unnachahmlich verkörpern kann. Lediglich einmal ist man als Zuseher leicht irritiert, wenn nämlich zur Sprache kommt, dass der Film-Wilmot wohl Mitte bis Ende Zwanzig ist. So ganz als Mittzwanziger geht der gute Johnny dann doch nicht durch, aber andererseits, Wilmot hat ja gesoffen wie ein Loch und das wird sicher auch nicht spurlos an ihm vorübergegangen sein. Wage ich einmal zu behaupten.

"The Libertine" basiert auf einem erfolgreichen Theaterstück, und kann das Etikett "Theaterverfilmung" leider nie ganz ablegen. Die Verfilmung ist streckenweise sehr dialoglastig, zudem wirkt die Story selbst manchmal zu bühnenlastig. Die Transformation Bühne - Film wirkt nicht huntertprozentig gelungen, zumal der Film selbst visuell auch nicht sonderlich aufregend daherkommt. Sicher, Kostüm und Ausstattung sind beeindruckend, dafür sind die grobkörnigen Bildern mit denen der Film, wohl als Stilmittel, in dunkleren Szenen aufwartet, etwas gewöhnungsbedürftig. Vielleicht sollen die grobkörnigen Bilder dem Film auch etwas Verruchtes geben, denn im großen und ganzen kommt der Film für seine Thematik erstaunlich handzahm daher. Sicher, es wird viel dirty language gesprochen und der Film wirkt manchmal auch etwas dreckig, doch die großen Exzesse werden nur angedeutet. Lediglich ein paar mal wird der Film ein wenig ausfällig: Wenn nämlich die Macher zeigen, wie eine großes Aufführung von Wilmot, hätte man ihm komplett freie Hand gegeben, wohl ausgesehen haben würde. Oder wenn Wilmot durch den nächtlichen Park streift, gepeinigt von düsteren Visionen. Solche Szenen sind jedoch in der Minderheit.

Was bleibt ist ein Kostümfilm, der vor allem Freunde großen Schauspielkinos ansprechen dürfte. Johnny Depp ist als Wilmot, allen Altersunterschieden zum Trotz, eine Bank und John Malkovich sieht mit langer, schwarzer Perücke dem echten Charles II verblüffend ähnlich. Samantha Morton hingegen dürfte weniger optische Ähnlichkeit mit der von ihr verkörperten Elizabeth Barry haben, galt die echte Barry damals ja nicht gerade als Schönheit.

The Libertine Bild 1
The Libertine Bild 2
The Libertine Bild 3
The Libertine Bild 4
The Libertine Bild 5
The Libertine Bild 6
FAZIT:

Obwohl das Budget vermutlich nicht allzu üppig gewesen sein dürfte, stampfe Laurence Dunmore eine recht ordentliche Theaterverfilmung aus dem Boden. Die Kostüme sind beeindruckend, die Regie ist solide und der Film selbst sehr dialoglastig. Der große Trumpf von "The Libertine" sind da schon die Schauspieler. Außerdem kann dem Film zugute gehalten werden, dass man so einiges über den zweiten Earl of Rochester und seine Zeit erfährt.
Der Film dürfte eher Freunde von Kostümfilmen und großem Schauspielkino ansprechen. Sofern sich diese von der dämlichen deutschen Tagline "Sex, Drugs und Rococo" nicht abschrecken lassen.

WERTUNG: 6/10
TEXT © Gerti
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Nic | 09.07.2010 15:26
hab ich als sehr langweilig in erinnerung. nur die schauspieler haben mich angelockt. womöglich der einzige grund da rein zu schauen
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